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Schadrach im Feuerofen

Schadrach im Feuerofen

Titel: Schadrach im Feuerofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mir danach ist, kann ich mich vollaufen lassen. Aber es war ein Jammer, Schadrach, eine Verschwendung. Sie hätten mich auch zur Organfarm schicken sollen, solange ich noch gesund und ganz war. Denn jetzt geht es mit mir zu Ende. Du hast es ja gesehen.«
    »Ja.«
    »Es heißt, daß du sofort die Fäulnis kriegst, wenn du das Gegenmittel immer genommen hast, und auf einmal aufhörst. Es ist, als würde die angestaute Gewalt der Krankheit auf einmal freigesetzt, so daß sie dich sofort überfällt.«
    »Das habe ich auch gehört, ja«, sagt Schadrach.
    »Wie lang habe ich noch? Du kannst das doch beurteilen, nicht?«
    »Nicht ohne dich zu untersuchen. Vielleicht nicht mal dann. Ich bin kein Spezialist für die Organzersetzung, weißt du.«
    »Nein, natürlich nicht. Nicht in Ulan Bator. Dort kannst du auf dem Gebiet keine Erfahrungen sammeln. Mich hat’s seit sechs Monaten. Vorher war mein Bart noch schwarz, und ich hatte all mein Haar. Ich werde sterben. Schadrach.«
    »Wir werden alle sterben. Ausgenommen vielleicht der Vorsitzende.«
    »Du weißt, was ich meine. Ich bin noch keine siebenunddreißig und muß so vor die Hunde gehen. Verfaulen und verrecken. Und warum? Weil ich blind war, weil ich dem Bruder meiner Freundin helfen wollte. Ich hatte es geschafft, war in Sicherheit, kriegte alle sechs Monate meine Spritze in den Arm…«
    »Du warst wirklich dumm«, sagt ihm Schadrach, »denn nichts, was du hättest tun können, würde dem Bruder deiner Freundin geholfen haben.«
    »Was?«
    »Das Gegenmittel heilt nicht. Es immunisiert. Hat die Infektion einmal eingesetzt, so ist nichts mehr zu machen. Die Krankheit kann nicht rückgängig gemacht werden. Wußtest du das nicht? Ich dachte, das wüßte jeder.«
    »Nein. Ich nicht.«
    »Du hast deine Karriere für nichts kaputt gemacht. Hast dein Leben umsonst weggeworfen.«
    »Nein, nein«, murmelt Ehrenreich. Er ist wie vor den Kopf geschlagen. »Das kann nicht wahr sein. Das glaube ich nicht.«
    »Du kannst es nachlesen.«
    »Nein«, sagt er. »Ich möchte, daß du mir hilfst, Schadrach. Du kannst mir das Gegenmittel verschreiben.«
    »Ich sagte dir gerade…«
    »Du wußtest, was ich fragen würde. Du wolltest mir nur zuvorkommen und mich abwimmeln.«
    »Bitte, Jim…«
    »Aber du könntest das Zeug kriegen. Wahrscheinlich hast du hundert Ampullen in deiner kleinen schwarzen Tasche. Hol’s der Teufel, Mann, du bist der Hausarzt vom Vorsitzenden! Du kannst alles erreichen. Das ist was anderes als der dritte Mann im Regionalrat. Hör zu, Mann, wir waren Kumpel, waren in derselben Mannschaft, hätten unsere Fotos in der Zeitung…«
    »Es würde nichts nützen, Jim.«
    »Du hast Angst, mir zu helfen.«
    »Das sollte ich auch, nach dem, was du mir gerade erzählt hast. Du wurdest wegen illegaler Beschaffung und Verteilung des Gegenmittels aus dem Regionalrat und der Partei ausgestoßen, sagst du, und einen Augenblick später verlangst du, daß ich das gleiche tun soll.«
    »Das ist was anderes. Du bist Hausarzt beim…«
    »Trotzdem. Es hat keinen Sinn, dir das Gegenmittel zu geben, aus den Gründen, die ich gerade erklärt habe. Aber selbst, wenn es dir helfen könnte, wäre es mir nicht möglich, dir davon zu beschaffen. Ich würde nie damit durchkommen.«
    »Du willst deinen Arsch nicht riskieren, das ist es. Nicht mal für einen alten Freund.«
    »So ist es. Und ich lasse mir keine Schuldgefühle einreden, weil ich mich weigere, etwas zu tun, was sinnlos ist.« Alle Freundlichkeit ist aus Schadrachs Stimme gewichen. »Das Gegenmittel kann dir nicht mehr helfen. Es wäre völlig nutzlos. Mach dir das ein für allemal klar.«
    »Du würdest nicht mal einen Versuch mit mir machen? Bloß als Experiment?«
    »Es ist zwecklos. Absolut zwecklos.«
    Nach einer langen Pause sagt Ehrenreich: »Weißt du, was ich dir wünsche, alter Kumpel? Daß du dich eines Tages in einer üblen Lage befindest, daß du mit den Fingernägeln am Rand eines Abgrunds hängst. Und daß ein alter Kumpel von dir vorbeikommt, und du schreist, hilf mir, rette mich, ich halte es nicht mehr lange aus! Und daß er dir auf die Finger tritt und weitergeht. Das wünsche ich dir. Damit du lernst, wie es ist. Das wünsche ich dir, ja.«
    Schadrach zuckt die Achseln. Über einen Sterbenden kann er sich nicht ärgern. Da er nicht über seine eigenen Probleme sprechen möchte, sagt er einfach: »Wenn ich dich heilen könnte, würde ich es tun. Aber ich kann es nicht.«
    »Du willst es nicht mal

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