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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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zwei Eiswürfeln vor ihn auf die Bar. „Mein Mann und ich sind in den letzten zwei Jahren getrennte Wege gegangen. Wir haben hier zusammen gewohnt, aber ich war zumeist im Ausland und wenn wir uns gesehen haben, war der Kontakt freundschaftlich, aber auf das Nötigste beschränkt. Bezüglich seiner Aktivitäten in den letzten beiden Jahren kann ich Ihnen also kaum Auskunft geben.“
    Schäfer nahm einen Schluck von dem Magenbitter, der vorzüglich schmeckte.
    „Ein schönes Haus haben Sie da“, ging er gar nicht erst auf das angesprochene Thema ein, „geerbt oder selbst verdient?“
    Sie schaute ihn etwas konsterniert an, ging um die Bar herum und stellte sich mit dem Rücken zu ihm an die Terrassentür, was Schäfer gar nicht so unangenehm war, da er sich dann nicht mehr von ihrer panischen Mimik ablenken lassen musste, deren Ursache ihm ebenso ein Rätsel war wie sie ihn neugierig machte.
    „Mein Mann hat ausreichend verdient. Als wir vor zwanzig Jahren geheiratet haben, war er vermögend genug, um sich dieses Anwesen hier zu leisten. Da ich allerdings auch über eigene Kapitalkraft verfüge, erübrigt sich die Frage nach einer Geldheirat. Damals habe ich ihn geliebt. Menschen ändern sich eben.“
    „Und was war der Grund für diese Änderung?“
    Sie drehte sich um, ging ohne zu antworten zum gläsernen Couchtisch, nahm die Fernbedienung und drückte einen Knopf, worauf aus unsichtbaren Boxen fast schmerzhaft laute Punkmusik drang. Frau Steiner zuckte zusammen, drückte abermals auf die Fernbedienung und murmelte unverständlich vor sich hin. Dann setzte sie sich ebenfalls an die Bar, wobei sie zwei Hocker zwischen ihnen frei ließ.
    „Ich weiß nicht, ob Sie in einer Beziehung leben … aber nach ein paar Jahren ist es bei vielen Paaren so, dass sich gewisse Differenzen bemerkbar machen …“
    „Oder ein Bergführer“, kam es für beide überraschend von der in den oberen Stock führenden Holztreppe, auf der eine junge, dunkelhaarige und sehr hübsche Frau langsam und sich ihres Auftritts sichtlich bewusst nach unten schritt.
    „Sarah, meine Tochter“, bemerkte Frau Steiner trocken und ging hinter die Bar, wo sie sich ein zweites Glas Rotwein einschenkte.
    „Major Schäfer … von der Kriminalpolizei in Wien“, kam Schäfer nicht umhin, länger als unauffällig in ihr Gesicht zu starren.
    Sie erwiderte seinen Blick, lächelte und setzte sich auf die Couch. Schäfer ahnte, warum seine Kollegin eine weitere Befragung verweigert und ihn ersucht hatte, hierherzukommen. Obwohl die Tochter sehr schön anzusehen war, legte Schäfer keinen Wert darauf, sich länger als nötig aufhalten zu lassen, und begann Frau Steiner zu den Bildern zu befragen. So gleichgültig sich die Tochter gab, sie stellte sich dennoch hinter die beiden, nachdem Frau Steiner an Schäfers Seite Platz genommen hatte. Etwas Neues erfuhr er in der folgenden halben Stunde von den beiden nicht. Da sie ihren Mann erst nach dessen Skilehrerkarriere kennengelernt hatte und zudem aus München hierher gezogen war, konnte sie zu keinem der Männer auf den Bildern etwas sagen, das Schäfer nicht ohnehin schon wusste. Er schlug das Album zu und sah ihr in die Augen.
    „Wer hat Ihren Mann Ihrer Meinung nach umgebracht?“
    Nach einem längeren Moment der Stille meinte sie: „Ich habe keine Ahnung. Ein Irrer? Er ist an ein Gipfelkreuz gehängt worden, nicht? Da drängt sich doch der Gedanke auf, dass es um mehr geht als um ein krummes Geschäft.“
    „Wissen Sie konkret von so einem Geschäft?“
    Sie überlegte abermals. „Da gehen Sie lieber seine Firmenbücher durch. Ich hab mich aus seinen Geschäften so gut es ging herausgehalten. Aber bevor Sie falsche Schlüsse ziehen: Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass mein Mann in irgendwelche illegalen Machenschaften verstrickt wäre. Er hat genug Aufträge gehabt, gute Arbeiter, er war ein intelligenter und ehrgeiziger Mensch, da ist es nicht ungewöhnlich, dass man entsprechenden Erfolg hat, oder?“
    „Und sein Privatleben, ich meine, außerhalb Ihrer Ehe, die ja, wie Sie gesagt haben … ich meine …“
    „Ob er eine Geliebte hatte, meinen Sie … Ich glaube nicht. Es wäre mir auch gleichgültig gewesen, aber er war zu egozentrisch, um sich eine neue Beziehung aufzubauen … vielleicht ist er zu den Nutten gegangen“, sagte sie und Schäfer erkannte mehr an ihrem Tonfall als an ihrer grotesken Miene erstmals Anzeichen von Erregtheit.
    „Papa ist sicher zu keinen Nutten gegangen“,

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