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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Korridor hinterließ, bemerken konnte, schlüpfte Joe in einen anderen Raum, der dem Schauplatz des Gemetzels gegenüberlag. Er hatte Glück, auf eine fettleibige ältere Frau zu treffen, die katatonisch in ihrem Bett vor sich hindämmerte. Mit beträchtlicher Anstrengung rollte Joe sie auf die Seite, um ihr das Krankenhaushemd auszuziehen. Die mächtigen Berge aus wogendem Fett brachten ihn dabei mächtig ins Schwitzen.
    Aus entzündeten Geschwüren war Eiter auf die Matratze gesickert und hatte eine zähflüssige klebrige Masse hinterlassen, die ihr schlaffes, modriges Fleisch an das durchgeweichte Bett klebte. Es gab ein feuchtes, reißendes Geräusch, als Joe sie vom Bettlaken abschälte. Einzelne Hautfetzen blieben daran haften.
    Die Rückseite ihres Nachthemds war mit Eiter und Blut verkrustet und mit Urin und Fäkalien verdreckt. Joe pellte es von ihrem Körper. In diesem ekligen Aufzug würde er auf diesem Stockwerk nicht sonderlich auffallen.
    Joe täuschte ein schwerfälliges Taumeln vor, als er durch den Flur huschte. Auf dem Gang begegnete er einem abgemagerten Teenager, dem büschelweise Haare fehlten und der überall auf der Kopfhaut an Stellen, wo das Haar samt Wurzel ausgerissen worden war, schwarz verschorfte Krusten zur Schau stellte. Der Junge taumelte in ähnlicher Manier durch die Gänge. Joe holte den desorientierten Jugendlichen ein und hakte sich bei ihm unter. Gemeinsam schlurften sie den Korridor entlang auf den Rezeptionstresen zu.
    Der Junge stank ebenso schlimm wie das Nachthemd, das Joe am Leib trug. Seine Augen waren trüb und leer, als hätte sich sein Verstand längst aus dem Staub gemacht und sein Körper würde nur einem vorprogrammierten Ritual folgen – in Endlosschleife die antiseptischen Korridore hinauf und hinab. Die einzigen Anzeichen dafür, dass er Joes Anwesenheit überhaupt bemerkte, waren sein gelegentliches Kichern, seine linke Hand, die fest auf Joes steinharter Pobacke ruhte, und eine gewaltige Erektion, die unter seinem Nachthemd heranwuchs.
    Der Wachmann hatte seinen Posten vor dem Fahrstuhl verlassen. Auch die Krankenschwester saß nicht länger an ihrem Platz. Joe hörte ein Funkgerät quäken. Eine aufgeregte Stimme rief atemlos: »Wir haben eine 1-8-7 im zweiten Stock! Brauche dringend Verstärkung!«
    Joe stolperte den Flur entlang und warf einen kurzen Blick in den angrenzenden Trakt, in dem er die Leiche des Raumpflegers zurückgelassen hatte. Das Blut war unter der Tür durchgesickert, was zweifellos jemanden darauf aufmerksam gemacht hatte, dass in der Besenkammer etwas nicht stimmte. Die Tür stand offen. Zwei Gefängniswärter knieten in der Lache und beugten sich über den Leichnam, als gäbe es noch etwas, was sie für ihn tun konnten. Drei Schwestern, darunter auch die von der Rezeption, standen um sie herum, keuchten entsetzt und flüsterten aufgeregt miteinander. Sie glotzten die Leiche an, unfähig, ihrer eigenen morbiden Neugier zu widerstehen.
    Der Wärter blickte den Flur auf und ab, auf der Suche nach etwas, das nicht dem normalen Muster entsprach. Einem Verdächtigen. Joe packte den hageren Teenager fester und lief weiter. Der Wärter hatte zum Glück an ihm vorbeigeschaut, hielt ihn offensichtlich für einen harmlosen Patienten. Sobald sie das andere Ende des Flurs erreicht hatten und sich außer Sichtweite der Wärter und Schwestern befanden, gab Joe seine debile Tarnung auf und spurtete zum Aufzug. Er drückte den Abwärts-Knopf, und die Tür öffnete sich sofort. Niemand war zu sehen, als Joe hastig in den Fahrstuhl schlüpfte. Der zerfleischte Raumpfleger faszinierte die Wärter offenbar zu sehr, als dass sie sich in absehbarer Zeit davon losreißen konnten.
    Er versuchte, zur Ruhe zu kommen, während er mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss fuhr. Adrenalin pflügte durch seinen Blutkreislauf und setzte seine Nerven in Brand. Seine Muskeln spannten sich unter dem Hemd, als würde er sich jeden Moment in den Unglaublichen Hulk verwandeln. Er machte einen durch und durch wahnsinnigen Eindruck. Wenn die Türen jetzt zur Seite glitten, würde jeder, der halbwegs bei Verstand war, sofort erkennen, dass er einen Mörder vor sich hatte. Er musste sich dringend beruhigen.
    Die Kabine kam im Erdgeschoss zum Stillstand. Joe schloss die Augen und atmete tief durch. Er ließ die Luft langsam ausströmen und zwang seine Muskeln, sich zu entspannen. Er ließ die Befriedigung, endlich den Verlust seiner Kindheit gerächt zu haben, von seinem Körper Besitz

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