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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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die Ballistiker ein Leichtes sein würde, es nachzuweisen.
    »Sie haben also an dem Abend dieses Solo mit vier Herren verloren. Und dann ist die Kathi Hoogmüller gekommen. Um welche Uhrzeit war das?«, fragte Wallner.
    »Keine Ahnung. Irgendwann vor Mitternacht, schätz ich mal. Woher soll ich das heut noch wissen?«
    »Es war ein denkwürdiger Abend. So viel verliert man nicht jeden Tag.« Kreuthner hatte inzwischen eingesehen, dass ein paar unwichtige Einzelheiten inzwischen wichtig geworden waren. So etwa die Frage, wie viel Zimbeck verloren und wo er das Geld aufgetrieben hatte.
    »Da wissen S’ ja besser Bescheid wie ich. Wie viel hab ich denn verloren?«
    »Über vierzehnhundert Euro.«
    Mike schüttelte anerkennend den Kopf. Da musste man schon ein eiskalter Hund sein, um so viel bei einem Solo in den Sand zu setzen. »Wie hast ’n des bezahlt?«
    »So viel hab ich immer im Haus. Falls jemand zum Kartln kommt.«
    »Geh, Zimbeck!« Mike klang ein wenig enttäuscht. »Des is doch net dein Niveau. Der Kreuthner war dabei. Und jetzt rat mal, was uns der erzählt hat.«
    »Der hat ja wohl seine Kohle gekriegt.«
    »Ja, ja. Der schon. Aber für die anderen hat’s nimmer g’langt. Wann hast du die bezahlt?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich am nächsten Tag.«
     
    Harry Lintinger saß an dem Resopaltisch und starrte eine Cola-Dose an. Die war längst leer. Auch konnte sie ihm nicht verraten, was Zimbeck den Polizisten erzählt hatte. Es war schwierig. Sein Vater hatte ihm noch auf dem Schrottplatz zugeflüstert, was er sagen sollte. Aber das waren nur kurze Anweisungen gewesen. Auf das, was ihn die Beamten jetzt fragten, war er nicht vorbereitet. Wallner ließ Janette die Befragung leiten. Sie hatte sich in den letzten zwei Jahren hervorragend entwickelt und war im Vernehmungsraum ein richtiges Mistvieh geworden.
    »Herr Kreuthner hat vom Herrn Zimbeck also sein Geld bekommen und ist gegangen. Was ist dann passiert?«
    Harry Lintinger glotzte Janette an, als habe er kein Wort verstanden. Wie viel von den Ereignissen sollte er verraten? Immerhin konnte er dafür selbst ins Gefängnis kommen – das war Straßenraub gewesen. Sollte er versuchen, einen Deal auszuhandeln? Wie machte man das, und gab er damit nicht schon zu, dass er etwas verbrochen hatte? Oder sollte er einfach lügen, irgendeine Geschichte erzählen, in der er eine saubere Weste behielt? Doch die hatten den Zimbeck verhört, und der hatte ihnen bestimmt was gesagt oder er würde ihnen was sagen, wenn er von jemandem in die Scheiße geritten wurde – von ihm, Harry Lintinger, zum Beispiel. Das hatte Harry von seinem Vater nicht mehr gesagt bekommen, was er tun sollte, wenn es so elend kompliziert wurde, dass es kein Mensch mehr überblicken konnte. Harry Lintinger war verzweifelt, und der Kopf schwirrte ihm von all den Möglichkeiten, die er hatte und von denen keine wirklich gut war. »Was … meinen S’ jetzt genau?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    Janette durfte nicht lügen und den zu Vernehmenden nicht täuschen, indem sie behauptete, die Polizei wüsste ohnehin schon Dinge, die sie nur noch einmal hören wollt. Aber es gab auch saubere Wege, zum Ziel zu kommen, indem man seinem Gegenüber glauben machte, mehr zu wissen, als man tatsächlich wusste. Harry Lintinger war an sich kein Gegner für Janette. Das hatte eher etwas von Sparring an sich. Aber auch das wollte gelernt sein. Janette nahm Harry Lintinger die Cola-Büchse aus der Hand, knüllte sie zusammen und warf sie mit wirkungsvoller Geste in den Papierkorb. Das alles, ohne ihren Blick von seinem zu wenden. »Die Geschichte mit dem Anwalt Falcking zum Beispiel. Der Mann mit dem Porsche.«
    Harry Lintinger sank das Herz in die Hose. Wie konnten sie das wissen? Der Anwalt hatte mit Sicherheit nichts erzählt, der hatte doch selbst Dreck am Stecken. Und jetzt war er tot. Herrgott, es gab nur eine Möglichkeit: Der Zimbeck hatte es ihnen gesteckt. Und natürlich so, dass er gut dabei wegkam. Na gut. Jetzt sollten sie die andere Version erfahren. »Ich will einen Deal«, sagte er so abgebrüht, wie ihm das möglich war. Allerdings musste er dabei an der grimmig schauenden jungen Kripobeamtin vorbeisehen. Sonst hätte er den Satz nicht rausgebracht. Aber jetzt hörte er sich ziemlich cool an, fand Harry Lintinger.
    »Einen Deal!«, sagte Janette. Sie ließ die höhnischen Schwingungen noch eine Weile im Raum stehen. Es hörte sich an, als hätte sie gesagt: Du hast sie wohl nicht mehr

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