Schafkopf
einen andern hat. Keine Ahnung.«
»Was hast du gemacht? Ich nehme an, du hast da nicht tatenlos zugesehen.«
»Ich hab gesagt: Trenn dich von ihm. Sag’s ihm. Sonst sag ich’s ihm. Und ich hab ihr klargemacht, dass sie keine Angst haben muss vor ihm. Ich mein, ich bin bei der Polizei. Ich kann sie beschützen.«
»Hat sie’s geglaubt?«
»Ja. Sie wollte am Sonntag mit ihm Schluss machen. Ich hätt dabei sein sollen für den Fall, dass er ausrastet. Aber dann ist der Mord am Kummeder dazwischengekommen. Und jetzt die Sache mit der Kathi Hoogmüller. Na ja, mit der Verhaftung vom Zimbeck hat sich die G’schicht eh erledigt.«
»Mal sehen. Irgendwas ist da noch faul. Ich meine – der Zimbeck fährt ein. Zumindest wegen dem Raub an Falcking. Ob er Kathrin Hoogmüller erschossen hat – keine Ahnung. Ich hab den jungen Lintinger noch mal herbestellt. Aus irgendeinem Grund glaube ich in dem Fall dem Zimbeck mehr als dem Lintinger.«
Lutz nickte und machte ein unglückliches Gesicht.
»He, das kommt schon in Ordnung mit euch beiden. Mach dir keine Sorgen. Ich freu mich jedenfalls, dass du wieder wen gefunden hast.«
Lutz lächelte. »Danke«, sagte er, doch die Sorge wollte nicht aus seinem Gesicht weichen.
»Jetzt mach dir nicht so viel Gedanken. Freu dich auf das, was kommt.«
»Ich versuch’s. Aber … ich hab a verdammt ungutes Gefühl.«
Wallner spürte einen Luftzug. Er drehte sich um. Janette hatte den Raum betreten und beim Öffnen der Tür unvermeidlich Luft in Bewegung gesetzt. »Janette – wir haben dich bei der SoKo-Besprechung vermisst. Es gab gehässige Menschen, die haben gesagt, die Janette hat die Besprechung verpennt und muss deswegen fünf Euro in die Kaffeekasse zahlen. Ich aber habe gesagt: Nein, niemals. Die Janette, die hat einen guten Grund, warum sie nicht bei uns ist. Das waren meine Worte. Oder, Mike – das waren sie doch?«
Mike war in der Tür erschienen. »Nun, so in etwa. Ganz genau waren deine Worte: Die freche Göre zahlt zehn Euro, dass da mal eine Disziplin hereinkommt.«
»Wie auch immer«, sagte Wallner. »Erzähl uns von den wichtigen Dingen, die du heute in Erfahrung gebracht hast.«
»Hast du Göre gesagt?«
»Schatz, das behauptet Mike. Hat Mike, seit du bei uns bist, einen einzigen vernünftigen Satz von sich gegeben?«
»Nimm die Göre zurück, sonst sag ich nicht, was ich rausgefunden habe. Und ich schwöre dir: Das wird dich interessieren.«
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51 . Kapitel
J anette war in den letzten zwei Jahren zu einer Polizistin geworden, die das Herz ihrer Vorgesetzten erfreute, auf die man freilich ein wachsames Auge haben musste. Das Mädchen hatte Energie und Biss und war schlau und lernte schnell. Nur wo die Grenzen waren, musste man ihr noch beibringen. Wallner hielt sie an der langen Leine. Sie sollte lieber einmal zu weit gehen als nie bis zum Limit. Was Janette heute zu berichten hatte, war am Limit, und Wallner wollte am liebsten keine Details hören. Aber er konnte sich nicht aus der Verantwortung stehlen, und wenn es Ärger deswegen gäbe, musste er Bescheid wissen. Er hatte Janette vor zwei Tagen einen Auftrag erteilt: Sie sollte herausfinden, was es mit den Frauen auf sich hatte, mit denen Falcking in Kontakt gestanden hatte, die in seinen Unterlagen aber nicht als Mandantinnen geführt wurden. Janette hatte immer die gleiche Antwort bekommen: Es habe ein Beratungsgespräch stattgefunden, für das Falcking aber kein Geld wollte. Keine der Frauen wollte darüber Auskunft geben, in welcher Angelegenheit sie mit Falcking gesprochen hatte.
Janette hatte über einige der Frauen Erkundigungen in deren Wohnorten eingeholt. Dabei war herausgekommen, dass alle in problematischen Ehen oder Beziehungen lebten, die von häuslicher Gewalt geprägt waren. Bei zweien hatten schon einmal Nachbarn die Polizei gerufen, als es zu schweren Misshandlungen durch den Ehemann gekommen war. Es lag also nahe, dass die anwaltliche Beratung etwas mit den Beziehungsproblemen der Frauen zu tun hatte. Aus Falckings Anwaltskalender waren die Daten ersichtlich, an denen die Frauen bei Falcking erschienen waren. Janette vermutete, dass zu dieser Zeit etwas Einschneidendes passiert war. Sie hatte die in Frage kommenden Krankenhäuser überprüft, ob eine oder mehrere der Frauen kurz vor dem Besuch bei Falcking in der Notaufnahme aufgetaucht waren. Es stellte sich heraus, dass die Frauen zwar in Notaufnahmen eingeliefert worden waren, manche sogar mehrfach, dass dies aber meist
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