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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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schon mehrere Monate her war, bevor sie Falcking kontaktierten.
    »Wie bist du an die Krankenhausdaten gekommen? War da ein Richter im Spiel?«
    »War schwierig mit dem Richter. Gegen die Frauen liegt ja nichts vor.«
    »Eben«, sagte Wallner und wartete auf eine Erklärung.
    »Ich hab gedacht, wenn wer von der Kripo im Krankenhaus anruft, ist das nicht so gut.«
    »Und wer hat dann angerufen?«
    Janette zuckte mit den Schultern und wand sich ein wenig. »Mei – die Janette von den Johannitern. Die muss ihren Jahresbericht schreiben und weiß nicht mehr, wann sie Frau Leitbichler ins Krankenhaus gefahren hat. Nur noch so ungefähr. Ist aber kein Problem. Die Dame im Krankenhaus schaut in den Computer und siehe da: Die Frau Leitbichler war zwar da, aber viel früher. Und auch nicht mit den Johannitern, sondern ihr Mann hat sie hingefahren. Ach richtig, sagt die Janette. Die hatten angerufen, sind dann aber doch selber gefahren. So einfach geht das.«
    »Gut«, sagte Wallner. »Oder auch nicht. Auf alle Fälle zahlst du zehn Euro in die Kaffeekasse.«
    »Ach so.« Janette war mit dem Vorschlag offenbar nicht einverstanden. »Dann soll ich auch nicht erzählen, wie es weitergeht.«
    »Natürlich wirst du das erzählen. Das interessiert uns brennend und wird die Ermittlungen ordentlich voranbringen, da bin ich mir sicher. Du hast einen hervorragenden Job gemacht und bist ein verdammt gerissenes Luder. Leider darf man so nicht vorgehen, und deswegen muss ich eine Disziplinarmaßnahme verhängen. Kannst du das einsehen?«
    »Ehrlich gesagt: Nein. Warum soll ich Strafe zahlen, wenn ich einen guten Job gemacht habe?«
    »Weil es erstens so nicht geht und du das in Zukunft lassen wirst. Und weil sie zweitens mich am Arsch kriegen, wenn das rauskommt. Weswegen ich vor lauter Sorgen mehr Kaffee trinken muss, und den wirst du bezahlen. Und jetzt weiter im Text.«
    Wenn Wallner auf seine Prinzipien zu sprechen kam, dann war für seine Mitarbeiter klar, dass das kein Diskussionsangebot war. Er hatte Regeln und verlangte, dass seine Leute die respektierten. Dazu gehörte, dass sauber ermittelt wurde. Der Zweck heiligte für Wallner selten die Mittel. Wenn einer dagegen verstieß, würde sich Wallner vor ihn stellen. Aber intern musste sich jeder vor ihm verantworten. Janette zog einen Zehner aus ihrem Portemonnaie und ging nicht weiter darauf ein.
    »Die Frage war natürlich: Warum liegt so viel Zeit dazwischen? Zwischen Prügel beziehen und zum Anwalt gehen. Dass man eine Woche drüber nachdenkt – okay. Aber sechs Monate? Und das war eben bei fast allen der Fall.«
    »Vielleicht sind sie zwischendurch woanders hingegangen. Ist ja peinlich, wennst alle paar Monate in der Notaufnahme aufschlägst und die Story von der Kellertreppe erzählst.«
    »Sehr gut, Mike.« In Janettes Stimme lag durchaus Anerkennung.
    »Die Geschichten hab ich mir jahrelang bei meinen Eltern angeschaut. Ich glaub, da kannst mir wenig Neues erzählen.«
    »Schauen wir mal: Ich hab das dann gegengecheckt, ob die in der Zwischenzeit an einem anderen, vielleicht weiter entfernten Krankenhaus in der Notaufnahme waren. Fehlanzeige. Und zwar bei allen.«
    »Und wie hast du das …?« Wallner sprach mit wenig Nachdruck.
    »Das möchtest du nicht wissen.«
    »Erzähl weiter«, seufzte Wallner.
    »Wenigstens ein Name hätte ja irgendwo auftauchen müssen. Aber niente. Gar nichts. Entweder waren alle Ehemänner friedliche Lämmer geworden. Aber dann hätte es ja auch keinen Grund mehr gegeben, zum Anwalt zu gehen. Oder die Frauen sind woandershin gegangen.«
    »Zum Arzt. Das ist doch logisch.«
    »Nicht ganz. Eheliche Gewaltdelikte passieren oft nachts. Da krieg mal einen Arzt auf dem Land. Aber im Umkreis von zwanzig Fahrminuten hab ich eigentlich immer mehr als ein Krankenhaus zur Auswahl.«
    »Und zum Arzt im Ort gehst auch ungern«, pflichtete Mike bei. »Schweigepflicht hin oder her. Der kennt dich. Und wer weiß, ob da net doch irgendwas geredet wird. Außerdem sagen die durchaus was, wennst mit irgendeiner schwachsinnigen Erklärung daherkommst. Is alles net so einfach.«
    »Und was haben deine Eltern dann gemacht?«, wollte Janette von Mike wissen.
    »Die sind immer wieder zu einem anderen Arzt. Irgendwann sind sie dann bei einem hängengeblieben. Zu dem konntest nachts jederzeit kommen, das Haus war ziemlich abgelegen. Da hat dich keiner gesehen. Und der hat vor allem keine Fragen gestellt. Zusammenflicken und kassieren.«
    »Das hab ich mir eben auch

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