Schaerfer als Wasabi
und überlegte krampfhaft, was ihn an dem Kerl so störte. Er kam nicht wirklich zu einem Ergebnis und das machte ihn noch wütender.
Vier
„Also ich weiß wirklich nicht, was in ihn gefahren ist.“ Vanessa blickte Katsuro peinlich berührt an und zuckte mit den Schultern. „Ich kann mich nur für Nick entschuldigen.“
„Das brauchst du nicht, Vanessa“, erwiderte Katsuro. „Ich werde ihm erstmal so gut es geht aus dem Weg gehen.“
„Aber ich verstehe das nicht“, sagte sie, als sie durch das Wohnzimmer gingen. „Nick ist manchmal etwas launisch, aber so hab ich ihn noch nie erlebt. Er ist eigentlich ganz friedlich. Vor allen Dingen lässt er seine Aggressionen ja anscheinend nur an dir aus.“
„Wenn ihr mich fragt, ist das typisches Revierverhalten“, warf Robert leise ein, als sie an Nicks Zimmer vorbei gingen. Vanessa sah sich nach Robert um und hob die Augenbrauen.
„Wie meinst du das?“
„Na ja“, Robert zuckte mit den Schultern. „Sind wir doch mal ehrlich. Nick ist es gewöhnt, dass sich alles nur um ihn dreht. Er ist der gut aussehende, verwöhnte Sunnyboy, die Mädels liegen ihm zu Füßen und hier in der WG spielt er auch immer die erste Geige. Da Katsuro jetzt soviel Aufmerksamkeit zuteilwird, ist der sauer und gefrustet.“
„Das ist absolut kindisch!“ Vanessa verzog verständnislos die Mundwinkel.
„Ach kommt schon. Regt euch ab und lasst Nick einfach mal in Ruhe. Er beruhigt sich schon wieder“, warf Mike ein und ließ sich auf dem Sofa nieder. Im nächsten Moment fuhr er auf, als hätte ihn etwas gestochen. „Ich … ähm, ich muss noch mal weg. Ist mir grade eingefallen.“ Mit einem Schlag wirkte er wieder sehr nervös und blass. „Wartet nicht mit dem Abendessen.“
„Aber wo willst du denn jetzt noch hin?“, warf Vanessa ein. „Ich dachte, dir geht ’ s heute nicht so gut?“
„Ach“, winkte Mike ab. „Das war doch nichts. Also bis später – kann etwas dauern!“ Er eilte in den Flur hinaus und verließ keine zwei Minuten später die Wohnung. Vanessa blickte ratlos von Robert zu Katsuro.
„Und ich sage euch, der nimmt etwas. Die plötzliche Nervosität und die Blässe – das sind Entzugserscheinungen.“
Roberts Augen weiteten sich überrascht. „Meinst du?“
„Ich befürchte es“, seufzte Vanessa. „Und sein bester Freund bekommt nichts mit, weil dieser Egoist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist.“ Sie schnaubte verärgert.
Katsuro setzte sich. Er fühlte sich plötzlich sehr müde, deprimiert und leer. Dass Nick an diesem Abend in seinem Zimmer blieb, war erleichternd und enttäuschend zugleich. Robert meinte, ob Vanessa nicht nach ihm sehen sollte, doch sie lehnte stur ab. Katsuro zog sich eine Weile in sein Zimmer zurück, um zu lernen. Später setzten sie sich noch etwas zusammen, um fernzusehen, doch irgendwie war keiner so richtig bei der Sache. Katsuro spürte die Blicke, die Vanessa ihm zuwarf, immer wieder beobachtete sie ihn, doch er starrte krampfhaft auf den Bildschirm. Er mochte Vanessa sehr, doch wenn sie nun Gefühle für ihn entwickelte, würde er erst recht Nicks Zorn auf sich ziehen. Den Neuanfang hier in Deutschland hatte er sich wirklich einfacher vorgestellt.
˜ ™
Katsuro hatte nicht sehr gut geschlafen. Immer wieder war er aufgewacht, schwer atmend und mit rasendem Herzschlag. Der Grund dafür waren intensive, erotische Träume, in denen Nick und er die Hauptrolle spielten. Sie hatten harten, schmutzigen Sex, bei dem er den blonden Teufel zähmte wie ein Wildpferd. Als sein Wecker klingelte, fuhr er aus dem Bett hoch und starrte auf seinen Monsterständer. Die Bilder seiner nächtlichen Visionen spukten immer noch klar und deutlich durch seinen Kopf und er überlegte kurz, seinem harten Geschlecht Erleichterung zu verschaffen. Doch dann schüttelte er den Kopf und beschloss erstmal eine kalte Dusche zu nehmen.
Katsuro horchte an der Badezimmertür, es schien nicht besetzt zu sein. Er drückte die Klinke, betrat den Raum und erstarrte mitten in der Bewegung.
„Mann, spinnst du?“ Nick wirbelte herum und blickte Katsuro mit seinen großen, eisblauen Augen an, die Zahnbürste noch in einer Hand. An seinen Mundwinkeln haftete Zahnpasta – es sah umwerfend aus.
„Ent… entschuldige, Nick. Warum schließt du denn nicht ab?“ Katsuro trat einen Schritt zurück.
Nick rollte mit den Augen. „Ich schließe nie ab! Das werde ich auch nicht tun, nur weil du jetzt hier bist!“, erwiderte er bissig.
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