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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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ob's da Verbindungen gibt – Militariasammler, Munition, Granaten, Minen und so. Aber auch zu Savitas gibt es eine Verbindung. Denn die Agentur macht Werbung für Savitas, die sind deren Kunde. Da besteht also auch irgendwie ein Zusammenhang. Ist aber alles sehr dünn, das reicht nicht mal für Mutmaßungen, nichts Handfestes dabei.«
    Damit war P. A. fertig, und der zweite Peter machte weiter. Behütuns nahm einen Schluck Bier.
    »Das fing schon gut an«, berichtete Dick. »Wir kommen in die Agentur, die haben da unten so ein Café, im Eingang am Empfang. Und da treff ich gleich jemanden, den ich kenne. Ein Mädel aus meiner Kneipenzeit. Hat früher mal bei mir gejobbt. Bedient. Ist jetzt bei der Agentur. Macht Grafik, schon seit fast drei Jahren, hat sie erzählt.«
    Dick lehnte sich zurück, war im Kopf wohl kurz in der alten Zeit.
    »P. A. sollte ja den Plötz interviewen, ich hatte mir den anderen vorgenommen. Wisst ihr, wie der heißt? Also mit wirklichem Namen? Ratet mal!«
    Schweigen in der Runde, nur fragende Blicke.
    »Na, in dem Manuskript wird er Iltis genannt – das wäre schon mal eine Fährte.«
    Widerwillig machte Jaczek einen Versuch. Wollte das Spiel wohl so schnell wie möglich beenden. »Zobel?«
    »Ja, das ist schon warm.«
    »Frettchen?«, fragte Behütuns.
    »Das würde auch passen, ist auch warm. Charakterlich vielleicht wärmer.«
    »Skunk?«, legte Behütuns nach.
    Dick lachte auf. »Ihr seid schon auf der richtigen Fährte. Vom Grundwesen her könnte das alles passen. Aber denkt doch mal ganz normal …«
    »Marder«, sagte Jaczek lapidar. Ihm machten solche Spielchen wirklich keinen Spaß.
    »Bingo. Ein Punkt für dich.«
    Jaczek machte am Gaumen ein Schnalzgeräusch mit der Zunge. Ihn langweilte das.
    »Ja, Marder heißt der Herr. Und nomen est omen. Aber der Reihe nach. Ich komm also in den Empfang der Agentur und treffe da dieses Mädel. Sylvie. P. A. konnte gleich rauf, Plötz hatte zufällig Zeit.« Ein Zeitfenster », wie man's dort nennt. Herr Marder aber war noch bei einem Kunden, wurde jedoch gleich erwartet. Also plauderte ich mit meiner Bekannten, trank mit ihr einen Kaffee. Da kann man sich schön ins Freie setzen, hinter der Agentur. Wir saßen also in der Sonne. Und es sprudelt nur so aus ihr raus. Über das Klima in dem Laden, wie sich das verändert hat. Mit der neuen Führung. Wie sie geknechtet werden und unfair behandelt, genau so, wie es auch in dem Manuskript steht. Ist also ein Bild der Wirklichkeit. Natürlich lenkte ich das Thema auf Marder, wegen dem war ich ja hier.«
    Er machte eine kleine Pause.
    »Wisst ihr, was sie gesagt hat? Sie wolle nicht schlecht über ihn sprechen, sie habe ohnehin schon zu viel gesagt. ›Aber ich erzähle dir eine Geschichte. Pass auf: Herr Marder hat, als er vor zwei Jahren in den Laden kam, sich in München ein Haus gemietet. Von einem Kunden, das war aber reiner Zufall. Spielt auch keine Rolle. Auf jeden Fall ist dieser Kunde ein hohes Tier, Chef bei einem Weltunternehmen. Und weißt du, was der mal gesagt hat?‹, fragte sie mich. Oder gesagt haben soll? Das: ›Wenn der Marder in der Siedlung auf die Straße tritt, holen die Mütter ihre Kinder ins Haus.‹ Damit ist alles gesagt. Puh«, machte Dick. »Und das war dann auch genau mein Eindruck. Der Mann ist kalt, eiskalt. Ein Messer. Und ein Rambo. Unglaublich. Und sowas in der Werbung. Ich dachte immer, da regiert der Spaß?«
    Dick ging hinüber zum Fenster. Unten auf der Straße ein Mann mit Hund. Der gleiche wie schon in den Tagen zuvor, der gleiche Hundehalter im gleichen ärmellosen Muscle-Netzhemd.
    »Die Nachricht vom Tod Schraders hat ihn in keinster Weise beeindruckt. Das steckte der einfach so weg. Ganz im Gegenteil. Er erzählte, er komme gerade von einem Kunden, dem Werbeleiter von Savitas. Der habe ihn ganz schön ins Eck gestellt, der Schrader habe da was verbockt. Was, sagte er nicht. Aber dass der sich eh hätte warm anziehen müssen nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub. ›Der‹, sagte er.«
    Die Erinnerung an das Gespräch schien in Dick wieder zu arbeiten. Das war emotional.
    »Und wisst ihr, wie er das gesagt hat? Wie wenn es so, wie es ist, eigentlich besser wäre für ›diesen Schrader‹. Das hätte dem viel erspart. Und der hat das nicht so gesagt, als ob es Spaß wäre – was ohnehin schon völlig daneben wär. Völlig Panne, total asozial. Der hat das ernst gemeint! Unglaublich, was es für Figuren gibt.«
    Sämtliche Peters schüttelten den Kopf.

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