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Schädelrose

Schädelrose

Titel: Schädelrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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machte ein
verblüfftes Gesicht.
    »Pardon?«
    »Hab ich mein Namensschild richtigrum an?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Gut.« Sie lächelte ihn an. Er wandte sich ab
und fuhr fort, Limonen in Scheiben zu schneiden.
    Jemand auf der Terrasse lachte laut. Caroline nippte an ihrem
Wein und beäugte die Leute. Sie hatte ein gutes Auge; das
war es, was ihr Vater am meisten an ihr gemocht hatte, die Quelle
der schönsten Zeiten, die sie miteinander verbracht hatten.
»DBase den da, Prinzessin.« Und schon mit dreizehn
oder vierzehn war sie dazu fähig gewesen, hatte Charaktere
beurteilen, Einzelheiten extrapolieren, das Dramatische, das
Lächerliche oder das Absonderliche spielerisch aufbauschen
können, bis sie beide in das köstliche, berauschende
Gelächter ihrer eigenen, privaten, nicht enden wollenden
frenetischen Party gehüllt waren. Und als die Party vorbei
war – nach Jeremy, nach Charles, nach Catherine –,
war ihr das Auge geblieben. Eine Erbschaft.
    Der Mann und die Frau am anderen Ende des Zimmers waren beide
Ärzte: Sie standen so entspannt da, als ob sie hier zu Hause
wären, und sonderten unbeteiligte Höflichkeit ab wie
einen zarten Duft.
    Die dicke Frau mit dem angsterfüllten Blick war
natürlich eine Operationskandidatin. Sie trug ein
rüschenbesetztes rotes Kleid und ein rotes Stirnband. Zu
prächtig und zu schlampig. Sie wäre am liebsten sonstwo
gewesen, aber nicht hier – also, wieso war sie dann hier?
Möglicherweise hatte sie eine dieser Nervenkrankheiten,
Alzheimer oder multiple Sklerose, deren Heilung nur ein
Nebeneffekt des Eufelns war.
    Der Mann in dem schäbigen Jackett und mit dem schlichten
Stirnband war ein Akademiker – vielleicht auch ein Dichter,
obwohl das eher unwahrscheinlich war –, der die Ersparnisse
seines Lebens für eine romantische Idee von seiner
Vergangenheit ausgab.
    Die hinreißende Frau, die in der Ecke Hof hielt –
offensichtlich eine Schauspielerin. Älter, als sie aussah,
nicht so gut zu erkennen, wie sie es sich wünschte. Caroline
zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. Sie war mit
Schauspielern aufgewachsen.
    Aber den Teenager in dem teuren Anzug mit japanischem Schnitt,
mit dem Stirnband aus Seide – den konnte sie nicht
unterbringen. Geeufelt zu werden war nichts für Kinder. War
es nicht sogar illegal? Der Junge hatte glatte, dunkle Züge.
Ein Indianer? Ein Araber? Während sie ihn beobachtete,
durchquerte er das Zimmer, um mit den Ärzten zu reden, und
unterbrach ihre Konversation mit einer gebieterischen, vage
fremdartigen Geste, die beide veranlaßte, sich ihm
respektvoll zuzuwenden. Das wurde ja immer besser!
    Eine weitere Lachsalve explodierte auf der Terrasse.
    Caroline ging durch die Verandatür hinaus. Vier Personen
standen am anderen Ende des Geländers, Silhouetten vor dem
dunkler werdenden Himmel. Der jüngere der beiden Männer
redete gerade, »…und dann durfte man natürlich
auch den liberianischen Sicherheitsdienst nicht auslassen, also
tauchten die am nächsten Abend im Bootshafen
auf«, und die beiden Frauen lachten. Der junge Mann schaute
an ihnen vorbei, fing Carolines Blick auf und forderte sie mit
einer Geste auf, zu ihnen zu kommen.
    Sie merkte, wie sie sein Lächeln erwiderte, obwohl das,
was er war, nicht augenfälliger oder uninteressanter sein
konnte. Hochgewachsen, blond, mit einem guten, aber
schäbigen Jackett bekleidet und mit einem knallbunten, in
verwegenem Winkel gebundenen – nicht gehefteten –
Stirnband. An der Art, wie er am Geländer lehnte und den
Kopf neigte, an der lockeren Art, wie er sie taxierte,
konnte Caroline seine gesamte Geschichte dBasen. Ein kleiner
Gauner, ein sozialer Aufsteiger, genug Charme, aber nicht genug
Hirn, um das Geld anzuziehen, das er zweifellos haben wollte. Ein
buntschillernder Pilotfisch, immer sehr unterhaltsam, immer seine
Kreise ziehend. Wer hatte ihm den Aufenthalt hier wohl
bezahlt?
    Sein Händedruck war nur eine Sekunde zu lang.
»Robbie Brekke.«
    »Caroline Bohentin.«
    »Das sehe ich«, sagte Robbie und tippte auf das
Namensschild über ihrer linken Brust. Seine blauen Augen
funkelten. Auf seinem Namensschild stand WIRD NOCH
BEKANNTGEGEBEN. »Das sind Jane Fexler, Sandy Ochs und Joe
McLaren.«
    »Ich bin eigentlich gar nicht hier«, sagte Jane
Fexler mit hoher, hauchiger Stimme. »Ich meine, ich werde
nicht geeufelt. Ich bin nur hier, um mich von meinem Mann zu
verabschieden. Er ist… äh… da
drüben.« Sie

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