Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
Vom Netzwerk:
… aber vor einem Jahr bin ich mit Inspektor Jöchl bei den Gassers gewesen. Jemand hatte eine Scheibe eingeschlagen. Weil es im Haus aber sonst keine Spuren gegeben hat und nichts weggekommen ist, haben wir angenommen, dass ein paar Buben mit einer Steinschleuder unterwegs gewesen sind.“
    Schäfer lächelte Kern an, um ihm zu verstehen zu geben, dass er den Schnitzer mit der Pistole soeben wieder gutgemacht hatte.
    „Danke, Kern, das ist sogar sehr wichtig“, nahm er die Tageszeitung zur Hand und zeigte Gassers Bild in die Runde. „Dieses Foto ist von der Webcam in der Innenstadt aufgenommen und in der Nacht von Gassers E-Mail-Account an die Zeitung geschickt worden. Natürlich kann der Täter auch irgendwie an den Webmail-Zugang gekommen sein, aber nach dem, was Kollege Kern uns eben erzählt hat, gehe ich davon aus, dass er davor schon einmal im Haus war, um sich zu vergewissern, dass dort ein Computer ist. Den lassen Sie bitte heute noch abholen und geben ihn der Spurensicherung – wer immer von euch das machen will. Dann gibt es noch was zu tun: die Bilder, die ich von Hinterholzer bekommen habe: Schaut euch die bitte alle einmal an, ob euch dazu etwas einfällt oder ob ihr jemanden kennt. Ich gehe nachher gleich mit euch hinüber und zeige euch ein Bild von einem gewissen Friedrich, der in Kirchberg als Abwäscher gearbeitet haben soll. Von dem will ich alles, was ihr auftreiben könnt: Meldezettel, Arbeitsgenehmigung … und vor allem seinen ganzen Namen, sonst komme ich da nicht weiter. Ja, und den Bericht vom Einbruch bei den Gassers brauche ich natürlich auch noch. Gibt es von eurer Seite was Wichtiges?“
    „Von der Spurensicherung brauchen wir uns nicht zu viel erwarten“, ergriff Baumgartner das Wort, „auf der Baustelle sind zwar genug Schuhabdrücke, aber bei den ganzen Arbeitern, die dort herumlaufen, ist das eher sinnlos. Am Karstein oben geht es uns gleich: jede Menge Spuren, Fingerabdrücke am Kreuz, aber keine Treffer in der Datenbank. Im Kirchturm haben sie ebenfalls unzählige Fingerabdrücke gefunden, da läuft die Überprüfung noch.“
    Schäfer ließ sich Baumgartners Bericht durch den Kopf gehen: nicht wirklich überraschend. Wer so akribisch vorgeht, hinterlässt meistens keine unabsichtlichen Spuren. Dennoch musste er seine Kollegen und vor allem sich selbst anhalten, die Augen für jedes noch so kleine Detail offen zu halten. Und sei es nur, um seinen Verdacht, der ohnehin kaum Nahrung fand, mit ein paar neuen Brocken zu füttern. Dank Baumgartners Erwähnung des Kreuzes war ihm auch wieder das Gipfelbuch eingefallen, das er in die Schreibtischschublade im Hotel gelegt hatte. Das musste er auf jeden Fall noch durchblättern. Er schaute fragend in die Runde und beendete, da keiner mehr etwas zu berichten hatte, die Besprechung. Als schon alle aufgestanden waren, fiel es Schäfer wieder ein: „Übrigens: Ich habe gestern einen Anruf von Leutnant Foidl erhalten. Euer ehemaliger Chef scheint sich ja bei den Ermittlungen ganz gut auszukennen. Ich spare mir jetzt Schuldzuweisungen, aber damit das klar ist: Wer welche Informationen bekommt, entscheide ich – auch wenn es sich um den früheren Sheriff handelt. Und wenn noch einmal so was vorkommt, arbeitet mindestens einer weniger an dem Fall.“
    Bis auf Baumgartner, die überrascht in die Runde schaute, konnte Schäfer in den Gesichtern seiner Kollegen kaum Erstaunen erkennen. Er hatte sich schon gedacht, dass Foidl hier keinen heimlichen Maulwurf brauchte, um an Informationen zu kommen. Nun, vielleicht könnte ihm der Leutnant in Ruhe auch noch nützlich sein. Als versöhnliche Geste fragte Schäfer Aufschnaiter, ob er ihm einen vergleichbar guten Cappuccino wie letztes Mal zubereiten könnte, und setzte sich dann mit Halder an dessen Computer. Während er den Kaffee trank, überflog er die eingescannten Bilder und ließ sie sich auf eine CD brennen. Dann packte er Hinterholzers Album in die mittlerweile schon eingerissene Papiertasche und verabschiedete sich. Als er über den Gang mit den Bildern heimischer Künstler zum Ausgang ging, fühlte er sich erleichtert. Zwar hatte er noch viel zu wenig, um Kamp von irgendwelchen Erfolgen berichten zu können. Doch es war Bewegung in den Fall geraten. Er hatte sich für eine Fährte entschieden, die Hunde von der Leine gelassen, die Jagd begonnen. Dieses Gefühl, diese Gedanken gaben ihm Kraft. Das war allein am schnellen und energischen Schritt zu erkennen, mit dem er über den

Weitere Kostenlose Bücher