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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Unverständnis und vielfach Zorn. Er las von Mobbing, von Falsch-, Verlogen- und Hintertriebenheiten. Einer der beiden tat sich hier scheinbar ganz besonders hervor. Er war zuvor aus einer hohen, leitenden Position entlassen worden – man hatte ihm nahegelegt, »freiwillig zu gehen«, so der offizielle Sprachgebrauch – aufgrund »finanzieller Ungereimtheiten«, wie eine Quelle zitiert wurde. Damals, stand da geschrieben, hatte er auch eine Sammlung großer, teurer Autos besessen. Einen Schluss daraus zu ziehen, überlies der Schreiber dem Leser. Ansonsten wurde, so Friedo Behütuns' Eindruck, in diesem Manuskript sehr sprachgewandt und scharfzüngig beschrieben und beobachtet. Dies, das war Behütuns klar, würde schon die nötige Kraft haben, um, wenn es denn einmal veröffentlicht würde, Staub aufzuwirbeln und sicher auch dem einen oder anderen die Karriere zu verderben. Ein Grund, es zu verhindern. Auch würde es kein gutes Licht auf den Führungsstil dieser Agentur werfen, bis ganz hinauf. Ganz offensichtlich lag hier einiges im Argen.
    An einer Stelle dann, im Querlesen, stieg jäh Behütuns' Puls. Der Mann, genannt Pups, war Militariasammler und -fan. Besitzer eines Panzers sei er gewesen, las er. Eine Spur vielleicht zu den Minen? Doch wie wäre dann der Zusammenhang zu den Morden am Keller und am See?
    Behütuns schob den Stapel Blätter zurück in seine Tasche. Jaczek sollte das lesen und dann überprüfen, oder Peter Abend. War das Manuskript denn tatsächlich zur Veröffentlichung geplant gewesen? Und wussten die Beschriebenen davon? Das wäre ein Motiv. Die Herren gingen, so konnte man da lesen, zwar nicht über Leichen, aber sie waren hart. Sie spielten die Klaviatur der Angst und der Macht. Ja, so ist das moderne Management, dachte Behütuns, das hört man ja immer öfter. Denkt nur in Zahlen und Gewinn, kein bisschen mehr an die Menschen. Es geht um Erfolge in möglichst kurzer Zeit. Nach mir die Sintflut, was morgen kommt, ist egal. Heute müssen die Zahlen stimmen, dann mach ich mich eh davon.
    Die Zeit verroht, dachte Behütuns, und niemand lehnt sich dagegen auf. Die Macht, das Geld, die Perversion schlagen immer stärker und immer heftiger zu, und trotzdem kann sich Reichtum noch scham- und angstlos in der Öffentlichkeit zeigen. Und Reichtum wird geachtet. Zeit wird es, dass Reichtum endlich Angst bekommt und Fairness sowie Menschenwürdigkeit erlernt.
    Wie sagt es der Kabarettist Robert Griess in seinem Programm so schön? Isch bin für Revoooolte! Dann schlief Behütuns ein. Tattammtatammm machte der Zug jetzt wieder und rollte durch den Morgen. Es waren wohl alte Gleise.

Ich starrte auf den stummen Fernseher in der Ecke.
Jeff Torrington
17. Kapitel
    Behütuns' Kopf hämmerte, ihm fehlte einfach der Schlaf. Die kurze Zeit im Zug war viel zu wenig gewesen. Inzwischen war es Abend, die Peterlesboum hatten Besprechung. Berichte zum Stand, zur Lage. Behütuns saß vor einem Bier, eine Flasche gegen den Druck im Kopf. Half meistens zwar nichts, eher war das Gegenteil der Fall, war aber eine Gewohnheit. Außerdem: Kopfweh ist Kopfweh, das kann bleiben oder vergehen, mehr geht nicht. Von daher war es egal. Die anderen tranken nichts.
    Dick war mit P. A. in München gewesen, in der Agentur. Verwirrendes kam von dort. Und vielleicht Interessantes. Ein SUV hatte in der Tiefgarage gestanden, Dick hatte ihn entdeckt. Dunkler BMW, X5, Nürnberger Nummer, JP, also mit einem P im Kennzeichen, dazu eine zweistellige Nummer, eine Ziffer davon eine 9. Das passte zu der Beschreibung des Ornithologen. Es war der Firmenwagen eines der Chefs der Agentur, im Manuskript »Herr Pups« genannt, ganz ohne jeden Zweifel. P. A. hatte mit ihm gesprochen, ihn befragt. Nur so, ganz allgemein.
    Die Figur hatte verkniffen gewirkt. Fies und verschlagen traf es besser. Irgendwie sei er ihm wie jemand erschienen, der sich ständig auf der Lauer befindet, berichtete P. A. Wie ein Hund, der einen umstreift und nur darauf wartet, in einem unbeobachteten Augenblick von hinten zubeißen zu können. Dick war er zutiefst unangenehm. Solche Kerle hatten bei ihm früher, während seiner Zeit als Kneipenwirt, immer die Alarmglocken schrillen lassen. Denn sie spielten den großen Max, lief aber auch nur eine Kleinigkeit schief oder kam ihnen einer quer, rasteten sie aus. Jäh meist und unkontrolliert. Das waren Kerle, die etwas sein wollten. Die vorgaben, Großes zu sein, aber unsicher waren – und deshalb extrem verwundbar. Das Eis,

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