Schaerfer als Wasabi
verloren.“
„Verschwindet endlich von hier, ihr Schwuchteln!“ Roberts Stiefvater erschien erneut im Flur und hob drohend die Hände. „Lass dich nie wieder hier blicken, du missratener Bastard!“
Gregor wollte erneut auf dieses Schwein losgehen, doch Robert hielt ihn zurück.
„Nicht, Gregor … er ist es nicht wert. Ich … will weg hier.“
Gregor nickte knapp und atmete tief durch. „Dann lass uns hier verschwinden, bevor ich noch kotze!“
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Robert glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, so sehr schnürte es ihm den Brustkorb zusammen. Aufkommende Tränen versuchte er noch wegzublinzeln, seine Schultern bebten. Stumm und wie gelähmt lief er neben Gregor her, unfähig, ein Wort zu sagen. Gregor schien seinen Zustand zu erahnen, denn er sagte nichts. Nachdem sie Roberts Taschen in Gregors Wagen verstaut hatten, hielt Robert inne und starrte zu Boden. Der Asphalt begann zu beben, ein immer lauter werdendes Summen drang an seine Ohren.
„Robert?“ Gregor legte eine Hand auf seine Schulter, seine Stimme klang besorgt. In diesem Moment brannten bei Robert sämtliche Sicherungen durch. Er sah sich am Rande eines Abgrunds, alleine und verlassen und das Beste war, zu springen. Er rannte los, kopflos, leer und unendlich traurig.
Gregor rief ihm etwas nach, doch Robert hörte nicht hin. Er wollte fort … nur fort von hier. Er rannte, als wäre der Teufel hinter ihm her, achtete nicht auf den Verkehr, rempelte mehrere Passanten, die ihm fluchend hinterher schimpften. Doch es war ihm egal … alles war egal. Er war schon völlig außer Atem, als er einen Park erreichte und bemerkte, dass ihm Gregor die ganze Zeit gefolgt war. Sein Herz pochte so hart, dass er glaubte, es müsse jede Sekunde zerspringen, und seine Atmung war ein sich überschlagendes Röcheln. Robert krümmte sich zusammen, sein Magen rebellierte. Stolpernd taumelte er unter den Betonpfeiler einer Brücke, als ihn Gregor endlich einholte.
„Mensch, Robert!“ Ohne ein weiteres Wort zog er ihn hart an sich und hielt ihn fest. Robert wollte sich zuerst losreißen, doch zu schön war das Gefühl in den Armen dieses starken Mannes. Er krallte seine Finger in den Stoff von Gregors Mantel und vergrub das Gesicht an seiner breiten Brust. Gregor duftete nach After Shave. Endlich löste der erste Schluchzer den schmerzhaften Knoten in seiner Kehle auf, und er konnte weinen. Gregor drückte ihn an sich und strich ihm über das Haar.
„Lass die ganze verdammte Scheiße raus, Robert. Ich weiß, dass es wehtut, aber es wird weiter gehen, du wirst sehen.“ Gregor war einfach nur da, gab ihm Halt und Trost. Obwohl er ihn erst seit gestern kannte, war er ihm näher, als seine Familie es je gewesen war. „Es wird alles gut, lass es raus“, wiederholte Gregor flüsternd. Sein heißer Atem streifte Roberts Ohr und bescherte ihm eine Gänsehaut, zugleich wurde er langsam ruhiger. Nach einer Weile blickte er auf in Gregors dunkle, warme Augen. Peinlich berührt löste sich Robert aus der Umarmung und wischte mit der Handfläche über Gregors Brust.
„Jetzt … jetzt hab ich deinen Mantel ganz nass gemacht“, schniefte er. Um Gregors Mundwinkel zuckte ein Lächeln. „Er wird’s überleben. Und nun lass uns nach Hause gehen, ich bin total fertig. Ich glaube, ich bin seit meinem Studium keinen Marathon mehr gelaufen.“
Die darauf folgenden Tage kamen Robert vor wie ein wunderschöner Traum. Er und Gregor unternahmen nach der Arbeit Nachtspaziergänge, gingen zusammen aus und verbrachten gemütliche DVD-Abende zu zweit. Besser gesagt, zu dritt, denn meistens lag Gaylord schnurrend auf Roberts oder Gregors Schoß und ließ sich den Nacken kraulen. Der Kater war tatsächlich schwul, wie Robert feststellte, denn ständig hob er sein Hinterteil und wollte dort gestreichelt werden. Robert hatte seine Arbeitskollegin Vanessa nach dem Zimmer gefragt und es bekommen. Seine Gefühle, Gregor verlassen zu müssen, waren zwiegespalten, doch ihm war klar, dass dieser Traum nicht ewig hätte weitergehen können. Die Luft zwischen ihnen knisterte gewaltig, Roberts Herz war zu einem ständig ratternden Maschinengewehr mutiert. Er fühlte sich so geborgen und glücklich bei Gregor wie noch nie zuvor in seinem Leben. Und er spürte, dass es Gregor genauso ging. Es waren kurze Blicke oder Gesten, vermeintlich unbeabsichtigte Berührungen, die Robert oft den Atem raubten.
Es war der letzte Abend, bevor Robert in die Wohngemeinschaft ziehen würde. Die Stimmung
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