Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
Vom Netzwerk:
Er ging ins Bad, um sich von ihr zu verabschieden, und verließ das Hotel.
    Als Schäfer den Parkplatz vor dem Posten überquerte, stieg Walch eben aus seinem Privatauto. Schäfer begrüßte den Inspektor und begleitete ihn hinein. Kern saß an seinem Schreibtisch und bearbeitete mit müden Augen die eingescannten Bilder. Schäfer stellte sich hinter ihn, schaute ihm eine Weile schweigend zu und fragte, ob er schon etwas Interessantes herausgefunden hätte.
    „Ich weiß es nicht“, gähnte Kern in seine Hand hinein. „Da sind Hunderte Bilder drin mit Tausenden Leuten drauf, und ich kenne vielleicht gerade mal zwanzig. Und Leute wie Roman Polanski und Aga Khan kann ich wohl weglassen, oder?“
    „Reden wir später drüber … komm jetzt erstmal mit hinüber und geh nach der Besprechung ein paar Stunden schlafen.“
    Im Besprechungszimmer saß Jöchl am Tisch und las in einer Tageszeitung. An den Bildern konnte Schäfer erkennen, dass es um ihren Fall ging. Das Gipfelkreuz, die Baustelle, der Kirchturm; und ein Bild von Gasser, der tot in der Fußgängerzone lag. Schäfer bat Jöchl, ihm kurz die Zeitung zu geben. Er suchte das Impressum und schrieb sich die Nummer der Chefredaktion heraus. Die Erinnerung an Gassers Frau und seine Töchter war noch zu lebendig, als dass er Verständnis für diese Art der Auflagensteigerung aufbringen konnte. Was Schäfer allerdings verwunderte, war zum einen die schlechte Qualität der Bilder und zum zweiten, dass niemand rund um den Toten zu sehen war. Er nahm sein Telefon aus dem Jackett und tippte die Nummer der Chefredaktion ein.
    „Major Schäfer von der Kriminalpolizei Wien. Sie haben in der heutigen Ausgabe Bilder des Mannes veröffentlicht, der vorgestern in Kitzbühel vom Kirchturm gesprungen ist … Woher haben Sie diese Fotos? … Na, dann holen Sie ihn ans Telefon … Darauf kann ich leider keine Rücksicht nehmen … und wenn Sie von uns noch irgendwann Informationen beziehen wollen, holen Sie ihn jetzt aus seiner wichtigen Besprechung heraus …“
    Schäfer hatte richtig vermutet: Bildschirmaufnahmen von einem Computer; sie waren der Zeitung per E-Mail zugeschickt worden. Und der Absender: Frau Gasser persönlich, mit der Bitte, dem Land zu zeigen, auf welch grausame Weise ihr Mann in den Tod getrieben worden war. Jetzt wusste Schäfer auch, wo der Täter die Bilder der Webcam abgerufen haben musste: am Computer der Gassers. Also hatte er deren Haus zumindest einmal schon zuvor aufgesucht. Aber wozu diese öffentliche Vorführung? Mittlerweile war der Rest der Mannschaft versammelt und Schäfer konnte mit der Besprechung beginnen. Er hatte beschlossen, Rohrschachers Erzählung nicht für sich zu behalten. Wenn an der Geschichte was dran war, konnte er jede Hilfe brauchen.
    „Vielleicht klingt es für den einen oder anderen von euch weit hergeholt. Aber im Moment haben wir keinen weiteren Anhaltspunkt und deshalb möchte ich der Sache mit eurer Hilfe nachgehen. Kern, sind die Berichte und die Waffe schon da?“
    Kern, der am Tisch schon fast eingeschlafen war, schreckte hoch.
    „Der Bericht ja, die Waffe haben sie bisher noch nicht auftreiben können.“
    „Was heißt da nicht auftreiben können?“, regte sich Schäfer auf. „Aufschnaiter, machen Sie den Kollegen in Innsbruck bitte Druck, damit sie die Waffe herschaffen. Nur mit den Aussagen von Frau Obernauer und dem Rohrschacher brauche ich keinem Staatsanwalt kommen. Ist das Projektil wenigstens noch da?“
    An Kerns Gesichtsausdruck konnte jeder in der Runde ablesen, dass er sich nicht nur seiner Müdigkeit wegen unter die Decke wünschte.
    „Das … das habe ich nicht nachgefragt“, gab er kleinlaut zu.
    „Gut“, nahm sich Schäfer zusammen, „Kollege Walch, kümmern Sie sich bitte um diese Angelegenheit. Des Weiteren muss einer von euch, der aus dem Ort ist, alle Verwandten und Bekannten von Obernauer befragen, ob er ihnen was zu diesem Knochenfund erzählt hat und wo genau er die Grube für sein Schwimmbad ausgehoben hat …“
    „Was ist eigentlich mit seinem Sohn?“, unterbrach ihn Jöchl.
    Schäfer sah ihn an und überlegte kurz.
    „Der kommt heute aus Salzburg. Frau Baumgartner, übernehmen Sie den bitte? Ich gebe Ihnen nachher seine Nummer. Das Grundstück, auf dem das Haus stand, davon brauche ich den Grundriss. Vielleicht könnten Sie das machen, Kollege Halder.“
    Schäfer machte eine Pause, um seine Gedanken zu ordnen. Da meldete sich Kern zu Wort.
    „Ich weiß nicht, ob es wichtig ist

Weitere Kostenlose Bücher