Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
Vom Netzwerk:
Einen Moment wollte Katsuro vortäuschen zu schlafen, aber er besann sich anders.
    „Guten Morgen.“ Katsuro erschrak über seine brüchige Stimme, doch bei Nicks heißem Anblick war es kein Wunder.

    Nick zuckte zusammen, beinahe wäre ihm das Handtuch von den Hüften gerutscht. Mit einem Knurren wirbelte er herum. „Mann, musst du mich so erschrecken?“
    Katsuro setzte sich auf. „Entschuldige“, antwortete er schulterzuckend. „Wie geht es dir heute?“
    Nick umklammerte das Handtuch, sein Gesichtsausdruck wurde etwas weicher.
    „Na ja, mir ist es schon mal besser gegangen.“
    Katsuro versuchte irgendwo anders hinzustarren als auf Nicks Waschbrettbauch.
    „Wenn du das Fest mit deiner Familie nicht verpassen willst, solltest du jetzt fahren“, murmelte Nick. „Ich glaube, ich habe dich ohnehin schon zu lange aufgehalten.“
    Katsuro schüttelte vehement den Kopf und erhob sich.
    „Vergiss es“, antwortete er. „Ich werde nirgends hingehen, wenn ich weiß, dass du hier alleine bist.“
    „Das kann dir doch egal sein. Wir sind nicht gerade das, was man als Freunde bezeichnen würde. Schon vergessen?“, stellte Nick trotzig fest, ein Zucken um seine Mundwinkel verriet jedoch, dass er sich in seiner Aussage unsicher war.
    „Nun, das könnten wir ja ändern“, erwiderte Katsuro mit pochendem Herzen. Er ging auf Nick zu und streckte ihm rasch die Hand entgegen, bevor ihn sein Mut verlassen würde. „Ich bin Katsuro“, sagte er lächelnd. Nach kurzem Zögern ergriff Nick Katsuros Hand und drückte bestimmt zu. Mit der anderen hielt er krampfhaft das Handtuch fest.
    „Nick“, antwortete er mit einem Grinsen im Gesicht, worauf beide befreit auflachten.
    „Heute Abend wird bei uns der Geburtstag des Kaisers Akihito gefeiert – in Japan ist der dreiundzwanzigste Dezember ein Feiertag. Dafür gibt es bei uns kein Heiligabend, ich hoffe, das stört dich nicht allzu sehr.“
    Nick blickte Katsuro erstaunt an. „Kein Heiligabend?“
    „Nein, aber wir werden natürlich gemütlich zusammensitzen. Meine kleine Schwester besteht darauf, dass sie trotzdem Geschenke bekommt, weil wir ja jetzt schließlich in Deutschland leben. Es wird also irgendwie doch auch etwas weihnachtlich werden“, erklärte Katsuro.
    Nick überlegte. Es würde eigenartig sein, den Heiligen Abend nicht so zu feiern, wie er es gewohnt war. Scheiße, er überlegte doch nicht wirklich gerade ernsthaft, die Semesterferien bei Katsuro verbringen zu wollen, oder?
    „Ich weiß nicht ...“, sagte er verlegen. „Ich … ich möchte deiner Familie und dir wirklich nicht auf den Geist gehen. Ich meine, ich bin ja ein Fremder und ...“
    „Zieh dir lieber etwas an, so nehme ich dich sowieso nicht mit“, unterbrach ihn Katsuro. Er deutete auf Nicks nackten Oberkörper und das Handtuch und schüttelte in gespielter Entrüstung den Kopf.

˜ ™

    Der Zug hatte den Bahnhof in München vor wenigen Minuten verlassen und ratterte gleichmäßig über die Gleise. Nick blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft und konnte immer noch nicht glauben, dass er sich mit Katsuro auf dem Weg zu dessen Familie befand. Das war doch verrückt! Noch vor wenigen Stunden war er der einsamste Mensch auf Erden und hatte diesen Typen gehasst!
    Nick dachte daran, was für ein egoistisches Arschloch er in den letzten Wochen gewesen war. Er hatte Katsuro das Leben schwer gemacht und darüber hinaus nicht einmal bemerkt, wie schlecht es seinem besten Freund die ganze Zeit über gegangen war. Er legte die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und stieß ein Seufzen aus.
    „Alles in Ordnung?“ Katsuros warme Stimme riss Nick aus seinen düsteren Gedanken. Er zuckte zusammen und sah auf sein Gegenüber. Katsuro musterte ihn besorgt. Womit hatte Nick eigentlich verdient, dass er ihn mit zu seiner Familie nahm?
    Nick räusperte sich. „Ja, alles klar. Ich … hab nur über einige Dinge nachgedacht.“ Er spürte, dass er rot wurde, und senkte den Blick. „Ich … ähm … hab mich dir gegenüber benommen wie der letzte Idiot.“ Als nicht sofort eine Antwort kam, sah Nick auf. Katsuro wirkte überrascht über sein Zugeständnis. „Dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Herrgott noch mal, was machte er da eigentlich?
    Katsuro wirkte plötzlich entspannt, der Hauch eines Lächelns zuckte um seine Mundwinkel. Nick hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch und seine Hände wurden feucht.
    „Lass die Vergangenheit ruhen, Nick. Das Hier und Jetzt zählt, du kannst

Weitere Kostenlose Bücher