Schafkopf
dessen Herz, der Finger am Abzug vibrierte. Der Mann trat noch einen Schritt auf Falcking zu. Falcking wich zurück. Der andere streckte seine Hand aus, um die Pistole wieder an sich zu nehmen.
»Gib mir die Knarre. Los!«
»Tun Sie die Hände weg. Scheiße! Hände weg!«
Ein Schuss zerriss die Stille der Nacht. Für eine Sekunde erstarrte alles, der Film wurde angehalten, niemand rührte sich. Etwas brachte die Blätter auf dem Waldboden zum Rascheln. Das Rascheln kam von der Wagenseite jenseits der Kofferraumhaube. Die Beifahrertür stand offen. Das hatte sie vor drei Sekunden noch nicht getan. Falcking hatte im letzten Moment die Zielrichtung geändert und zur Seite geschossen. Während eine diffuse Ahnung in ihm zur Gewissheit wurde, packte der Maskierte Falckings Handgelenk und quetschte ihm die Pistole heraus. Der Anwalt setzte keinen Widerstand entgegen. Mittlerweile war der junge Mann neben dem Wagen getreten, da, wo es geraschelt hatte. Er starrte auf den Boden.
»Des is die Kathi«, flüsterte er.
»Tot?«, fragte der Ältere. Der andere beugte sich hinunter, verschwand kurz im Schatten. Als er wieder auftauchte, waren die Augen in den Schlitzen seiner Maske groß und voller Angst. »Glaub schon«, sagte er so leise, dass man es kaum hören konnte.
Der Ältere drehte sich zu Falcking. »Du blödes Arschloch! Das war a Freundin von uns.« Er holte aus und schlug Falcking ins Gesicht, dass es ihn umriss, als hätte ihn ein Baseballschläger getroffen. Er lag zusammengekrümmt auf dem feuchten Waldboden und stammelte eine Entschuldigung.
»Halt’s Maul«, herrschte ihn der Mann an. »Mein Freund hilft dir jetzt, die Scheiße da aufzuräumen. Dafür leihst mir kurz deinen Wagen. Und den PIN von der scheiß EC -Kart’n bräucht ich.«
Falcking überlegte, ob es irgendeinen Sinn machte, dem Mann den falschen PIN -Code zu sagen. Es machte keinen Sinn. Er nannte die vier Ziffern, und der Mann stieg in den Wagen.
»Wenn ich wieder zurück bin, ist die vergraben. Ist das klar? Da vorn is a Splitbehälter mit einer Schaufel drin.«
Eine Stunde später hatten Falcking und der junge Mann die Leiche vergraben. Sie sprachen nur das Nötigste miteinander. Als der Mann mit dem Porsche nicht mehr zurückkam, ging jeder seiner Wege.
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48 . Kapitel
Z imbeck war unter schwerer Bewachung nach Miesbach verbracht worden. Jetzt saß er im Vernehmungsraum. Bei ihm Wallner, Mike und Janette. Lutz war bei Susi Lintinger geblieben. Er schuldete Wallner eine Erklärung. Aber das hatte Zeit. Tina musste sich um ihre Tochter kümmern. Zumindest glaubte Tina das. Valerie war siebzehn und kam abends gut alleine zurecht. Doch das wollte Tina nicht zur Kenntnis nehmen.
Nach Aussage von Johann Lintinger gehörte die Walther PP Peter Zimbeck. Der habe mehrfach damit geprahlt, dass sein Großvater sie dem Urgroßvater vom Kreuthner abgenommen hatte, als der nach seinem Heldentod mehrere Tage in einem Dürnbacher Straßengraben dahinmoderte. Als Kathrin Hoogmüller verschwand, sei der Zimbeck am nächsten Tag gekommen und habe verlangt, dass sie die Pistole in dem Versteck unter dem Gullydeckel aufbewahrten. Dort sei sie dann gelegen, bis die Polizei kam. Ja, ja, sie hätten sich durchaus gefragt, was es mit diesem Ansinnen auf sich habe und ob der Zimbeck am Ende etwas Unrechtes angestellt habe mit der Waffe. Aber solche Fragen stelle man eben besser nur sich selbst und sonst niemandem, schon gar nicht dem Zimbeck. Sie hätten ja gesehen, wie der mit acht kräftigen Polizisten umspringe. Was der mit einem gebrechlichen alten Mann, der nach einem entbehrungsreichen Leben am Ende seiner Kräfte angelangt sei, anstellen würde, das überließ Lintinger der Phantasie der Vernehmungsbeamten. Die Lintingers hatte man mit aufs Revier genommen. Es war zu vermuten, dass die Aussagen gegenseitig verifiziert werden mussten. Sowohl die Lintingers wie auch Zimbeck waren dafür bekannt, dass sie logen, sobald sie das Maul aufmachten. Wallner und seine Leute richteten sich auf eine lange Nacht ein.
Man hatte Zimbeck klargemacht, dass die Beweislage denkbar ungünstig für ihn war. Dass ihm die Pistole gehörte, daran würde kein Gericht in Bayern nach den vorhandenen Aussagen zweifeln, selbst wenn Zimbeck so schlau gewesen sein sollte, die Waffe sorgfältig abzuwischen. Ob es die Tatwaffe war, konnte natürlich noch niemand mit Bestimmtheit sagen. Aber die Kugel, die Kathi Hoogmüller getötet hatte, war derart unversehrt, dass es für
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