Schaerfer als Wasabi
seine Antwort wartete. Wenn er jetzt wieder einen blöden Spruch abließ, war er bei ihr auch unten durch.
„Meinetwegen“, antwortete er gleichgültig. „Dann treffen wir uns kurz nach vier unten, okay?“
Katsuro nickte dankbar. „In Ordnung.“
Das Abteil der U-Bahn war voll und so waren Nick und Katsuro gezwungen zu stehen. Nick hielt sich an der Haltestange fest und blickte verkrampft aus dem Fenster. Ja toll, die vorbeiziehende Dunkelheit war aber auch wirklich interessant! Katsuros Schulter berührte die seine, und jedes Mal wenn die Bahn hielt, wurde er für einige Sekunden gegen ihn gedrückt. Nick blickte auf den Netzplan über den Türen.
„Also, merk dir die U8. Es sind fünf Stationen, du steigst bei der Münchner Freiheit aus, von dort sind es nur noch ein paar Meter bis zur Kaiserstraße. Ganz einfach.“ Ihre Blicke begegneten sich flüchtig. Oh Mann, er sollte Nick nicht so ansehen, als wären sie befreundet. Er erwiderte Katsuros Blick reserviert, als die Bahn wieder hielt. „Musst du dich so an mich quetschen? Ich krieg echt Platzangst hier.“
Katsuros weiße Zähne blitzten auf. „Du müsstest mal in Tokio U-Bahn fahren. Glaub mir, dagegen ist das hier gar nichts.“
Nick verdrehte die Augen, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Außerdem wollte er keine Konversation mit Karate Tiger führen.
„Wo wohnt deine Familie eigentlich?“, fragte Katsuro. „Fährst du am Wochenende nach Hause?“
Toll. Konversation. Nick musste sich zusammennehmen, um Katsuro nicht anzufauchen und zuckte mit den Schultern.
„Meine Mutter wohnt in Augsburg, ich fahr jedes Wochenende zu ihr“, antwortete er, ohne ihn anzublicken. Nick sah wieder aus dem Fenster und bemühte sich, ein gelangweiltes und genervtes Gesicht zu machen. Es ging Katsuro ja wohl einen Dreck an, dass seine Mutter sich nicht darum scherte, ob er nach Hause fuhr und dass sie die Gesellschaft ihres neuen Lovers vorzog.
Karate Tiger schien seine Botschaft zu verstehen, denn er sagte nichts mehr. Zum Glück waren sie bald da. Als sich die Türen öffneten, sprang Nick mit zwei großen Sätzen aus dem Abteil.
„Hier müssen wir raus!“, rief er knapp über seine Schulter zurück und lief los, ohne sich nach seinem neuen Mitbewohner umzusehen. Doch der Versuch, ihn abzuhängen, scheiterte kläglich. Bereits nach wenigen Metern hatte Katsuro ihn eingeholt und folgte ihm wie ein Schoßhund.
Oben angekommen hängte Nick seinen Anorak an die Garderobe, streifte seine Nikes ab und verzog sich ohne ein Wort in sein Zimmer. Als er die Tür hinter sich zufallen ließ, überfiel ihn für einen winzigen Moment ein schlechtes Gewissen. Doch bei dem Gedanken, wie Vanessa Karate Tiger anschmachtete und dieser alles an sich zu reißen schien, schüttelte er den Kopf und stieß einen verächtlichen Laut aus.
„Arschloch!“, knurrte er, bevor er sich auf sein Bett legte und nach seinem iPod griff, der auf seinem Kissen lag. Nick schloss die Augen und versuchte sich auf die Musik zu konzentrieren, doch es gelang ihm nicht. Ständig schob sich das Gesicht dieses Idioten vor sein inneres Auge – grinsend und nervend. Irgendwann gab er schließlich auf und entschloss sich stattdessen, noch etwas fernzusehen. Nick öffnete seine Zimmertür und spähte vorsichtig ins Wohnzimmer, doch von Katsuro war keine Spur zu sehen.
Er machte es sich auf dem Sofa bequem und hoffte, dass ihn Karate Tiger möglichst lange mit seiner Anwesenheit verschonte. Seine Hoffnungen wurden jedoch schon nach einer halben Stunde zerstört, als Nick sich etwas zu trinken holen wollte.
Katsuro betrat den Raum und hielt unschlüssig inne, als Nick ihm einen feindseligen Blick zuwarf. „Komme ich gerade ungelegen?“
Mann, was für eine überflüssige Frage! Nick rollte mit den Augen und antwortete sarkastisch: „Wie kommst du denn darauf?“ Er nahm sich ein Glas aus dem Oberschrank und schenkte sich Mineralwasser ein. Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Arbeitsplatte. Katsuro zögerte kurz, bevor er auf Nick zukam. Als er den Arm hob, um sich ebenfalls ein Glas zu nehmen, wehte Nick wieder dieser angenehme Duft nach frischem Zitronentee um die Nase. Warum roch der Idiot immer so gut?
„Ich werd mal nach Mike sehen“, sagte er rasch, trank sein Glas in einem Zug leer und knallte es fester auf die Arbeitsplatte, als er beabsichtigt hatte.
„Ja, mach das.“ Katsuro nickte, doch sein Blick war seltsam verschleiert, als hätte er gar nicht
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