Schaenderblut - Thriller
beantworten!«
»Ich glaube, wir sollten ihnen sagen, was wir wissen«, krächzte Professor Douglas kleinlaut. Die nicht angezündete Mahagonipfeife baumelte von seiner zitternden Unterlippe.
Locke wirbelte zu ihm herum. Seine Augen blitzten in rechtschaffener Empörung. »Einen Scheißdreck werden wir ihnen erzählen!«
Captain Marshall trat neben Montgomery und hätte den Mann in seinem ungestümen Eifer, sich die Akademiker vorzuknöpfen, beinahe zur Seite gestoßen. Durch die Anstrengung, seine zunehmende Wut im Zaum zu halten, verfärbte sich sein Gesicht zunehmend dunkler. Es war offensichtlich, dass Lockes selbstgefälliges Benehmen dem angegrauten Gesetzeshüter gegen den Strich ging. Er rammte dem Professor den Zeigefinger in die Brust, als wollte er ihn damit erstechen.
»Jetzt sage ich Ihnen mal was, Sie Klugscheißer. Ein Serienmörder läuft in meiner Stadt frei herum – in meiner Stadt! Er hat sich gerade in ein Krankenhaus eingeschlichen und einen Patienten und einen Angestellten in Stücke gerissen. Da drinnen liegt eine Frau, die um ihr Leben kämpft, weil ihre Brüste bis auf die Rippen abgefressen wurden. Abgefressen! Von dem Mann, den Sie beide decken! Deshalb ist es mir scheißegal, welche Gesetze ich beuge oder sogar breche. Ich finde heraus, was Sie wissen, und bis dahin werden Sie in einer Zelle schmoren!«
»Setzen Sie ihn wieder in den Wagen«, meinte Montgomery und deutete auf Locke. »Wir werden uns mit Dr. Douglas unterhalten.«
»Sag ihnen nichts! Hörst du? Wir werden das alleine regeln! Wir können es immer noch schaffen!«
Douglas schüttelte den Kopf und sah seinen Freund mit neu entdecktem Mitgefühl an. Sein Kollege jagte verzweifelt seiner letzten großen Tat hinterher, seiner finalen Chance auf Ruhm und Unsterblichkeit, und er war bereit, Leben aufs Spiel zu setzen, um dieses Ziel zu erreichen. Dr. Martin Douglas war längst nicht so verzweifelt.
»Was möchten Sie wissen?«
»Woher wussten Sie, dass Joseph Miles hier auftauchen würde?«
»Der Patient, den er ermordet hat – sein Name lautet Damon Trent, richtig?«
»Und wie zur Hölle wissen Sie das?«, bellte Marshall.
»Weil Damon Trent der Mann war, der Joseph als Kind misshandelt hat. Trent hielt ihn drei Tage lang in seinem Keller gefangen und vergewaltigte und folterte ihn wiederholt. Joseph war Trents erstes Opfer – das einzige, das überlebte. Joseph hält Trent für eine Art Vampir oder Werwolf, der seinen Fluch durch die Misshandlungen auf ihn übertrug. Er ist der festen Überzeugung, dass er sich durch die Ermordung Trents von seinen eigenen mörderischen Impulsen befreien kann.«
»Was für ein Schwachsinn!«
»Nun, Captain ... möglicherweise nicht.«
»Was wollen Sie damit andeuten? Dass Trent wirklich ein Vampir war?« Montgomery tat sein Bestes, das Grinsen zu unterdrücken, das sich auf seinem Gesicht ausbreiten wollte. Trotz seiner Bemühungen stahl sich blanker Sarkasmus in seine Stimme.
»Ich weiß, es klingt weit hergeholt ...«
»Es klingt völlig bescheuert!«, rief der Captain dazwischen.
»Das dachte ich zuerst auch. Aber es hängt damit zusammen, wie der menschliche Verstand arbeitet. Ich bin kein Naturwissenschaftler. Dr. Locke könnte es Ihnen besser erklären, wenn er sich denn dazu durchringen würde. Aber im Prinzip geht es darum, dass eine bestimmte Region im Gehirn existiert, die unsere Reaktionen auf Wutimpulse, unseren Sexualtrieb und die meisten unserer animalischen Instinkte steuert. Wenn ein Virus diese Gehirnregion befällt und ein Ungleichgewicht herbeiführt, könnte das genau die Art von Störung des Wutimpulses und Sexualtriebs verursachen, wie man sie bei Sexualstraftätern und Mördern häufig antrifft. Das führt natürlich nicht dazu, dass ihnen tatsächlich Haare und Fangzähne wachsen, aber im Endeffekt könnte eine solche Infektion die Verwandlung in ein Monster auslösen.«
»Gibt es so ein Virus denn?«
»Bis jetzt ist es lediglich eine Theorie, aber genau deshalb wollten wir den Mann untersuchen. Um die Existenz des Virus nachzuweisen und ein Gegenmittel zu entwickeln.«
»Was ist, wenn die Theorie falsch ist und dieser Bursche Sie genauso in Stücke reißt wie die Leute dort drinnen?«, wollte Captain Marshall wissen. »Haben Sie beiden Genies das bedacht?«
»Okay, Schluss mit diesem Blödsinn«, schnaubte Montgomery. »Wenn Sie wissen, wohin er als Nächstes unterwegs ist, dann sollten Sie in Ihrem eigenen Interesse damit
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