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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Er trat näher und blickte auf den schwelenden Leichnam hinab.
    »Du armes Schwein. Was hast du nur angestellt, um so zu enden?«
    »Detective!« Ein junger Polizist, der aussah, als käme er frisch von der Academy, rannte mit weit aufgerissenen Augen in die Garage. Er schnappte nach Luft wie ein Guppy im leeren Aquarium.
    Montgomery drehte sich sofort um, als er die Aufregung in der Stimme des jungen Polizisten wahrnahm. Er kannte diesen Unterton. Es bedeutete, dass der Beamte auf etwas Unerwartetes gestoßen war.
    »Was gibt’s?«
    »Wir haben weitere Leichen gefunden, und zwar jede Menge! Unten im Keller.«
    »Was? Bringen Sie mich hin!«
    Der junge Polizist führte den Detective zur Rückseite des Hauses und über eine schmale Stiege hinab in den Keller. Dort war ein großer Schäferhund von einer der K9-Einheiten eifrig damit beschäftigt, im festgewalzten Erdboden zu wühlen. Zwei weitere Cops standen neben ihm und legten mit Besen und Schaufeln ein menschliches Skelett frei. Zwei weitere Knochengerippe leisteten ihnen bereits Gesellschaft.
    »Wie viele sind es?«
    »Keine Ahnung. Sie sind übereinandergestapelt. Einige liegen schon ziemlich lange hier, würde ich sagen.«
    »Es ... es sind Kinder!« Montgomery wurde schwindlig.
    »Wie alt, sagten Sie gleich, ist der Verdächtige?«, erkundigte sich einer der Beamten. »Diese Leichen dürften schon vor seiner Geburt hier vergraben worden sein. Sehen Sie sich diese Kleidung an. Solche Schuhe habe ich seit den 80ern nicht mehr gesehen.«
    Montgomery starrte auf ein freigelegtes Bein mit British-Knights-Sneaker. Er selbst hatte vor Jahren solche Turnschuhe besessen – damals, 1992. Zu dieser Zeit war Joseph etwa zehn gewesen. Es konnte sich unmöglich um seine Opfer handeln. Deshalb also war Joseph an den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt – um den wahren Ursprung seines Fluchs zu vernichten.
    Seinen eigenen Vater.
    Es dauerte mehrere Tage, bis sie alle Leichen aus der Erde geholt hatten. Als sie fertig waren, zählten sie 25 menschliche Skelette im Alter zwischen sechs und 16 Jahren. Sie lagen zum Teil schon seit über einem Jahrzehnt hier. Die meisten von ihnen waren in Stücke gehackt worden und vorher einem Schnitt durch die Kehle zum Opfer gefallen. Anzeichen für Kannibalismus ließen sich dagegen nicht entdecken, was Montgomerys Verdacht erhärtete, dass es sich bei dem Täter um den älteren Miles und nicht um seinen Sohn handelte. Wie es aussah, hatte Joe der Welt mit der Tötung seines Vaters einen Dienst erwiesen. Aber wo steckte der Junge jetzt?

Kapitel 46
    Alicia zuckte zusammen, als das heiße Wasser aus dem Duschkopf auf ihre empfindliche rosafarbene Haut prasselte. Ihr Martyrium mit Joseph Miles lag jetzt einige Monate zurück und sie war erst vor einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ende des Monats stand ein Termin bei einem plastischen Chirurgen auf dem Kalender, um über Prothesen zu sprechen, die ihre zerstörten Brüste ersetzen sollten.
    Sie hatte bereits sechs Operationen hinter sich – schmerzhafte Hauttransplantationen, um das klaffende Loch in ihrer Brust zu schließen. Nun wollte man prüfen, ob es im Bereich des Möglichen lag, Implantate einzusetzen. Sie sollten ihre Brust relativ natürlich wirken lassen, fast so wie vor ihrer Entführung, behaupteten die Ärzte. Alicia schnaubte spöttisch, als sie beobachtete, wie das Wasser über ihren flachen, warzenlosen Busen rann. Sie gab sich keinen Illusionen hin. Sie wusste, dass sie nie mehr so wie früher aussehen würde.
    Sie trat aus der Dusche und taxierte ihren vernarbten und entstellten Oberkörper. Ihre Brust bestand aus kaum mehr als einer dünnen Hautschicht, die sich über den Brustkorb spannte. Sie konnte fast sehen, wie ihr Herz darunter schlug, und fing an zu weinen. Der Mann, in den sie verliebt war, hatte ihr das angetan.
    »Warum hat er mich nicht getötet? Warum hat er mich in diesem Zustand zurückgelassen?«
    Joe war immer noch nicht gefasst worden, aber es hatte keine weiteren kannibalischen Mordfälle mehr gegeben. Er schien spurlos verschwunden zu sein. Oder die Heilung hatte tatsächlich funktioniert. In gewisser Weise hoffte sie, dass sie sich irrte. Jeden Abend betete sie, dass er zu ihr zurückkehrte und die Angelegenheit zu Ende brachte.
    Als sie behutsam mit dem Handtuch das Wasser und die Tränen von ihrem Körper abwischte, drang ein Geräusch aus ihrem Schlafzimmer heran. Es klang, als hätte jemand das Fenster geöffnet. Kurz darauf hörte

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