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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Aluminiumtor eine große Beule prangte, als wäre etwas Großes und Schweres dagegen geknallt. Aus dem Inneren vernahm er ein Scharren.
    Lionel Ray schob eine Patrone in die Flinte und schlich sich um die Ecke zur Seitentür. Er bewegte sich absolut lautlos, um den Mistkerl, der es wagte, bei ihm einzubrechen, nicht vorzuwarnen. Er wollte ihn nicht verjagen, sondern Blut sehen. Er malte sich aus, wie er sich an einen jungen Crackhead oder Speedjunkie heranpirschte und ihm mit der Flinte eins verpasste. Ein Junkie, Kleinkrimineller, Ladendieb, Einbrecher oder Taschendieb weniger, mit dem sich die überlastete Justiz herumschlagen musste.
    Auch die Seitentür der Garage war in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Eindringling schien einen Vorschlaghammer benutzt zu haben, um sie aufzubrechen. Für die Tür hatte Lionel Ray im Baumarkt 200 Tacken hingeblättert. Ganz zu schweigen von der Zeit, die es ihn gekostet hatte, sie einzupassen und zu lackieren. Das allein war Grund genug, den verdammten Mistkerl wegzupusten.
    Ein Schatten, der in etwa die Umrisse eines menschlichen Körpers aufwies, stand neben Lionel Rays wertvollem 69er Lincoln Continental. Der Lincoln war Lionel Rays Traumwagen. Für ihn war nicht etwa ein Cadillac oder Mercedes das Symbol für Erfolg und Wohlstand, sondern ein Lincoln mit seinen schnittigen Linien und den Selbstmördertüren. Er hatte ihn bei Ebay mit Geld aus seiner Altersvorsorge ersteigert und war extra nach Texas gefahren, um ihn abzuholen. Und dieser zugekiffte Herumtreiber benutzte ihn als Deckung!
    Der Lincoln verfügte über Original-Chromteile, direkt ab Werk gekauft und auf Hochglanz poliert, eine brandneue Lederpolsterung und Weißwandreifen. Lionel Ray hatte unzählige Stunden damit zugebracht, ihn in einen Topzustand zu restaurieren. Er war sein ganzer Stolz und um nichts in der Welt würde er eine Schießerei im Dunkeln riskieren, bei der das alte Mädchen womöglich ein paar Schrotkugeln abbekam und die neue 800-Dollar-Lackierung, die er ihr gerade erst spendiert hatte, ruiniert wurde. Wenn es sein musste, würde er hingehen und diesen Dreckskerl mit bloßen Händen erwürgen.
    Lionel Ray Miles war groß und kräftig und hatte mächtige Muskeln, die von Jahren harter Arbeit und nicht von Monaten im Fitnessstudio herrührten. Dass der Eindringling ihn angriff, bevor es ihm gelang, einen Schuss auf ihn abzugeben, stand nicht zur Debatte.
    Aber auch sein ungebetener Besucher war alles andere als ein Hänfling. Deutlich trainierter, als er erwartet hatte. Zu groß gewachsen, um ein Junkie oder Crackhead zu sein, aber das schloss nicht aus, dass es sich um einen sportlichen Schüler oder Studenten handelte, der es darauf anlegte, irgendeinen Mist zu bauen.
    Falls dieser Hurensohn versucht, mich anzugreifen, werde ich ihm das Genick brechen, bevor ich ihm den verdammten Kopf von den Schultern puste, so wahr mir Gott helfe!, dachte Lionel. Ich muss mich nur in eine günstigere Position bringen, damit ich genauer zielen kann.
    Lionel Ray streckte die Hand aus und zog an der Kette der kleinen Lampe, die von der Decke baumelte. Die plötzliche Strahlungsexplosion blendete ihn und er hob schnell die Schrotflinte in Richtung des Unbekannten. Ihn trieb die Sorge, dass der andere ihn in den Sekunden, in denen seine Augen sich erst an das Licht gewöhnen mussten, angreifen könnte. Aber der Kerl rührte sich nicht von der Stelle.
    Lionel schielte mit zusammengekniffenen Augen in den Schein der nackten 100-Watt-Glühbirne. Die Gesichtszüge des Eindringlings kamen ihm vage bekannt vor. Die Statur des Mannes war noch imposanter, als man es ihm im Dunkeln ansehen konnte, größer als Lionel selbst. Er trug das kurze, ordentlich geschnittene Haar zu einem Mittelscheitel gekämmt. Kristallklare blaue Augen. Ein markantes Kinn. Hohe Wangenknochen und ein Lächeln, das aus einer Doppelreihe perfekt gerader weißer Zähne bestand – Zähnen, die spitz zugefeilt waren. Sein Körper war mit beeindruckenden Muskeln ausgestattet, die sich unter einem gelben Poloshirt spannten.
    »Joey? Bist du das, Junge? Warum zur Hölle brichst du in meine Garage ein? Warum bewegst du deinen faulen Arsch nicht ans College, wo du eigentlich hingehörst?«
    »Ich bin gekommen, um dir eine Frage zu stellen.«
    Lionel Ray senkte die Schrotflinte und musterte seinen Sohn mit demselben verärgerten, enttäuschten und leicht entrückten Gesichtsausdruck, den er immer aufgesetzt hatte, bevor er Joe schlug – damals, als der

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