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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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hinüber zum Wandbord, wo das Festnetztelefon stand. Offensichtlich besaß er ein ausgezeichnetes Gedächtnis, denn ohne nachzudenken tippte er eine Nummer ein und trommelte mit den Fingerkuppen auf die Tischplatte, während er darauf wartete, dass sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete.
    „Grüß dich Siegfried, der Anton … Ja … Bestens, das Gute ist immer und überall, wie man in der Pension so sagt … Ja … Du, weswegen ich anrufe: neunundsiebzig, der Bankraub in der Aschau … Genau … Da sitzt jetzt ein Kollege aus Wien bei mir, der bräuchte die Akten … Und wenn es sich machen lässt, auch die Kugel, die sich der Filialleiter eingefangen hat … Nein, am besten nach Kitzbühel ins Revier … Major Schäfer, wie der Hund … Sonst alles klar … Natürlich … Also dann … Richte ich ihr aus, danke … Servus.“
    Foidl legte den Hörer auf und sah Schäfer zufrieden an.
    „Ist morgen am Revier.“
    „Nichts geht über gute Beziehungen“, sagte Schäfer mit einem schelmischen Grinsen. Wie zur Bestätigung machte sich sein Mobiltelefon mit einem einzelnen Piepston bemerkbar, der ihn über eine neue Kurzmitteilung informierte. Er griff in den Rucksack, holte das Telefon heraus, löste die Tastensperre und las die Nachricht. Bergmann hatte Friedrichs Adresse und Telefonnummer herausgefunden. Als Schäfer die Tastensperre wieder aktivierte, sah er, dass es bereits sechs Uhr war. Er packte das Telefon ein und schnürte den Rucksack zu. Jetzt erst fielen ihm die Fotos ein, die er Foidl hatte zeigen wollen. Er öffnete den Reißverschluss der vorderen Tasche an seinem Rucksack, holte die CD heraus und legte sie vor dem Leutnant auf den Tisch.
    „Tut mir leid, dass ich so schnell weg muss, aber ich hab um acht noch einen Termin … auf der CD sind die Bilder aus dem Album vom ehemaligen Skischulleiter Hinterholzer. Wenn du die bei Gelegenheit anschauen könntest, wäre ich dir dankbar.“
    „Bei Gelegenheit heißt in diesem Fall jetzt gleich“, grinste Foidl, als hätte er eben die Lottozahlen für die kommende Ziehung bekommen.
    Schäfer reichte ihm die Hand und ließ sich zur Tür bringen. Auf dem Weg durch den Garten verabschiedete er sich von Foidls Frau, die erst umständlich aus ihren Gummihandschuhen schlüpfte, bevor sie ihm eine schweißnasse Hand reichte und ihn ersuchte, wieder einmal vorbeizuschauen. Schäfer versprach es, nahm sein an den Gartenzaun gelehntes Fahrrad, winkte den beiden zum Abschied und rollte die steile Straße hinab. Auf dem Radweg ließ er den drittschwersten Gang einrasten und trat so kräftig wie er konnte in die Pedale. Seine Gedanken rasten ebenso. RAF. Banküberfall. Heckler & Koch. Friedrich. Obernauer. Er wusste kaum, was er zuerst in Angriff nehmen sollte. Doch als er das Ortsschild von Kitzbühel passierte, hatten sein Denken und seine Gefühle ohnehin nur mehr eine Ausrichtung: Maria.

26
    Von nun an musste er aufpassen, im Hotel nicht völlig in Verruf zu geraten. Erst die Sache mit dem Vor-Zimmer-Schlaf. Der verlorene Schlüssel. Die Journalistin, die er auf sein Zimmer mitgenommen hatte. Und jetzt die Aufregung, die er bei der Belegschaft verursacht hatte, um aus seinem neu gekauften Hemd die Falten herausgebügelt zu bekommen. Er hatte beim Packen seinen Kleidungsbedarf unterschätzt. Und vor allem hatte er die Gefühle unterschätzt, die ein Treffen mit Maria in ihm auslösen würde. Warum nicht in Jeans und T-Shirt bei ihr erscheinen? Weil er nicht mehr der Alte sein wollte? Er wollte ihr etwas beweisen. Dass es wenigstens für irgendetwas gut gewesen war, zu verschwinden. Für einen Maßanzug und handgemachte Hemden? Würde sie nur die Rüstung sehen, die er sich zugelegt hatte, oder auch die gewonnenen Tugenden erkennen? Er stand vor dem Spiegel und sah sich in die Augen. Ritter … sollte er seine Waffe anlegen oder eingesperrt lassen? Er entschied sich für Letzteres. Nein, er holte sie aus dem Tresor und legte das Holster an. Delavigne. Sie hatte geheiratet. Aber das hatte ihm seine Mutter ohnehin am Telefon erzählt. Also warum sich überrascht zeigen. Er öffnete die Minibar, nahm eine Kleinflasche Gin heraus, goss den Inhalt in ein Glas und füllte es mit Tonic auf. Die erste Hälfte trank er im Zimmer, die zweite am Balkon, wo er den Himmel bestaunte, der im Nordwesten über dem Wilden Kaiser in einem satten Malveton leuchtete. Abendrot Schlechtwetterbot, oder Abendrot Schlechtwettertod, wie hieß es denn nun? Friedrich sollte er anrufen,

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