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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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sehen?“
    Eine Zeitlang konnte er nur ihren Atem hören und ein Kind, das im Hintergrund vor sich hin brabbelte.
    „Bist du noch da?“
    „Ja, sicher, ich hab nur überlegt, wann es mir am besten ausgeht. So gegen acht? Da ist die Kleine dann schon im Bett.“
    „Gut. Ich bin um acht bei dir. Bis dann.“
    „Johannes? Weißt du überhaupt, wo du …?“
    „Ich bin bei der Polizei, ich weiß mehr als die anderen“, unterbrach er sie und legte auf.
    Er ging ins Zimmer, um sich eine Zigarette zu holen, musste aber feststellen, dass das ohne Unselds Handtasche unmöglich war. Er rief den Zimmerservice an und bestellte eine Schachtel Zigaretten und einen Cappuccino. Als es ein paar Minuten später klopfte, stand Schäfer vom Bett auf und ging zur Tür. Der Kellner schaute ihn erschrocken an, was Schäfer erst verstand, als er danach in den Spiegel blickte und das Blut aus seiner Nase rinnen sah. Er ging ins Badezimmer, riss ein Stück Toilettenpapier von der Rolle, knüllte es zusammen und steckte es in sein linkes Nasenloch.
    Mit der vollen Kaffeetasse und einer brennenden Zigarette setzte er sich wieder in den Liegestuhl am Balkon und öffnete das Mailprogramm. „Anbei drei Bilder von besagtem Friedrich. Auf dem markierten steht ein Mann und eine Frau neben ihm, muss dringend wissen, wer die sind. Wenn Sie sich frei machen können …“ Schäfer löschte den eben begonnenen Satz und fuhr fort: „Wenn es sich arbeitstechnisch ausgeht, wäre ich froh um Ihre Unterstützung. Außerdem passt Ihr Name so gut zur Gegend hier.“
    Er fügte die drei Bilder mit Friedrich der Nachricht hinzu und schickte sie an Bergmann.
    Sein Telefon läutete.
    „Hallo Walch … Was heißt, er ist nie obduziert worden? Der wird erschossen aufgefunden und dann einfach so beerdigt? … Also steckt das Projektil noch in seinem Kopf … Und die Waffe? … Das ist jetzt nicht Ihr Ernst … Wissen Sie wenigstens das Fabrikat … Moment, ich hole mir einen Stift … Heckler & Koch P7, Kaliber 9 Millimeter … Wer? … Na dann holen Sie ihn an den Apparat … Jöchl? … Ja … Wieso weiß die seinen Vornamen nicht? Wenn Friedrich bei ihr gearbeitet hat, muss es doch eine Anmeldung geben … Verstehe … Ja, geben Sie mir ihre Nummer … Vielleicht fällt ihr der Name ja noch ein … Ja, sicher … Und das nächste Mal bitte gute Nachrichten … Das war ein Scherz … Danke für die schnelle Arbeit.“
    Er legte sein Telefon weg, zündete sich noch eine Zigarette an und blies den Rauch wütend nach oben. Warum war er davon ausgegangen, dass sich jetzt ein Teil nahtlos an den anderen fügen würde? Dass Friedrich als Abwäscher nicht gemeldet gewesen war … gut, das hätte er sich selbst denken können. Aber Obernauer ohne Obduktion zu bestatten … welche Polizisten waren denn damals am Werk gewesen? Er wusste es, griff sich erneut sein Telefon und ging die Liste der angenommenen Anrufe durch. Er suchte eine Nummer heraus und drückte die Wähltaste.
    „Tag, Herr Foidl, Major Schäfer hier … Ja, da haben Sie richtig gedacht … Sagen Sie, ich müsste mich mit Ihnen über den Obernauer Gerhard unterhalten … Genau … Und falls Sie die Bilder nicht ohnehin schon haben, würde ich Ihnen gern ein paar Aufnahmen zeigen … Also: wann? … Gut, ich schau, dass ich in zwei Stunden bei Ihnen bin … In Fieberbrunn … Ja, das kenne ich … Wiedersehen.“
    Er legte auf, stellte sich an die Balkonbrüstung und schaute in den wolkenlosen Himmel. Eine gute Gelegenheit, sagte er sich, ging ins Zimmer und wählte die Nummer der Rezeption.
    „Ja, Schäfer. Haben Sie eigentlich einen Fahrradverleih? … Ein Mountainbike wäre besser … So in einer halben Stunde … Perfekt … Ja, ich bin pünktlich unten.“

25
    Zwei orange Reflektorleuchten an jedem Pedal. Zwei Speichenreflektoren pro Laufrad. Ein rotes Katzenauge hinten. Ein weißes vorne. Eine Glocke so groß wie ein Apfel. Ein rosarotes Kabelschloss, das einen Fahrraddieb nur deshalb vom widerrechtlichen Entwenden abhielte, weil es seine Würde beleidigte. Ein Gepäcksträger! Schäfer schaute verwundert bis missmutig auf das Mountainbike, das vor dem Hotel auf ihn wartete – zur Verfügung gestellt vom Sportgeschäft Kalbacher, das neben Sportartikeln auch modische Damen- und Herrenbekleidung sowie ein breites Sortiment an typischen Tiroler Souvenirs führte, wie ihm der Aufkleber mitteilte, der das gesamte Unterrohr vollflächig überzog. Mit diesem Zirkusfahrrad würde er aussehen wie ein

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