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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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meiner geschätzten Mandanten, Boris Zischtnoirgendwas, nun, wie soll ich sagen, in seiner Mobilität empfindlich eingeschränkt. Mit etwas zweifelhaften Methoden, wie ich anmerken muss, aber gut: Der Zweck heiligt die Mittel.“
    „Oder: Der Dreck gehört in den Kanal. Haben wir uns im Gerichtssaal getroffen?“, versuchte Schäfer, der Stimme ein Gesicht zu geben.
    „Wo denken Sie hin, Major. Solche Individuen pflege ich nicht selbst zu vertreten. Ich war gewissermaßen unsichtbarer Beobachter, während mein ehemaliger Teilhaber …“
    „Pribil“, fiel Schäfer der Name des Anwalts wieder ein, der den Vierfachvergewaltiger Zischtnoiewski verteidigt hatte.
    „Genau, Pribil, der Kretin“, fluchte die Stimme jenseits der Hecke, fand jedoch gleich wieder zu ihrem zynisch-amüsierten Ton zurück: „Nun, Major, was führt Sie denn zu mir?“
    „Zu Ihnen? … Gar nichts. Ich unternehme gerade einen Sonntagsspaziergang, und da war ich neugierig, was sich hinter dieser zauberhaften Hecke verbirgt.“
    „Sie mögen keine Thujen?“
    „Es wächst weit Schöneres auf Gottes Erden.“
    „Hahaha“, machte die Stimme, ohne wirkliche Belustigung erkennen zu lassen, „Major Schäfer: Es war mir eine willkommene Abwechslung meines Mußetages!“
    „Falls ich Sie kommende Woche noch einmal dienstlich besuchen müsste, wann treffe ich Sie hier an?“, rief Schäfer durch die Hecke.
    „Dienstlich? Ab morgen in meiner Kanzlei in Wien. Lassen Sie sich einen Termin geben.“
    Schäfer blieb noch einen Augenblick stehen und rieb sich das schmerzende Steißbein. Im Weitergehen wunderte er sich, dass ihn das Treffen mit dem herablassenden Anwalt, der es nicht einmal für nötig befunden hatte, ihn ans Gartentor zu bitten, so gut wie gar nicht verstimmte. Seine Sinne hatten das eben Erlebte wohl als so surreal, so außerhalb der Wirklichkeit eingeordnet, dass sie eine Reaktion darauf schlicht für unnötig erachtet hatten.
    Was ihn de facto störte, war, dass der Anwalt möglicherweise auf dem für den Fall wichtigsten Beweismittel wohnte. Und ohne dessen Wichtigkeit beweisen zu können, würde Schäfer keinen Durchsuchungsbefehl bekommen. „Da beißt sich der Hund in den Schwanz“, wie er zur Verwunderung eines entgegenkommenden Wanderers laut vor sich hin sprach.
    Eine halbe Stunde später setzte er sich auf die Terrasse eines Berggasthofs und bestellte ein Bauernomelette. Während er aß, sah er einem Bussard zu, der über der Terrasse seine Kreise zog und immer wieder im Sturzflug in die Wiese herabstieß, um einen Maulwurf oder sonstiges ahnungsloses Getier zu fassen.
    Als die Kellnerin, die Schäfer von früher kannte, herauskam und feststellte, dass keiner der wenigen Gäste etwas von ihr brauchte, setzte sie sich zu ihm.
    „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er.
    „Klar. Und bei dir?“
    „Ja, was soll ich dir sagen … schöner wäre es, wenn ich zum Urlaub machen hier wäre.“
    „Und warum machst du dann nie Urlaub hier?“
    Schäfer schwieg und schob sich einen Bissen in den Mund.
    „Es ist wegen Maria, oder?“
    „Kann sein …“
    „Wir machen alle einmal Fehler …“
    „Ja … und manche bezahlen sie mit ihrem Leben …“
    Sie schaute ihn fragend an. Ein Gast am anderen Ende der Terrasse rief nach ihr und verlangte die Rechnung. Sie stand auf und sagte zu Schäfer, dass sie gleich wieder bei ihm wäre. Schäfer schaute ihr kurz nach, nahm seinen Rucksack, holte die Brieftasche heraus und legte einen Schein auf den Tisch. Als sie zurückkam, war er weg.
    Wie auf der Flucht sprang er einen steilen Waldweg hinab, stolperte über Wurzeln und konnte sich jedes Mal gerade noch rechtzeitig an einem Ast halten, um einen Sturz zu verhindern. Außer Atem und schweißnass traf er schließlich auf die asphaltierte Straße, die in der einen Richtung nach Kitzbühel und in der anderen ins Blumendorf 1999 führte. Er sah auf die Uhr und entschied sich für den direkten Weg zurück. Der Film in seinem Kopf setzte ihm derart zu, dass er immer wieder stehenblieb und sich an den Holzzaun am Rand der Straße lehnte. Er musste weg von hier; lang würde er das nicht mehr aushalten. Wütend trat er gegen den Zaun, bis das mittlere Brett mit einem lauten Krachen auseinanderbrach und er durch die Wucht des Tritts nach vorne fiel.
    „Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte eine Stimme ohne jeden Anflug von Aufgebrachtheit, und Schäfer, der sich erst noch entschuldigen wollte, sah auf und in das Gesicht eines Mannes in seinem

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