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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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ungewollt, was er gleich darauf bereute, da Walch es unter Umständen falsch deuten könnte.
    „In einigen Punkten haben Sie recht. Die drei besagten Personen werden wir vorladen und vernehmen. Dass wir kaum Fortschritte gemacht haben, dem kann ich allerdings nicht zustimmen. Wir haben die gemeinsame Vergangenheit der ersten drei Opfer in derselben Skischule. Wir haben Friedrich, der zur selben Zeit in Kitzbühel war und sich als ehemaliges RAF-Mitglied entpuppt hat. Mit dem habe ich übrigens heute Kontakt aufgenommen. Wir haben Leutnant Foidl, der auf einen Bankraub hingewiesen hat, bei dem die Täter eine typische RAF-Methode zur Flucht benutzt haben. Dabei ist ein Mann angeschossen worden, mit einer Waffe desselben Kalibers und möglicherweise desselben Fabrikats, wie sie Obernauer für seinen angeblichen Selbstmord verwendet hat. Und der Knochenfund, sofern es ihn gegeben hat, ist in diesem Zusammenhang auch nicht unwesentlich. Das ist deutlich mehr als nichts, würde ich meinen.“
    „Vermutungen“, rutschte es dem in Fahrt gekommenen Walch heraus.
    „Und was ist mit Rohrschacher und Frau Steiner?“, wurde Schäfer nun ebenfalls lauter, „der Bergführer und die Millionärin, die gemeinsam die Ermordung des Gatten planen und gleich drei andere mit umbringen, nur um uns auf eine falsche Fährte zu locken? Das ist nicht nur ein Klischee, das ist absurd.“
    „Na und? Wir haben hier die meiste Zeit mit Klischees zu tun.“
    „Und wie sollen wir jetzt weitertun?“, bemühte sich Halder, die Situation zu entschärfen.
    Schäfer wartete ab, ob jemand anderer darauf erpicht wäre, seine Position zu übernehmen. Nach einer Minute zähen Schweigens ergriff er von neuem das Wort: „Was mich betrifft: Ich habe vor, heute noch nach Rom zu fliegen, um mich mit Friedrich zu treffen. Spätestens übermorgen bin ich wieder zurück. Für morgen schlage ich vor, dass ihr euch um Obernauers Exhumierung kümmert – seine Frau hat schon zugestimmt; ihr müsst nur noch mit dem Staatsanwalt sprechen. Eine Begründung schreibe ich heute noch. Außerdem fasse ich euch noch zusammen, was ich in den letzten zwei Tagen in Erfahrung habe bringen können: die Details zu Friedrichs Vergangenheit, der Banküberfall … tut mir leid, dass ich damit nicht eher herausgerückt bin. Senn ist das nächste wichtige Thema. Die übliche Prozedur: Verwandte, Bekannte, Freunde von der Uni und so weiter. Kollege Walch, Sie haben gestern erwähnt, dass Senn auf dem Grab einer jüdischen Familie gefunden worden ist. Wenn Sie Zeit finden, ist das vielleicht auch eine Nachforschung wert. Hab ich irgendwas ausgelassen?“
    „Wenn an der Geschichte mit den Knochen was dran ist, warum schauen wir nicht nach?“, fragte Kern unbedarft, „warum graben wir nicht?“
    „Weißt du, wer dort oben wohnt?“, meinte Walch mitleidig, „ein Wiener Anwalt, der bissiger ist als sein Rottweiler. Der hat schon Eltern geklagt, deren Kinder von seinem Apfelbaum stibitzt haben. Vergiss es.“
    „Ihr habt beide recht“, sagte Schäfer, „wenn es nach mir ginge, ließe ich heute noch einen Bagger auffahren. Aber mit den Indizien, die wir haben, unterschreibt uns kein Staatsanwalt einen Durchsuchungsbefehl. Da brauchen wir schon noch mehr.“
    „Die Spurensicherung hat übrigens Gassers Computer unter die Lupe genommen“, wechselte Halder das Thema, „in der Tastatur haben sie ein Haar gefunden, das zu keinem Familienangehörigen passt.“
    „Wie haben Sie so schnell einen DNA-Abgleich gekriegt?“
    „Freunde“, grinste Halder stolz, „im DNA- Zentrallabor.“
    „Ein Computertechniker, ein Handwerker, eine Putzfrau … sonst wer, von dem das Haar stammen könnte?“
    „Laut Frau Gassers Aussage nicht. Ihr Mann hat sich um seinen Computer selbst gekümmert, Putzfrau gibt es keine und in den letzten Monaten war keine fremde Person im Arbeitszimmer. Und das hat Gasser penibel sauber gehalten.“
    „Gute Arbeit, Halder, Kompliment … wenn die Datenbank etwas ausspuckt, geben Sie mir bitte sofort Bescheid.“
    „Wir haben auch zwei Kellner und eine Kellnerin befragt, die lang in dem Lokal gearbeitet haben, wo die Fotos mit Friedrich gemacht worden sind“, brachte sich Jöchl ein, „Sie können gern noch einmal mit ihnen reden, aber die haben in ihren dreißig Jahren Gastronomie so viele Gesichter gesehen und wieder vergessen, dass sie keine brauchbaren Aussagen liefern konnten.“
    Als niemand mehr in der Runde etwas zu sagen wusste, stand Schäfer auf,

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