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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Diehl?«
    »Das übernehme ich«, meldete sich Dick.
    »Und um die Rechten kümmer ich mich. Mal sehen, ob es da bei den Geheimen etwas Neues gibt. Vorausgesetzt, sie sagen es mir. Und P. A., du machst Savitas und hältst den Kontakt zu den Medizinern?«
    P. A. nickte.
    »Damit wären wir durch, oder? Ach ja: Treffpunkt morgen Mittag wieder hier. Elfdreißig. Das war's.« Behütuns ging zur Tür, hob noch mal die Hand und war weg.
    P. A. ging hinüber ans Fenster. Fast wie auf Knopfdruck war das Gewitter vorbei. Es tropfte zwar draußen noch alles, auch am Fenster lief noch Wasser hinunter, aber die tief stehende Sonne kam schon wieder durch, und die Straße unten glänzte. P. A. öffnete das Fenster, sog tief die frische Luft von draußen ein, nahm sich eine Zigarette, atmete ein und sagte nur eine einzige Silbe:
    »Aaahh …«

There has been other bad news als well.
Jon Krakauer
8. Kapitel
    Im italienisch-schweizerischen Tessin, in Locarno, fährt ein Auto entlang des Sees. Es verlässt die Stadt nordwestlich, der Bahnlinie folgend, hinein ins Maggiatal. Parkt in der kurzen Stichstraße zu Campingplatz und Fluss am Ortsanfang von Gordevio – hier würde, zwischen all den Autos der Camper, ein Touristenauto nicht weiter auffallen, wenn es mehrere Tage steht. Das Wetter soll schlechter werden in den kommenden Tagen. Das passt dem Fahrer gut.
    Hier am Campingplatz, das weiß er, gibt es die beste Pizza des Tals. Er ist im Jahr zuvor schon einmal hier gewesen zum Wandern. Die Pizzabäcker stammen aus Kalabrien.
    Nach einem schnellen Kaffee im Lokal zieht sich der Mann, wieder am Auto, um, schultert einen kleinen Rucksack und nimmt den Bus an der Hauptstraße drei, vier Stationen die Maggia hinauf bis vor Someo. Es ist jetzt später Vormittag. Er quert auf einer langen Hängebrücke das breite Kiesbett der Maggia, geht auf der anderen Seite ein Stück am Flussbett entlang und findet schließlich den Einstieg für seine geplante Tour, einen steilen Pfad hinauf. Stufe für Stufe führt dieser Pfad, angelegt in einer anderen, weit zurückliegenden Zeit, über 800 Meter entlang der Steilwand hinauf, immer wieder mit einer atemberaubenden Sicht ins Tal. Der Mann aber hat keinen Blick für die Aussicht, kein Gespür für den Weg, der vor Jahrhunderten Stein für Stein und unter Mühen in die Wand geschlagen und gebaut wurde. Er sieht nicht die Nebel im Tal, nicht den Steinbruch, aus dem die granitenen Tische geschlagen werden, nimmt kaum die jahrhundertealte Brücke über der Schlucht wahr, die, aus Natursteinen gefügt und rund gebuckelt, selbsttragend hier aufragt. Er geht nur Schritt für Schritt und Stufe für Stufe hinauf. Nicht schnell, doch stetig, zügig. Ein ganz normaler Wanderer auf einer Tour.
    Nach zweieinhalb Stunden endlich wird der Weg etwas flacher, die Stufenpassage ist geschafft. Eine Kapelle hat er bis dahin durchquert, die wie ein Tor über den Weg gebaut ist, und mehrere alte Bildstöcke passiert, den ersten davon noch im Tal. Er hat kein Auge dafür. Hüfthohe Mauern, mörtellos aus Naturstein gefügt, säumen jetzt seinen Weg, der Wald wird lichter und freundlicher. Links und rechts zwischen Bäumen vereinzelt verfallene Häuser, die Dächer schwer mit Granitplatten gedeckt, doch vielfach eingestürzt. Dann biegt er um eine Nase, und nach links hin erstreckt sich tief hinunter ein neuer, steil abfallender Taleinschnitt. Um den Nasenrücken herum erreicht er, jetzt auf bewirtschaftetem Wiesenland, die Soladino, wieder instand gesetzte alte Häuschen, niedrig über den schmalen Kammrücken verstreut. Ziegen kommen ihm entgegen, Hühner picken im kurzgefressenen Gras, scharren unter Büschen. Das Gelände ist halbwegs offen, das Grün der Wiesenflecken leuchtet. Zwei Frauen trifft er an, die, das erfährt er dann, hier den Sommer verbringen. Ihre Einladung auf einen Kaffee nimmt er an. Im Sonnenlicht sitzen sie zu dritt auf der Bank vor einem der alten Gebäude. Er ist ein ganz normaler Wanderer, niemand wird ihn später wiedererkennen.
    Die beiden Frauen sind jung. Die Soladino, das gesamte Gelände, gehöre einem Rechtsanwalt aus Basel, erfährt er von ihnen. Er habe es von den ehemaligen Besitzern unten im Dorf gekauft. Sie hätten dafür keine Verwendung mehr gehabt. Ihre Vorfahren hätten sich aus der Mühsal der Berge, ihrer Arbeit, zurückgezogen und ihr Brot im Tal verdient. Niemand der Einheimischen wohne noch hier im gesamten Areal, früher seien es einmal weit über 200 gewesen, verstreut

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