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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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ihm immer noch am Tisch gegenübersaß. »
Ich
sag: Der Lintinger lügt. Und wenn ihr rauskriegen wollt, ob er lügt, dann müssts ihn bloß in die Mangel nehmen. Der is dumm wie Schifferscheiße. Das weiß jeder hier im Raum. Fünf Minuten, und ihr habts raus, dass des alles Bockmist is, was der verzapft. Aber des wollts ja gar net.«
    »Die Lintinger-Geschichte macht halt so wunderbar Sinn«, sagte Wallner. »Wohingegen Ihre Version …«, Wallner setzte eine skeptische Miene auf. »Da muss Ihr Verteidiger verdammt gut sein, wenn er das dem Gericht verkaufen will.«
    »Soll ich dir mal a plausible G’schicht erzählen?«, sagte Mike. »Die geht ungefähr so: Du überfällst zusammen mit dem Lintinger Harry den Falcking. Der hat die Kathi Hoogmüller dabei, die gerade vor ihrem Freund auf der Flucht ist. Die Kathi kennt dich natürlich an der Stimme. Also knallst du sie ab. Anschließend nimmst du dem Anwalt seine EC -Karte ab und leihst dir seinen Wagen aus. Was du mit der Karte gemacht hast, wissen wir ja. Irgendwann so vor ein oder zwei Wochen kriegt der Kummeder raus, dass sein angeblich bester Freund seine Freundin erschossen hat. Oder vielleicht war er kurz davor, es rauszufinden. Beides Grund genug für dich, den Kummeder einen Kopf kürzer zu machen. Guter Schuss übrigens. Dumm nur, dass an dem Morgen zufällig Herr Falcking am Riederstein unterwegs ist und dich sieht, wie du dich mit dem Gewehr verdrückst. Also muss der Mann auch noch dran glauben.«
    »Tolle Geschichte«, gab Zimbeck zu. »Aber dann erklär mir mal, warum ich den Falcking net schon damals erschossen hab? Bei dem Mord an der Kathi Hoogmüller? Das hätt er ja genauso gewusst, dass ich des war. Wenn’s so gewesen wär, wie der Lintinger sagt.«
    »Du hast den Mann eingeschüchtert. Der hat ja gesehen, wozu du fähig bist. Da hat er’s Maul gehalten.«
    »Also damals erschieß ich ihn net, weil ich drauf vertrau, dass er’s Maul hält. Aber diesmal knall ich ihn ab, weil ich Angst hab, dass er redet.«
    »Ich tät sagen: gute Intuition. Der Mann wollte in der Tat mit uns reden und uns verraten, wer der Täter ist. Wir haben uns sogar mit ihm getroffen.«
    »Ja und? Was hat er gesagt?«
    »Er musste dringend weg, bevor es interessant wurde. Aber vielleicht hast du ihn ja beobachtet, wie er uns getroffen hat.«
    »Bei dem Nebel?« Zimbeck klang herablassend. Ihm war klar, dass Mikes Argumentation Schwächen hatte.
    »Der Mann hatte Angst um sein Leben«, sagte Wallner. »Und der Tatort ist voller Spuren. Wenn Sie da waren, wissen wir es in Kürze. Bis dahin bleiben Sie in Haft.«
    Zimbeck sah Wallner fast spöttisch an. »Ihr habts doch net die geringste Ahnung, was wirklich passiert is.«
    Wallner mochte nicht ausschließen, dass Zimbeck in dem Punkt recht hatte.

[home]
49 . Kapitel
    A uf Wallners Handy war ein Anruf von Vera. Er hatte sie am Abend zuvor angerufen und ihr auf die Box gesprochen. Sie hatte am späten Nachmittag zurückgerufen und gesagt, Wallner könne sie bis Mitternacht zu Hause erreichen. Er hatte die Nachricht auf seiner Mailbox entdeckt, als er gegen zweiundzwanzig Uhr sein Büro aufräumte.
    Im Kühlschrank warteten Leberwurst- und Käsebrote auf Wallner. Manfred hatte sie schon vor Stunden fabriziert. Jetzt saß er vor dem Fernseher und verfolgte eine Sendung, in der junge Leute mit ihren Fahrrädern halsbrecherische Dinge anstellten. Die schlimmsten Stürze wurden mehrfach in Zeitlupe wiederholt. Manfred war begeistert und labte sich an dem Gedanken, dass er, hätte es solche Fahrräder damals schon gegeben, in jungen Jahren auch einer von denen gewesen wäre, die sie jetzt im Fernsehen zeigten. Mein Gott! Was hatten sie nicht für Verrücktheiten angestellt! Damals. Da hatten sie nicht einmal eine Dreigangschaltung. Aber um verrückt zu sein, brauchten sie nur ein bisschen Phantasie und den Teufel im Leib. Konkreter wurde Manfred nicht. Wallner wusste aus Erzählungen der Verwandtschaft, dass sein Großvater im Januar 1944 mit dem Fahrrad von Miesbach nach Weyarn gefahren war, um Glasmurmeln zu kaufen, die sonst nirgends mehr zu bekommen waren. Auf der schneeglatten Straße stürzte er eine Böschung hinunter und schlug mit dem Kopf gegen einen Zaunpfahl, der aus dem Schnee ragte. Als man den ohnmächtigen Jungen aus dem Schnee heben wollte, schien der Kopf mit dem Zaunpfahl verwachsen. Der Bauer, der zu Manfreds Rettung geeilt war, schlug erschrocken das Kreuz. Ein Sanitätsgefreiter, der zufällig des Wegs

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