Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
Vom Netzwerk:
Bergen wirkt alles anders. Auf engem und steilem Raum entfaltet das Wasser seine ganze Kraft.
    Über Nürnberg lachte zur gleichen Zeit die Sonne, und bei der Polizei hatte man inzwischen einiges herausbekommen. Jetzt, kurz nach elf am Vormittag, saß Behütuns' Mannschaft, die Peterlesboum, wieder zusammen und besprach die ersten Ergebnisse, zwei Tage nach dem Mord am Keller. P. A. fehlte zwar noch, war aber schon auf dem Weg, er hatte sich kurz gemeldet. Auf dem Frankenschnellweg war Stau, ein LKW hatte sich quergelegt. Man fing schon einmal an, Peter Jaczek begann.
    »Ich kann es relativ kurz machen. Bei den Vereinen ist der Mann nicht bekannt. Ich war in den Geschäftsstellen und den Fanshops beim Club und bei Fürth, habe mit vielen gesprochen. Die Antworten wirkten auch sehr glaubhaft. Das ist zwar noch kein Beweis, und ich möchte das alles noch im Einzelnen überprüfen, fürs Erste aber würde ich sagen: 95 Prozent. Aber das …«
    »Irgendwas zu dem Trikot?«
    »Ich war ja deswegen im Fanshop. Tsss … Kann sich von euch noch jemand an Alfred Ekel erinnern? Oder besser noch an die Figur Motzki?«
    Fragende Blicke trafen den Denker.
    »Genau so einer ist der Chef des Fanshops beim Club. Tsss … Chrrrr …«
    Jaczek prustete geradezu für seine Verhältnisse. Und der ungezügelte Humorausbruch löste Gelächter aus.
    »Motzki, ja, das war geil. War das nicht gleich nach der Wende? So ein frustrierter Ostler? Motzend den ganzen Tag?«
    Dick sah sich fragend um.
    »Berliner. Ein geniales Format«, lachte Behütuns, »aber dann doch wieder ziemlich schnell abgesetzt. Die Zeit war wohl noch nicht reif dafür damals. Aber weiter: Was ist mit dem Trikot?«
    »Nichts. Handelsübliche Ware, der Verkauf wird nicht kontrolliert – also nicht nach Spielernamen gesondert. Da zählt man nur die absoluten Verkaufszahlen. Wegen der Nachproduktion. Ich glaube auch, die Fußballspur bringt uns erst mal nicht weiter, zumindest gibt es keine Anhaltspunkte. Also ich meine die Fußballspur, insofern sie an die Vereine gekoppelt ist.«
    Leicht fragende Blicke der anderen.
    »Also ich meine, der 1. FC Nürnberg und die SpVgg Greuther Fürth als Vereine sind vielleicht nicht …«
    Stärker fragende Blicke der anderen. Was wollte der Denker ihnen sagen?
    Jaczek machte eine kleine Pause, als dächte er nach. Jeder kannte das von ihm. In Wirklichkeit war die Pause gekünstelt, er spielte das Denken vom Tag zuvor nach und präsentierte dann den Gedanken:
    »Lasst es mich anders sagen. Das habe ich mir gestern gedacht, auf meiner Fahrt zurück: Kennt sich eigentlich jemand mit Mafiamorden aus?«
    Erneut fragende Blicke der anderen.
    »Ich meine, so mit Zeichen, die manche Morde tragen …«
    Die Blicke der anderen wurden noch fragender.
    »Also dass die Mafia manchmal Zeichen hinterlässt, wenn irgendjemand ermordet wurde. Insidergeschichten, die eine Botschaft sind. Ich bin da kein Fachmann, deshalb frage ich ja. Auch bei den Russen soll es so etwas geben. Und bei den Chinesen auch. Bei allem, was mafiös durchwachsen ist. Und ich dachte, vielleicht ist das Trikot ja auch so zu deuten? Ich meine, dass es ein Zeichen ist, ist ja wohl klar. Das Zeichen aber deutet womöglich nicht auf den Verein, sondern auf etwas völlig anderes.«
    »Verstanden«, antwortete Behütuns, »interessanter Ansatz. Also Halbwelt, Unterwelt – vielleicht Wetten oder so etwas im Hintergrund.«
    »Oder Rechte an Spielern, Spielervermittler und so.«
    »Okay, geh dem mal nach und kümmere dich drum. Spannende Aufgabe. Was haben wir von Nobel und Diehl?« Die Frage ging direkt an Peter Dick.
    Dick schüttelte den Kopf, überlegte.
    »Schwierig«, begann er dann zu berichten. »Ich denke, wenn sich das bewahrheitet, dass es ein Sprengsatz wie eine Mine war, kann ich konkreter werden. Das müssen wir aber erst noch abwarten. Dann muss ich da sowieso wieder hin. Heißt: Darüber konnte ich mit denen also noch gar nicht reden. Ich habe ja keine Grundlage. Die Person aber ist bei denen nicht bekannt. Auf dem Foto erkannte ihn keiner.« Und nach einer kurzen Pause: »Das ist das, was sie sagten. Ganz sauber aber erschienen mir beide nicht. Das ist aber nur so ein Gespür. Als ob sie etwas verbergen: so eine ganz leichte Unsicherheit … Aber wie gesagt, reine Intuition, keine verwertbaren Sachen. Es ging mir einfach so. Vielleicht auch nur, weil ich Polizist bin. Da werden die Leute immer anders.«
    Dick dachte einen Moment lang nach. »Ich denke … das ist ja ein

Weitere Kostenlose Bücher