Schaenderblut - Thriller
Kleine nichts als Blödsinn trieb.
»Junge, es ist mitten in der Nacht und zu spät, um Spielchen zu spielen. Was ist das hier, ein dämlicher Streich oder was? Willst du deinen bescheuerten Studentenkumpels beweisen, was du für ein Draufgänger bist, indem du in die Garage deines Dads einbrichst, die Tür einschlägst und das Tor verbeulst? Ich hoffe, du hast genug Geld, um für den Schaden aufzukommen. Wenn nicht, prügele ich es aus dir raus!«, knurrte Lionel Ray.
»Als man mich damals halb verblutet im Park gefunden hat – wie lange hat es da gedauert, bis dir aufgegangen ist, dass deine eigenen Taten als Bumerang zu dir zurückgekehrt sind? Wie lange hat es gedauert, bis du Damon Trent als eines deiner Opfer wiedererkannt hast? Ich schätze, er gehörte zu den armen Schweinen, die deine Torturen lebend überstanden haben, was? Wie viele waren es insgesamt? Wie viele Kinder hast du umgebracht?«
Tränen strömten über Joes Gesicht. Sein Vater sah ihn angewidert und mit leichter Belustigung an.
»Ah, hast du’s also doch noch rausgefunden? Ich wollte es dir schon früher sagen, war mir aber nicht sicher, ob du damit klarkommst. Wie es aussieht, hatte ich recht. Sieh dich doch an, du stehst da und flennst wie ein altes Waschweib. Kaum zu glauben, dass wir vom selben Schlag sind. Aber das sind wir, stimmt’s? Mein Blut fließt in deinen Adern. Mein Fluch.«
»Wie viele waren es?«
»Keine Ahnung. Dutzende.«
»Was hast du mit ihnen angestellt? Raus mit der Sprache!«
Lionel Ray zog eine Augenbraue hoch. »Bist du sicher, dass du das wissen willst, Junge?«
»Erzähl’s mir! Ich will erfahren, warum ich bin, wie ich bin.«
»Ich hab sie spontan in Parks aufgegabelt, genau wie dieser Trent dich damals auf der Straße aufgabelte. Manchmal bot ich ihnen an, sie nach Hause zu fahren, oder behauptete, ihre Mom hätte mich geschickt, um sie abzuholen. Manchmal schnappte ich sie mir auch einfach. Nach einer Weile merkte ich, dass es am Einfachsten war, am Bürgersteig kurz rechts ranzufahren. Das bekam so gut wie niemand mit. Anschließend nahm ich sie mit nach Hause. Ja, hier in dieses Haus. Unten in den Keller. Ich schnippelte eine Weile an ihnen herum. Ich hatte keinen Sex mit ihnen, darum ging’s mir nicht. Nur ums Schneiden. Darum, sie schreien zu hören.«
»Hast du ihr Blut getrunken?«
»Was? Nein! Du meinst, wie dieser fette Freak, der sich über dich hergemacht hat? Ich bin doch kein Perverser. Ich wollte sie einfach nur schreien hören.«
»Hast du sie getötet?«
»Einige von ihnen. Die meisten, nehme ich an. Aber ein paar habe ich auch laufen lassen. Vor allem, wenn sie noch sehr klein waren. Ich wusste, dass sie der Polizei nicht genug verraten konnten, um mir gefährlich zu werden. Die meisten hatten sowieso viel zu viel Angst, als ich mit ihnen fertig war. Und wenn ich mir wirklich Sorgen machte, dass sie plaudern könnten, schnitt ich ihnen die Zunge raus oder stach ihnen die Augen aus. Manchmal auch beides. Ich hätte Trent ebenfalls die Augen ausstechen sollen.«
»Aber warum, Dad? Warum hast du das getan?«
»Aus dem gleichen Grund, aus dem du diese Bibliothekarin an deinem College in Stücke gerissen hast. Du hast wohl gedacht, ich wüsste nichts davon, was? In dem Moment, als diese Cops vor meiner Tür auftauchten, wusste ich, dass du es gewesen bist. Wie der Vater, so der Sohn. Ich habe es getan, weil es sich gut anfühlt, Junge! Ist es nicht so, mein Sohn? Fühlt es sich nicht gut an, sich an diesen schwachen, erbärmlichen kleinen Dingern zu vergreifen? Es fühlt sich so an, als wäre dein Körper genau dafür geschaffen worden, nicht wahr? Als hättest du endlich deine Bestimmung im Leben gefunden. Die Schwachen ausmerzen. Auslese für die Herde betreiben. Sie sind zu nichts nütze, außer zum Schreien und Sterben. Bist du jetzt zufrieden, Junge? Hab ich deine Fragen alle beantwortet?«
»Alle bis auf eine«, antwortete Joe und warf einen Blick auf die Schrotflinte, die in der Hand seines Vaters baumelte. Er versuchte abzuschätzen, wie seine Chancen standen, die andere Seite der Garage rechtzeitig zu erreichen, um seinen Dad zu entwaffnen – bevor dieser zielen und abdrücken konnte. Oder schießt er gar nicht?, überlegte Joe. Immerhin bin ich sein Sohn. Aber er bezweifelte es. Er kannte seinen Dad gut genug, um zu wissen, dass ihm sein eigenes Glück und seine Sicherheit wichtiger waren als der Zusammenhalt der Familie oder Verantwortung. Er würde Joe ohne Zögern
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