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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Moment lang setzte er sein 11Freunde -Gesicht auf. Das hatte er sonst nur, wenn er die Zeitschrift las. Geschichten mit eckigen Torpfosten aus Holz.
    »Die waren total informiert. Waren ihr Leben lang bei der Dynamit gewesen. Bei der Geschichte mit den Minen schauten sie so. Wie wenn da irgendwas blitzte, ganz weit hinten im Kopf. Gesagt haben sie nichts, aber ich habe da etwas gesehen. Gespürt. Hab mir ihre Namen notiert und ihnen meine Karte gegeben. Vielleicht kontaktiere ich die noch mal. Ist aber besser, wenn sie kommen, von sich aus, meine ich.«
    Behütuns nickte. »Wenn die was wissen oder ahnen, ist's der bessere Weg. Kommt mehr bei raus.« Er wusste auch, dass Jaczek besonders gut konnte mit der älteren Generation. Baute sofort Vertrauen auf. Wie oft hatte sich das schon ausgezahlt. Man musste ihn da nur lassen. Vielleicht lag's ja daran: Er hatte die Zeit, und die Alten hatten sie auch. So spürt man sich gegenseitig, rennt nicht aneinander vorbei. Vielleicht.
    »Okay«, kommentierte Behütuns. »Und was ist mit der Nummer zwei? Oder eigentlich Nummer drei, dem Würstchenbudenbesitzer?«
    Jaczek schnalzte wieder mit der Zunge und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Undurchsichtige Geschichte.«
    Er schwieg.
    »Ja und?«
    Jaczek schwieg noch weiter.
    »Schwierig zu erzählen,« sagte er dann.
    »Schwierig zu erzählen gibt's nicht«, fuhr P. A., dazwischen.
    »Nee, gibt's nicht«, pflichtete ihm Peter Dick bei. »Komm, raus mit der Sprache, wir sind neugierig!«
    »Und kippel nicht immer so, ich kann das gar nicht sehen. Nachher fliegst du wieder um.«
    »Quatsch«, sagte Jaczek, »das letzte Mal ist schon lange her.«
    Setzte sich dann aber gerade hin und erzählte seine Geschichte. Dieser Franz-Josef Pitsch war offensichtlich ein ganz Schillernder, ganz nach Jaczeks Geschmack. Das meiste von dem, was die Tochter der Wirtin erzählt hatte, stimmte offenbar. Pitsch hatte überall irgendwie seine Finger drin gehabt, Jaczek hatte – natürlich – noch kein abschließendes Bild. Pitsch hatte die Würstchenbude am Stadion und die Kantine bei Savitas gemacht, ein bisschen in der Halbwelt gewildert, hatte da auch ein Kind »nebennaus«, wie man sagt, hatte im Moment keinen Führerschein, war aber wohl trotzdem mit dem Auto unterwegs gewesen, denn sein Wagen stand ja am Tatort. War überhaupt viel nachts unterwegs gewesen, hatte man Jaczek immer wieder gesagt. Ein netter Kerl wohl, von allen gemocht, aber von niemandem so richtig durchschaut. Aber jemand, auf den man sich hatte verlassen können.
    »Da gibt's sicher noch manches zu heben«, schloss Jaczek fürs Erste ab. »Auch im Kontext mit der Kantine. Da ist wohl etwas gelaufen, so ganz sauber scheint das nicht gewesen zu sein. Muss ich aber noch recherchieren. Soll vielleicht geschmiert haben bei der Ausschreibung oder der Vergabe.«
    »Ja was, ist das ein Verdacht? Oder ist da was dran?« Behütuns wollte nichts Vages.
    Jaczek sah ihn nur vorwurfsvoll an. Das kapierte Behütuns. Klar! Wenn der Jaczek was sagt, ist was dran, wie konnte er das vergessen. Jaczek verdächtigte niemanden »nur so«, dazu war er viel zu gerecht. Wenn Jaczek einen Verdacht äußerte, dann würden die anderen das bei gleicher Sachlage schon als bewiesen ansehen, dann gingen sie schon zum Staatsanwalt. Nur für Jaczek war so einer noch unschuldig, unschuldig bis zuletzt.
    Respekt, dachte sich da Behütuns. Aber Spaß machte so etwas nicht!
    »Okay, bleib dran und berichte, wenn sich da etwas verfestigt.«
    Draußen wurde es schon langsam dunkel. »Wir haben weiß Gott nicht viel. Na gut, viel schon – aber nicht wirklich etwas, das ein Bild ergibt. Vielleicht noch schnell zu den Nazis. Beim Verfassungsschutz mauern sie immer noch, beim BND auch. Alles, was ich bei denen raushör', ist: Lasst die Finger von diesem Hofinger, der ist unserer, und wir wissen, was er tut. Sonst braucht das niemand zu wissen. Das stärkt nicht gerade das Vertrauen. In dieser Richtung also sind wir überhaupt nicht weiter. Und wie ist es bei den Vereinen? Club? Fürth?«
    Jaczek schüttelte nur den Kopf.
    Es entstand eine kleine Pause. Behütuns kramte seinen Tabak hervor und begann, sich eine zu drehen. Die Besprechung wäre also gleich vorbei, das Zigarettendrehen war ein untrügliches Zeichen dafür.
    »Wenn ich einen groben Strich ziehe, bleibt das: Wir haben drei Morde, die alle auf die gleiche Art begangen wurden. Also wahrscheinlich der oder die gleichen Täter. Bei allen war ein Club-Trikot

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