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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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Ich bin eine Schande für unsere Familie … ein ekelhafter Freak.“
    Gregor trat so hart auf die Bremse, dass Robert nach vorne fiel und erschrocken aufkeuchte.
    „Tut mir leid.“ Gregor berührte ihn kurz an der Schulter. „Alles klar?“
    „Ja … ja ich glaub schon.“
    „Wir sind da.“
    Robert löste seinen Gurt und machte Anstalten, auszusteigen.
    „Warte!“ Gregors Schultern bebten, sein Herz klopfte hart und schnell.
    „Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, Robert, aber du kannst froh sein, dass dein Coming Out auf diese Weise passiert ist.“
    Robert ließ den Türgriff los und wandte sich zu ihm um.
    Er zog die Brauen zusammen. „Wie meinst du das?“
    Gregor zog den Schlüssel aus der Zündung und atmete tief ein.
    „Ich war fast zehn Jahre lang verheiratet, bevor ich mir wirklich eingestehen konnte, dass ich nur auf Männer stehe. Ich habe die ganze Zeit über nicht nur mich selbst belogen, sondern auch meine Frau und meine Freunde.“
    Sie blickten einander an, Roberts engelsgleiches, blasses Gesicht musterte ihn mit unergründlicher Miene.
    Gregor rang sich zu einem zögerlichen Lächeln durch. „Viel zu lange habe ich damit verbracht, ein Leben zu leben, das nicht meines war. Verstehst du? Seitdem meine Familie, meine Freunde und sogar meine Sekretärin wissen, dass ich schwul bin, lebe ich viel freier und beruhigter.“ Er biss sich auf die Lippe. „Und ich weiß, wer meine echten Freunde sind.“

˜ ™

    Robert versuchte sich seine Fassungslosigkeit nicht anmerken zu lassen und nickte benommen. Dieser Gregor war ein Gott von einem Mann. Ein absoluter Frauentyp. Es überraschte ihn, dass er schwul war. Er besaß breite Schultern, der Mantel betonte dies noch. Darunter trug er einen schwarzen Rolli und ebenfalls schwarze Hosen. Seine Züge waren sehr männlich und kantig. Dunkelbraunes Haar fiel ihm locker in die Stirn, darunter funkelten wachsame Augen. Die Farbe konnte er im Dämmerlicht des Wagens nicht erkennen. Auf jeden Fall war er sehr attraktiv. Er schätzte ihn auf Anfang dreißig. Roberts Herz begann plötzlich schneller zu schlagen, Hitze schoss in seine Wangen. Rasch wandte er den Blick ab.
    „Ja, ich glaube, ich verstehe, was du meinst“, antwortete er leise. „Trotzdem weiß ich jetzt nicht, wie es weitergeht und was ich tun soll. Nach Hause kann ich jedenfalls nicht mehr.“ Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, bereute er ihn auch schon. Das hörte sich ja an, als würde er eine Einladung von Gregor erwarten.
    „Wir lassen jetzt erst mal deine Wunden verarzten und dann sehen wir weiter“, beruhigte ihn Gregor. Sie stiegen aus dem Wagen, überquerten die Straße und gingen auf ein kleines Einfamilienhaus zu. Robert fühlte sich unwohl, einen wildfremden Menschen aus dem Bett zu holen, der ihn noch nicht einmal kannte.
    „Hans ist ein sehr netter Mensch. Wir kennen uns schon seit der Schule, und er ist einer der wenigen Freunde, die mir nach meinem Coming Out und meiner Scheidung noch geblieben sind“, informierte Gregor ihn, als hätte er seine Zweifel erraten.
    Nachdem er die Glocke betätigt hatte, dauerte es nicht lange, bis im Flur das Licht anging.
    „Wer ist da?“, fragte jemand dumpf hinter der Tür.
    „Ich bin es, Gregor. Mach auf, bitte.“
    Der Schlüssel wurde im Schloss herumgedreht, dann öffnete ein Mann die Haustüre. Er trug einen dunkelblauen Morgenmantel und blinzelte die nächtlichen Besucher schlaftrunken an. Das Licht aus dem Flur fiel auf sein leicht ergrautes Haar.
    „Gregor! Was ist passiert?“
    „Das erkläre ich dir gleich“, antwortete Gregor, während er einen Arm um Roberts Schultern legte. „Der junge Mann hier braucht dringend Hilfe.“
    Hans musterte Robert kurz, beim Anblick seiner Verletzungen im Gesicht nickte er rasch.
    „Natürlich. Kommt rein.“

˜ ™

    Eine halbe Stunde später traten sie zusammen auf die Straße hinaus, Hans hatte Roberts Kopfwunde getaped und seine aufgeplatzte Lippe versorgt.
    „Ich stehe in deiner Schuld, Gregor. Es ist nicht selbstverständlich, einem Wildfremden auf diese Weise zu helfen.“ Robert reichte Gregor die Hand. Gregor besaß einen kräftigen Griff, seine Hände waren stark, die Haut weich und glatt.
    „Für mich schon“, entgegnete Gregor und verstärkte den Druck. „Hast du noch Schmerzen?“
    „Nur noch ganz leicht.“
    „Kann ich dich irgendwo hinbringen?“
    Robert überlegte. Er wusste niemanden, zu dem er mitten in der Nacht gehen konnte und schon gar nicht, was

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