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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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und griesgrämig, wie er oft war, wurde er selten warm mit seinen Mitmenschen.
    Als Lutz die Treppe heruntergekommen war, bat er Wallner um ein Vieraugengespräch und erzählte von dem Schrottplatz der Familie Lintinger. Dort würden sie die Pistole in einem Versteck unter einem Gullydeckel finden. Sie sollten Zimbeck mitnehmen und nach dem Fund der Pistole festnehmen. Lutz selbst wollte im Wirtshaus bleiben und sich um Susi kümmern. Wallner hatte Fragen. Es schien ihm aber angebracht, sie erst später zu stellen. Er hatte Lutz einen Klaps auf die Schulter gegeben und sich mit den Männern auf den Weg gemacht.
     
    Holl kam mit einer Pistole zurück. Sie war in die Einkaufstüte eines Supermarktes gewickelt. Es handelte sich um eine Walther PP , die Standarddienstpistole der Polizei im Dritten Reich. Das wussten Wallner und seine Leute. Dazu mussten sie keine Waffenexperten sein.
    »Ja des gibt’s ja net!«, jammerte der alte Lintinger. »Was da für ein Dreck bei uns umeinandflackt. Wie kommt jetzt so was bei uns in den Gully?«
    Wallner bat Lintinger in dessen Büro.
    »Wem gehört die Pistole?«
    »Ich schwör’s bei allen vierzehn Nothelfern – ich weiß es nicht! Ich staune doch mehr wie Sie. Eine Pistole! Ja gibt’s das auch!«
    »Tja, wir müssen leider davon ausgehen, dass Sie die Waffe hier versteckt haben und dass sie Ihnen gehört. Wenn sich jetzt – was wir übrigens vermuten – herausstellt, dass damit jemand erschossen wurde, wird’s eng für Sie.«
    »Ich bitt Sie recht herzlich, Herr Kommissar, tun S’ Eahna net versündigen. Schauen Sie mich an – sieht so ein Mörder aus?« Lintinger schien den Tränen der Unschuld beängstigend nahe. Er war kurz davor, sich das Hemd aufzureißen und Wallner seine blanke Brust mit dem reinen Herzen darin entgegenzustrecken.
    »Weiß nicht«, sagte Wallner sichtlich unschlüssig auf Lintingers Frage. »Ihnen fällt gar niemand ein, dem die Pistole sonst gehören könnte?«
    Lintinger sah Wallner von unten an, die Augen blutunterlaufen, die Nase knollig und geädert. »Von mir ham S’ des jetzt nicht. Sonst bin ich ein toter Mann.«
    »Die paar Jahre bis zu Ihrem natürlichen Ende werden wir Sie schon beschützen. Ich höre?«
    Lintinger zog die Augenbrauen hoch und deutete mit dem Kopf nach draußen.
     
    Fünf Minuten später saß Zimbeck mit Handschellen in einem Streifenwagen. Das mochte sich einfach anhören. Tatsächlich war es eine Heidenarbeit, bis sie Zimbeck im Wagen hatten. Der hatte das überhaupt nicht eingesehen, dass sie ihn verhaften wollten, und hatte sie mit Fäkalausdrücken beschimpft und gedroht, ihnen die Eier abzureißen, wenn sie ihn anfassten. Aber es half nichts, verhaftet werden musste er. Kreuthner hatte zunächst an Zimbecks Vernunft appelliert. Doch Zimbeck hatte getobt, dass er Schaum vor dem Mund bekam. Das hatte Kreuthner gezeigt, dass Sachargumente hier nicht weiterführten, und er hatte die jungen Kollegen aufgefordert, die Festnahme durchzuführen, notfalls mit Gewalt. Begeistert war keiner. Da war nichts zu sehen von jugendlichem Elan und von Einsatzbereitschaft. Hopp, hopp, hatte Kreuthner gesagt, sie hätten ja nicht den ganzen Tag Zeit. So stürzten sich also sechs junge Polizisten mit dem Mut der Verzweiflung auf Zimbeck. Allesamt gute Sportler. Keine Frage. Aber Zimbeck leistete erbitterten Widerstand. Es brach ein furchtbares Getümmel los, in dem an den Gebrauch von Schusswaffen ohne Gefährdung der Kollegen nicht zu denken war. Zwei ausgeschlagene Schneidezähne, ein ausgekugelter Arm und ein gebrochener Zeigefinger war die Bilanz, als Zimbeck schließlich mit dem Rücken am Polizeitransporter stand und Holl im Schwitzkasten hatte. Holl schwitzte, was das Zeug hielt, und sein Gesicht war vor Todesangst verzerrt. Nicht ganz zu Unrecht, denn Zimbeck drohte, Holl das Genick zu brechen, wenn man ihn nicht abziehen ließe. Da standen sie alle im Halbkreis um Zimbeck herum und keuchten und wussten nicht, was sie tun sollten. Jeder wartete darauf, dass Kreuthner etwas sagte. Aber der war nicht zu sehen. Das fiel auch Zimbeck auf und verunsicherte ihn. Zimbecks Verunsicherung nahm noch zu, als sich ihm etwas von unten in die Arschfalte seiner Hose schob. Kreuthners Stimme klärte Zimbeck auf, dass es sich um den Lauf seiner, Kreuthners, Dienstpistole handelte. Sollte Zimbeck auch nur zucken, werde er ihm ein Extraloch in den Allerwertesten verpassen. Kreuthner hatte sich unter dem Transporter hindurchgerobbt und war

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