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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Windschutzscheibe: ein Knöllchen. Wird sich die hübsche Politesse gefreut haben, den ersten Fang gleich vor der Haustüre, dachte sich Kroner.
    Er brachte das Knöllchen wieder hinein. Zumindest das konnte er regeln.
    »Super Flughafenfahrt!«, dachte er sich. »Aber der Politesse geht es wenigstens nicht anders«, grinste er in sich hinein. Dann fuhr er zurück nach Erlangen. Sein Brot hatte er inzwischen vergessen, der Appetit war ihm vergangen.

Eine Frage formte sich mit großer Bedächtigkeit.
Redmond O'Hanlon
25. Kapitel
    In Nürnberg war an diesem Morgen die Hölle los. Erst die Hölle, dann das Chaos. Verkehrschaos. Die Regensburger Straße wurde gesperrt, dann auch die Münchener Straße. Mehrere Hundertschaften Polizei und Bereitschaftspolizei waren unterwegs. Erstaunlich, wie schnell das ging. Alles, was von Süden und Südosten in die Stadt hinein wollte, der komplette Berufsverkehr, wurde weiträumig umgeleitet. Riesige Staus bildeten sich, tausende von Menschen kamen zu spät und genervt zur Arbeit. Das komplette Gebiet rund um den Duzendteich und das Dokumentationszentrum wurde gesperrt. Die Menschen wurden aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, die Hotelgäste durften die Hotelanlagen nicht verlassen, man kam kaum zum Messegelände – und das alles wegen eines Blatt Papiers. Besser gesagt wegen zweien. In dem Kuvert hatte sich eine Kopie eines Kartenausschnitts von Nürnberg befunden. DIN A4, Farbe. Mit einem schwarzen Stift war darin ein Gelände eingezeichnet, das vom Dokuzentrum die Große Straße zwischen Großem und Kleinem Dutzendteich hinunterging und daran anschließend ein fast quadratisches Karree vom Ufer des Großen Duzendteichs über den Kurt-Leucht-Weg und wieder hinüber zur Großen Straße umriss. Uferstreifen, Wiesen- und Waldgelände, die größtenteils öffentlich zugänglich waren und im Sommer von den Menschen auch intensiv genutzt wurden, am frühen Morgen vor allem durch Jogger und Hundebesitzer. Über zwei Zentner Hundekot, hatte einmal jemand ausgerechnet, würden hierher Tag für Tag »verbracht«. Das schissen die Köter dahin. »Dud der was?« »Der dud niggs.« »Is dessa Weibla?« »Naa, a Männla. Ober braf.« Das waren die Gespräche, die man dort vom Morgengrauen an hören konnte. Und dann fielen die Tölen doch wild keifend übereinander her und verbissen sich in ihre Leiber, während die Herrchen und Hundebesitzerinnen an den Leinen zerrten, schrien und sich beschimpften. Oder die Promenadenmischungen vögelten die reinrassigen Weibchen. Jeden zweiten Tag ging von irgendeinem Hundebesitzer wegen solcher oder ähnlicher tierischer Regungen bei der Polizei eine Anzeige ein. Im Schnitt.
    Jetzt war das Gebiet weiträumig abgesperrt, und die Hunde mussten schauen, wohin sie aufs Klo konnten. Wahrscheinlich irgendwo auf dem Gehsteig. Denn auf dem zweiten Zettel in dem Kuvert hatten nur eine Handvoll Worte gestanden: »Ich habe in dem gekennzeichneten Gebiet 20 scharfe Minen vergraben. Nur dass ihr wisst, zu was ich fähig bin. Bis später.«
    Kommissar Friedo Behütuns hatte nur kurz geschlafen in dieser Nacht, der Fall arbeitete in ihm, und die Geschichten der alten Frau konnte er noch nicht einordnen. Irgendetwas aber würde sich daraus ergeben, das hatte er im Gespür. Kurz vor fünf war er schon ins Präsidium gekommen, was nicht selten bei ihm vorkam, wenn er über einem Fall war. So hatte er das Schreiben in die Hände bekommen und nach zwei Sekunden Bedenkzeit erst einmal nur zwei Worte gesagt:
    »Ernst nehmen!«
    Und dann, nach weiteren fünf Sekunden:
    »Scheiße. Verzeihung. Verdammt.«
    In kürzester Zeit war eine Maschinerie in Bewegung gesetzt worden wie bei einem Terroranschlag. Und es war ja einer. Das Gelände wurde abgeriegelt, niemand kam mehr hinein. Vorsichtshalber ein weiträumigerer Bereich. Niemanden mehr hineinzulassen war dabei das kleinere Problem. Wie aber kamen die Menschen aus dem inneren, dem in der Karte eingezeichneten Bereich heraus? Befanden sich dort überhaupt welche? Und wenn ja, dann wie viele? Und wo genau? Penner übernachteten dort manchmal, campierten im Sommer regelrecht auf den Wiesen, Hundebesitzer waren schon mit dem ersten Morgenlicht unterwegs. Leute vom Campingplatz hielten sich in dem Areal ebenso auf wie Jugendliche, die sich dort nachts oft herumtrieben und in die Büsche schlugen, wo sie feierten oder soffen. Es war schließlich warm, und der Sommer nahte. Dutzende Pariser holte die Stadtreinigung nach warmen

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