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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Ihre Nummer habe ich jetzt.“
    „Verdammte Dorfgendarmen“, murmelte Schäfer vor sich hin und verstaute sein Telefon. Amtsgeheimnis gab es wohl überhaupt keines mehr. Denen würde er den Kopf waschen. Er trank sein Bier aus und gab der Kellnerin zu verstehen, dass er zahlen wollte. Was würde ihm der Rohrschacher schon erzählen können außer irgendwelchen Schnapsfantasien aus zweiter Hand. Wenn zudem die Möglichkeit bestand, sich mit einer intelligenten und gut aussehenden Frau zu unterhalten. Er klopfte Rohrschacher freundschaftlich auf die Schulter und meinte, dass sie sich ohnehin bald wieder einmal treffen würden. Als er vor dem Lokal stand, griff er in die Innentasche seines Jacketts und holte die Karte von Kerstin Unseld heraus.

22
    Der Radiowecker auf dem Nachtkästchen zeigte kurz vor halb fünf. Schäfer hatte schlecht geträumt. Von einem Rudel Hunde, das über ihn herfiel und sich in seine Gliedmaßen verbiss. Er hatte seine Pistole gezogen, brachte aber weder die Kraft auf, einen Arm aus den geifernden Mäulern der Tiere zu befreien, noch den Abzug zu drücken. Er fühlte den Schmerz immer noch, als er behutsam aufstand, um sich im Badezimmer ein Glas Wasser zu holen. Die Laute der Frau in seinem Bett waren zum Glück mehr ein Schnurren denn ein Schnarchen. Der späte Abend, die Hand auf seinem Ellbogen, die zweite Flasche Rotwein. Hatte er ihr zu viel über den Fall erzählt? Aber das Reden war notwendig gewesen; eine gute Möglichkeit, die Gedanken zu ordnen, eine klare Struktur der Ereignisse zu schaffen, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Außerdem hatte er es nicht nötig, Zuneigung mit Informationen zu bezahlen. Nein, mehr als jedem anderen Journalisten hatte er ihr bestimmt nicht gegeben. Er trank das Glas leer und schaute sich im Spiegel an. Eine schöne Frau lag in seinem Bett. Und er fühlte sich allein. Mit einem vollen Wasserglas kehrte er ins Zimmer zurück, nahm sich eine Zigarette aus der auf dem Boden liegenden Handtasche und ging auf den Balkon. Die Teetasse vom Nachmittag stand noch auf dem Tisch; auf dem Bierdeckel, den er im Wirtshaus mit Stichworten bekritzelt hatte. Er nahm das Stück Karton und sah es sich noch einmal an: Skilehrer, Hinterholzer, Knochen, Zillertal … Knochen … Schäfer stockte. Er stellte das Glas ab und hastete ins Zimmer, um sein Telefon und seinen Computer zu holen. Nachdem er ihn hochgefahren hatte, öffnete er den Webbrowser und suchte im Telefonverzeichnis Rohrschachers Nummer. Er tippte sie in sein Mobiltelefon und wartete.
    „Mhm …“, brummte es am anderen Ende.
    „Rohrschacher!“, presste Schäfer ins Telefon, „ich muss was wissen!“
    „Chmmh …“
    „Rohrschacher, Sepp! … Wenn du jetzt aufstehst, dir ein Glas Wasser holst und eine rauchst, dann hast du wirklich was gut bei mir!“
    Er hörte nichts mehr und nahm an, dass Rohrschacher wieder eingeschlafen war, als er dessen Stimme hörte.
    „Ist schon gut“, knurrte er, „was ist denn so dringend … wenn schon wieder einer hin ist, dann kann ich’s ehrlich nicht gewesen sein. Ich hab Zeugen, die sich erinnern können.“
    „Gar niemand ist hin“, beruhigte ihn Schäfer, „es geht noch einmal um den Obernauer. Als wir im Wirtshaus beisammen gesessen sind, hat irgendwer was von einem archäologischen Fund erzählt, warst du das?“
    „Kann schon sein“, gähnte Rohrschacher ins Telefon.
    „Und was genau war da?“
    „Wir haben ja geglaubt, dass der Obernauer endgültig den Verstand verloren hat, wie er einmal am Abend zum Wirt gekommen ist, ganz aus dem Häuschen, weil er angeblich auf ein Keltengrab gestoßen ist … wie er für sein Schwimmbecken gegraben hat. Und da hat er seine Chance gesehen … wenn ihm der Krassnitzer das Haus wegnimmt, dass der vielleicht auch nichts damit anfangen wird können … weil, wenn das eine archäologische Fundstätte ist und noch mehr zum Vorschein kommt, dann ist erst einmal Schluss mit Bauen … der Obernauer, der hat einen Vogel gehabt …“
    „Was hat er gefunden?“
    „Ein paar Knochen. Und ein paar Scherben … glaube ich. Ist irgendwem wahrscheinlich einmal ein Hund eingegangen und den haben sie dann gleich im Garten eingegraben. Soll ja gut für die Rosen sein …“
    „Welche Rosen?“
    „Irgendwelche. Ein toter Hund, wenn du ihn unter den Rosen vergräbst, das soll der beste Dünger sein … ich hab ja keinen, keinen Hund, und Rosen sowieso nicht“, bekam Rohrschacher nach Schäfers Ermessen langsam seine

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