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Schadrach im Feuerofen

Schadrach im Feuerofen

Titel: Schadrach im Feuerofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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versuchen.«
    »Es gibt nichts, was ich tun könnte. Willst du mir das glauben?«
    »Ich war ganz sicher, daß, wenn mir jemand helfen kann, du derjenige sein würdest. Aber du erinnertest dich nicht mal an mich. Willst keinen Finger heben.«
    »Hast du schon mal Zimmermannsarbeit gemacht, Jim?« fragt Schadrach.
    »Du meinst, zur Meditation? Hat mich nie interessiert.«
    »Es könnte dir helfen. Es wird deine Krankheit nicht heilen, aber es könnte dir helfen, damit zu leben. Die meditative Arbeit zeigt dir die Zusammenhänge, die du von selbst nicht ohne weiteres sehen kannst. Sie hilft dir, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.«
    »Und du bist einer von denen?«
    »Ich gehe hin und wieder. Immer wenn es zu dick kommt und ich nicht weiter weiß. Es gibt solche Werkstätten auch hier; ich habe unten beim Fischereihafen eine gesehen. Würde mir nichts ausmachen, mit dir zu gehen. Es würde dir gut tun.«
    »In der Stockton-Street gibt es eine Bar, in die ich oft gehe. Wie wär’s, wenn wir statt dessen dahin gingen? Angenommen, du würdest mir einen ausgeben. Das würde mir besser tun.«
    »Zuerst also in die Bar, dann in die Werkstatt?«
    »Wir werden sehen«, sagt Ehrenreich.
    Die Bar ist ein dunkles, muffig riechendes Loch. Man muß bezahlen, bevor einem eingeschenkt wird. Sie bestellen Martini. Nach dem zweiten Glas legt sich Ehrenreichs Verärgerung; er wird griesgrämig und benebelt, ist aber weniger bitter. »Tut mir leid, daß ich das vorhin sagte, Mann«, murmelt er.
    »Ist schon gut.«
    »Ich dachte wirklich, du wärst der Mann, der mir helfen kann.«
    »Ich wollte, ich könnte es sein.«
    »Ich wünsche dir nichts Schlechtes.«
    »Ich bin schon in Schwierigkeiten«, sagt Schadrach. »Hänge an den Fingernägeln über dem Abgrund.« Er lacht, bestellt eine neue Runde und hebt sein Glas. »Macht nichts. Prost, Freund.«
    »Prost, Mann.«
    »Nach diesem gehen wir zur Werkstatt, in Ordnung?«
    Ehrenreich schüttelt den Kopf. »Ich nicht. Für mich ist das nichts, weißt du. Nicht jetzt. Nicht gerade jetzt. Geh ohne mich. Dränge mich nicht, geh einfach ohne mich.«
    »Ist gut«, sagt Schadrach.
    Er leert sein Glas, drückt Ehrenreich zum Abschied flüchtig den Arm – der Mann hängt mit glasigem Blick an der Theke, kaum noch ansprechbar – und geht hinunter zum Fischereihafen. Aber die Zimmermannsarbeit bringt Schadrach heute keine Erleichterung. Seine Hände zittern, er kann sich nicht konzentrieren und ist unfähig, den meditativen Zustand zu erreichen. Nach einer halben Stunde geht er wieder. Auf einem Parkplatz in der Nähe sieht er einen Wagen voller Milizionäre stehen. Sie beobachten ihn noch immer. In dem Wagen ist auch ein bärtiger Mann in Zivilkleidern. Ehrenreich? Ist das möglich? Aus dieser Entfernung kann er die Gesichter nicht erkennen, aber die dicken Schultern sehen ungefähr richtig aus, und auch das dünne Haar würde passen. Schadrach wird sehr nachdenklich. Nach der Rückkehr ins Hotel packt er und fährt zum Flughafen. Stunden später ist er auf dem Weg nach Peking.
     

23
    In Peking kommt Schadrach im Hotel der Hundert Tore bequem unter. Es liegt im alten Gesandtschaftsviertel am Rande der Verbotenen Stadt, wo Kublai Khan und Ch’ien lung einst residierten. Hier in Peking beginnt Schadrach wieder Signale vom Vorsitzenden zu empfangen. Er ist noch immer zwölf- oder dreizehnhundert Kilometer von Ulan Bator entfernt, jenseits des eigentlichen telemetrischen Bereichs, und so sind die aufgefangenen Impulse undeutlich und schwach. Auch ist er nach der wochenlangen Trennung nicht mehr in so genauer Übereinstimmung mit den Aussendungen der Meßgeräte im Körper des alten Mannes. Aber wenn er still sitzt und seine Aufmerksamkeit ganz auf die Sendeimpulse konzentriert, dann gelingt es ihm, die eingehenden Biodaten mit allmählich zunehmender Klarheit zu lesen.
    Die Hauptfunktionen kommen natürlich am besten herein: Herzrhythmus, Blutdruck, Atmung, Körpertemperatur. Alles scheint auf der gewohnten Ebene unverwüstlicher Vitalität abzulaufen. Leber- und Nierenfunktionen liegen im normalen Bereich, die grundlegenden Stoffwechselvorgänge und neuromuskularen Reaktionen desgleichen. Schadrach ist wie schon so oft erstaunt, wie gesund und kräftig der alte Mann ist. Die heroische Ausdauer und Widerstandskraft dieses Greisenkörpers erfüllt ihn selbst mit einem gewissen Stolz, als wäre der zählebige Alte sein eigenes Werk.
    Als Schadrach seinen Empfangsbereich erweitert und

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