Schafkopf
Jahrtausende hin verseucht und bedroht! Es kann nicht sein, dass der Club sich aus Blindheit oder finanzieller Not zum Handlanger eines der zynischsten Unternehmen Europas macht.
Sechs: Der Club und alle seine Fans müssen wissen: Verein und Mannschaft spielen für die Verseuchung der Erde über Jahrtausende hinaus. Sie verhelfen einem hochgradig menschenverachtenden Unternehmen deutschlandweit zu Sympathie und einem guten Image.
Sieben: Der Sponsor des Clubs schreibt auf seiner Website: »Wir sind weltweit führend im Bereich der Kerntechnik.« Und dieser Sponsor tut viel, um in der Region und darüber hinaus die Sympathien zu gewinnen und von seinem wahren Betätigungsfeld abzulenken.
Acht: Der Sponsor schafft Arbeitsplätze, und alle freuen sich. Er spendet für Hilfsprojekte, veranstaltet Fußballjugendturniere, engagiert sich für die Knochenmarkspende, organisiert Fan-Aktionen, unterstützt Kulturprojekte in der Region und vieles mehr.
Neun: Das ist auf der einen Seite positiv und Kalkül des Sponsors. Auf der anderen Seite ist es an Zynismus nicht zu überbieten. Denn der Sponsor schädigt uns tagtäglich hochaktiv – und auch noch die nächsten 6000 Generationen!
Zehn: Dem Fan geht es um Fußball. Das weiß auch der Sponsor. Was dieser Sponsor dem Fan aber nicht sagt: Er verseucht unsere Welt mit Stoffen, die 200000 Jahre lang giftig sind.
Elf: In Frankreich z. B. betreibt das Unternehmen eine Wiederaufbereitungsanlage und leitet dort täglich 400 Kubikmeter radioaktiv verseuchtes Wasser in den Atlantik. Das entspricht einer jährlichen Menge von 33 Millionen 200-Liter-Fässern radioaktiver Abfälle – mit Cäsium, Kobalt und anderen gefährlichen Stoffen.
Zwölf: Auch bläst der Sponsor dort jeden Tag Emissionen mit 10000 Becquerel pro Liter durch die Schlote in die Luft. Die Belastungen dadurch sind in ganz Europa messbar. Allein diese Emissionen entsprechen denen eines permanenten nuklearen Unfalls.
Dreizehn: Diese Emissionen haben nachweisbar direkte Folgen: Die Blutkrebsrate bei Kindern und Jugendlichen im Umkreis von zehn Kilometern von dieser Anlage ist um den Faktor drei höher als sonst. Wie zynisch auch das: Hier engagiert man sich für die Knochenmarkspende zum Heilen von Blutkrebs, dort verursacht man ihn.
Vierzehn: Allein im Jahr 1995 wurde von dieser Aufbereitungsanlage mehr Krypton 85 in die Luft geblasen als durch alle Atombombenexplosionen der Welt insgesamt. Dieses Gas hat eine Halbwertszeit von zehn Jahren.
Fünfzehn: In dieser Aufbereitungsanlage, auch das sollten die Club-Fans wissen, werden jährlich 1400 Tonnen Brennelemente aus deutschen, französischen und anderen Kernkraftwerken aufbereitet. Das Unternehmen sagt uns, dass 96 Prozent dieses Materials wiederverwertet würden.
Sechzehn: Das Unternehmen lügt. Tatsache ist: Nur 10 Prozent werden wiederverwertet. Der Rest, über 80 Prozent der Ursprungsmenge, lagert in Sibirien unter freiem Himmel. Abfall, der 200000 Jahre hochgiftig ist. Und der Sponsor redet sich heraus: Man transportiere das Material nur, es gehöre einem nicht. Das ist Zynismus pur.
Siebzehn: Allein den in Russland gelagerten Abfall gefahrlos zu verwalten, setzt 200000 Jahre stabile politische Verhältnisse voraus. So lange ist das Material hochgradig gefährlich und bedrohlich. Mindestens.
Achtzehn: Vielleicht das zum Vergleich: Die Pyramiden von Gizeh sind noch keine 5000 Jahre alt – und hatten wir seither berechenbare und stabile politische Verhältnisse?
Neunzehn: Nicht ich bin wahnsinnig, sondern der Sponsor des Clubs im Verbund mit der Kernkraftindustrie. Sie unterstellen, dass man die Zukunft über viele, viele Jahrtausende hinaus zuverlässig planen kann. Wie arrogant und unverantwortlich, allein aus purer Geldgier.
Zwanzig: Club-Fans, lehnt euch auf! Zeigt Verantwortung! Es geht nicht um den Klassenerhalt, es geht um eure Kinder!
Behütuns dachte nur: Die Botschaften laufen ins Leere. Und er fragte sich: Warum nur hat der Täter keine Drohung mit hineingeschrieben, kein Ultimatum, um sicherzugehen, dass diese Sätze, diese Zahlen und Fakten auch veröffentlicht werden? Dass eine Diskussion in Gang kommt, die auch er durchaus für notwendig hielt? So kommt das Material doch nie ans Licht.
Dasselbe meinten auch die Staatsschützer aus München. Nach Rücksprache mit ihren Vorgesetzten erging sofort die Anweisung, dass kein Wort davon nach außen dringen solle. »Wen die wohl wieder schützen«, mutmaßte Behütuns. Einen Moment lang konnte
Weitere Kostenlose Bücher