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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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dort hingekommen war.
    „Schlaf jetzt, Nick“, hörte er eine Stimme flüstern, aber sie war schon ganz weit weg. Nick schwebte dahin, in tiefer Dunkelheit, begleitet von dem wohligen Gefühl, nicht mehr alleine zu sein.

Zehn

    Katsuro saß dicht an Nicks Seite, seine Hand ruhte noch immer gedankenverloren auf dessen kalter Stirn. Endlich schlief er tief und friedlich. Was hatte der Arme nur andauernd mit sich herumgeschleppt! Kein Wunder, dass er oft aggressiv war und so unzufrieden wirkte. Warum er alles an ihm ausgelassen hatte, verstand Katsuro jetzt besser, auch wenn es immer noch wehtat. Anscheinend wusste noch nicht einmal Vanessa, wie es in Nick aussah.
    Doch endlich hatte er seine Maske fallen lassen und ihm gezeigt, wer wirklich hinter dieser harten Fassade steckte. Das erste Mal hatte dieser sture Kerl Gefühle zugelassen und Katsuros Herz damit noch mehr gefangen genommen. Er konnte nicht aufhören, ihn anzustarren und über sein weiches Haar zu streicheln. Nick sah auch im Schlaf atemberaubend schön aus. Mit Sicherheit war dies der erste und zugleich letzte Moment, in dem Katsuro ihm so nah sein konnte.
    „Oh Nick … was machst du nur mit mir?“, wisperte er kopfschüttelnd, ein schwerer Seufzer entwich seiner Kehle. Nick war für ihn unerreichbar und würde es auch bleiben. Er stand auf das weibliche Geschlecht und würde seine Gefühle niemals erwidern. Ganz abgesehen davon, dass er ihn ohnehin nicht leiden konnte. Katsuro deckte Nick wieder zu, dann schlich er sich leise in den Flur, holte sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer von zu Hause.
    „Mama? – Ja ich bin noch hier in München ... Nein, es ist nichts passiert. Hör zu, ich komme erst morgen und bringe vielleicht einen Freund mit. Ist das in Ordnung? – Ja, wir fahren morgen Mittag … Ich freue mich auch. Bis morgen. Sayonára.“

    Nick schlief den Rest des Abends und die ganze Nacht durch. Katsuro sah eine Weile fern, doch seine Gedanken waren bei Nick. Immer wieder huschte sein Blick zu ihm hinüber. Er hätte ihn noch ewig betrachten können, doch spät in der Nacht überfiel auch ihn die Müdigkeit, und er legte sich auf das kleinere Sofa zum Schlafen.

˜ ™

    Nick erwachte von dumpfen Kopfschmerzen, einen Moment wusste er nicht, wo er sich befand. Doch dann, so schnell wie ein Blitzschlag andauerte, fiel ihm alles wieder ein und er fuhr keuchend auf. Er lag auf dem Sofa, eingewickelt in Vanessas große, karierte Decke und fühlte sich, als hätte ihn ein Lastwagen überrollt – oder zwei. Er presste die Handflächen kurz gegen seine Lider und stöhnte auf.
    Und dann sah er ihn. Katsuro schlief tief und fest. Er hatte sich in Nicks Decke eingewickelt, das obere Ende hielt er mit der Faust umklammert. Schwarze Strähnen fielen ihm in die Stirn und bedeckten sein rechtes Auge. Je länger Nick ihn beobachtete, umso schneller schlug sein Herz.
    Die Erinnerung kehrte zurück, und er wusste nicht, was schlimmer war: dass er ausgerechnet Katsuro seine ganze Lebensgeschichte erzählt hatte, oder dass er sich vor ihm die Seele aus dem Leib gekotzt hatte. Oh Gott, war das peinlich. Ja, definitiv war die Kotzerei das Schlimmste. Nick erhob sich so leise wie möglich und schlich auf Zehenspitzen aus dem Wohnzimmer ins Bad. Jeder Schritt verstärkte seine Kopfschmerzen. Im Bad nahm er sich zuerst eine Schmerztablette aus dem Medizinschrank und schluckte sie mit Wasser aus der Leitung. Der Blick in den Spiegel war grauenvoll.
    „Scheiße!“ Seine Haare standen in sämtliche Richtungen ab, er war blass wie ein Ziegenkäse und unter seinen Augen befanden sich dunkle Ränder. Außerdem hatte Nick einen Geschmack im Mund, als hätte er alte Lumpen gefressen. Er fühlte sich so ausgelaugt und elend, wie schon lange nicht mehr. Vielleicht würde eine heiße Dusche seine Verfassung etwas mildern. Nachdem er zehn Minuten lang Zähne geputzt hatte, legte er seine Kleider ab, drehte das Wasser in der Duschkabine auf und stellte sich unter den heißen Strahl. Tatsächlich fühlte er sich danach etwas besser. In seinem Zustand hatte Nick natürlich nicht daran gedacht, sich frische Kleidung mit ins Bad zu nehmen, und so schlang er sich kurzerhand ein Badetuch um die Hüften.

˜ ™

    Katsuro rieb sich schlaftrunken die Augen, öffnete die Lider und glaubte, noch zu träumen. Nick schlich sich gerade nur mit einem Handtuch bekleidet an ihm vorbei. Von seinem nassen Haar tropften Wasserperlen über seinen muskulösen Rücken hinunter.

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