Schaenderblut - Thriller
herausrücken.«
Douglas blickte von Montgomery zu Marshall und dann zu Locke, dessen Augen ihn beschworen, den Mund zu halten. Er stieß einen tiefen Seufzer aus, ließ die Schultern hängen und senkte den Blick.
»Ich weiß es wirklich nicht. Wenn er denkt, dass die Heilung erfolgreich war, verschwindet er möglicherweise für immer von der Bildfläche. Dasselbe könnte passieren, wenn er scheitert. Dann verkriecht er sich irgendwo vor dem Rest der Menschheit und fristet ein Dasein als Eremit. Ich bin kein Psychologe. Das ist Johns Spezialgebiet. Meine Disziplinen sind Soziologie und Völkerkunde. Wenn ich irgendwelche Ideen hätte, würden sie auf Geschichte und kulturellen Mythen und Legenden basieren, was sie auch nicht plausibler macht als Ihre.«
»Holen Sie den auch raus!«, brüllte Captain Marshall in offensichtlicher Verzweiflung und zeigte auf Locke, der in Handschellen auf der Rückbank des Streifenwagens saß und sich anstrengte, mitzubekommen, was zwischen den Polizisten und seinem Kollegen vor sich ging.
Der uniformierte Polizist öffnete die Wagentür und half dem Professor vom Rücksitz. »Wir wollen wissen, wo dieser Irre Ihrer Meinung nach als Nächstes zuschlägt«, blaffte Captain Marshall.
»Wer sagt denn, dass er noch einmal zuschlägt?«
»Kommen Sie schon, Professor«, sagte Montgomery und legte Locke einen Arm um die Schulter, als wären sie alte Freunde. »Wir wissen alle von Joes kleiner Theorie. Wir wissen, dass Sie in der Hoffnung hergekommen sind, dass er nicht wahnsinnig ist und es tatsächlich ein Virus gibt, das für die Erschaffung dieser Kreaturen verantwortlich ist. Wenn ich Sie wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen festnehmen lasse, könnten Sie die Anklage wahrscheinlich abschmettern, aber denken Sie nur an den Schaden, den das Ihrem Ruf zufügt. Was würden Ihre Kollegen davon halten, wenn sie wüssten, dass Sie einen Serienmörder decken? Wenn Sie uns nicht helfen, werden wir dafür sorgen, dass alle Welt davon erfährt. Also – Sie wissen genauso gut wie ich, dass der Mord an Damon Trent einen Scheißdreck gegen Joes Krankheit ausrichtet. Die alten Triebe werden jeden Moment wieder über ihn kommen. Was ich wissen will, ist, was er anstellen wird, wenn das passiert.«
»Er wird alle fressen, die ihm in die Quere kommen. Wo auch immer er gerade ist. Und ich bin sicher, dass sein Appetit diesmal ungleich stärker sein wird. Es dürfte Ihnen nicht schwerfallen, am nächsten Tatort seine Handschrift zu erkennen.«
»Aber wie können wir ihn schnappen, bevor er das nächste Mal zuschlägt? Wohin wird er sich wenden?«, wollte Captain Marshall wissen.
»Ich bin Psychologe, kein Gedankenleser. Aber vielleicht könnte ich mit seiner Begleiterin aus San Francisco sprechen. Sie dürfte ein bisschen mehr darüber wissen, was in Josephs Kopf vor sich geht. Er scheint sie sehr zu mögen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil sie noch am Leben ist.«
Kapitel 43
Joe saß auf dem blutigen Bett, hatte die Beine an die Brust gezogen und schaukelte vor und zurück. Das Zimmer lag in totaler Dunkelheit. Die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos ließen Schatten an der Wand tanzen wie in einem Marionettentheater. Joes Gedanken waren genauso dunkel und tanzten über die Innenwände seines Schädels. Er wusste, dass er nicht geheilt war. Damons Ermordung hatte seinen Hunger nicht im Geringsten gebremst.
Das Keuchen, Stöhnen und leidenschaftliche Schreien aus dem Nebenzimmer weckte die mörderische Libido des SuperPredator . Er konnte das dichte Aroma von Sperma, Schweiß, Blut und Fäkalien der brutalen analen Penetration, die auf der anderen Seite der Schlafzimmerwand stattfand, riechen. In Joes Hose regte sich das Monster und wurde hart. Es wurde Zeit, etwas zu essen.
Die ekstatischen Laute der Prostituierten ertönten im Einklang mit dem Rumsen ihres Kopfes an den oberen Bettpfosten. Das animalische Grunzen ihres brutalen Freiers ließ Joe unruhig werden. Ein anderes Raubtier war in sein Territorium eingedrungen. Joe krümmte seine Zehen in dem Blut, das immer noch aus der durchtränkten Matratze quoll. Alicias Blut. Der Umriss ihres Körpers zeichnete sich deutlich als rostfarbener Fleck ab. Eine Träne rollte über Joes Wange. Er erhob sich vom Bett, knirschte mit seinen furchterregenden Zähnen und ging zur Tür.
Die Hure hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Jalousien zu ihrem Apartment herunterzuziehen. So konnte Joe genau sehen, wie sie von einem großen
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