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Schadrach im Feuerofen

Schadrach im Feuerofen

Titel: Schadrach im Feuerofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Gesamtsystem des Alten ist er nicht mehr und nicht weniger wichtig, als es der Marmorklotz für das gesamte Bildhauersystem ist. Wenn der Bildhauer denkt, daß ein gegebener Marmorklotz für die Bedürfnisse des Gesamtsystems nicht länger notwendig ist, dann kann er ihn jederzeit wegwerfen und einen anderen in das System einführen.
    Nicki blickt ihn beschwörend an.
    »Wenn du nicht versuchen willst, dich zu retten«, sagt sie, »dann kann niemand sonst etwas für dich tun.«
    Sobald er und der Vorsitzende einen Körper miteinander teilen, werden sie wahrhaft eine integrierte Einheit zur Informationsverarbeitung sein. Selbstverständlich benötigt eine solche Einheit nur einen Biorechner, ein Gehirn, einen Verstand, ein Selbst. Doch dieses Selbst wird nicht das Selbst von Schadrach Mordechai sein.
    »Ich weiß das«, sagt er. »Wir haben bereits darüber diskutiert. Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    »Ist es dir denn völlig gleich?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Schadrach…«
    Sie macht eine halb ausgeführte Bewegung, als wolle sie ihn am Arm fassen, eine Art Reflex, um nach einem Ertrinkenden zu greifen. Er weicht zurück. Es ist eine Wand zwischen ihnen, eine undurchlässige Barriere aus Worten und Ängsten, Zweifeln und Schuldgefühlen. Er sucht hinter dieser Wand Zuflucht, aber noch immer ist diese Anziehung zwischen ihnen, diese heiße erotische Spannung. Sie durchbohrt die Barriere, trägt sie ab, durchbricht sie. Die Barriere ist fort, und er liebt sie, haßt sie, begehrt und verabscheut sie. Er macht eine halbe Bewegung auf sie zu und hält inne. Sie sind wie zwei Halbwüchsige, unsicher und ratlos, machen mißlungene Vorstöße und nervöse Rückzüge. Sie scheint wie er die winzigen Veränderungen des Gleichgewichts zu fühlen, die sich in rascher Folge in und zwischen ihnen ereignen. Die Szene hat eine unleugbare Komik, zugleich aber birgt sie eine auf Entladung drängende, wachsende Spannung, die bitterernst, gewalttätig und alles andere als komisch ist.
    Und plötzlich kommen sie zusammen, umarmen einander und stehen wie in einem betrunkenen Ringkampf; ihre Lippen finden sich, ihre Finger wühlen sich ins Fleisch. Er ist erschrocken über die Macht des blinden, vernunftlosen Triebs, der in ihm aufbrodelt und keinen rationalen Gedanken neben sich duldet. »Nein«, ächzt er, während er sich schon an sie drängt, an ihren Kleidern zerrt und die Fülle ihrer Brüste unter dem Arbeitsmantel findet. »Nein«, winselt sie, anscheinend genauso bestürzt. Aber keiner von ihnen kann widerstehen. Sie stolpern lächerlich herum, schwanken, fallen schließlich zwischen Schreibtisch und Ablageschrank auf den Teppich.
    Sie kleiden sich nicht aus. Runter mit dem Reißverschluß, hoch mit dem Rock; dies ist kein zärtlicher Liebesakt, sondern eine wilde, animalische Paarung, ein triebhaftes Ineinanderkeilen von Fleisch. Seine Hände gleiten über die glatten, festen Säulen ihrer Schenkel, die Finger fühlen den geheimen Spalt dazwischen, schon heiß und feucht, und sie keucht und stößt ihm das Becken entgegen, und blindlings bohrt er sich in sie. Auf dem Boden ist kaum genug Platz für ihre Körper; sie zieht die Beine an, und er greift unter sie, umfaßt ihre Hinterbacken und rammt ihn mit verrückter Energie in sie hinein. Beinahe sofort kommt sie mit ungewohnten kleinen Schauern und kichernden Lauten, und er folgt mit wilden galvanischen Zuckungen, die ihm einen heiseren Aufschrei entreißen, der draußen im Laboratorium wahrscheinlich nicht ungehört bleibt. Dann sinkt er wie ein nasser Sack über sie und schnauft erschöpft in ihrer geduldigen Umarmung, die bereit scheint, ihn noch stunden- und tagelang so festzuhalten, aber nach zwei oder drei Minuten löst er sich von ihr, benommen, bestürzt, kaum glaubend, was eben zwischen ihnen geschehen ist.
    Sie sehen einander an, zwinkern, bemühen sich, die Fassung zurückzugewinnen, lächeln in peinlicher Verlegenheit.
    Er rafft sich auf, erhebt sich schwankend, stopft sein erschlafftes feuchtes Glied in den Hosenlatz. Nicki liegt da, die Beine noch ausgebreitet, den zerknitterten Rock hochgeschoben, das Gesicht schweißglänzend. Schadrach wendet den Blick ab; der Anblick ihrer Blöße stößt ihn nicht eigentlich ab, aber irgendwie widerstrebt es ihm, hinzusehen. Vielleicht fürchtet er sich vor der Macht, die diese haarige, feuchte Höhle über ihn hat; jedenfalls bringt er seine Kleider in Ordnung, hüstelt verlegen, bückt sich, um Nicki

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