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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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verjubelten. Zimbeck gab »Lutz Kripo Miesbach« bei Google ein. Die Suche ergab neben unverwertbaren Treffern auch einen Hinweis auf einen Zeitungsartikel, der im März dieses Jahres im Miesbacher Merkur erschienen war: Der zehnjährige Daniel Swoboda war Torschützenkönig bei einem Eishockey-Turnier geworden. Ein Foto zeigte ihn mit seinem Vater Lutz, der ausweislich des Artikels bei der Miesbacher Kripo arbeitete. Zimbeck gab »Telefonbuch« ein. Dort wiederum »Lutz Swoboda«. Es gab im Landkreis einen Eintrag in Fischbachau – mit Adresse. Fischbachau kannte Zimbeck nur vom Durchfahren. Aber Google Maps lieferte ihm eine Karte, auf der man erkennen konnte, dass Lutz Swoboda in abgelegener Lage zwei Kilometer außerhalb des Ortskerns wohnte.
     
    Kreuthner und Holl waren, kurz nachdem Lutz angerufen hatte, in Richtung Mangfalltal aufgebrochen. Sie hatten den Anruf mitbekommen, und Holl hatte sich freiwillig gemeldet, das Haus von Lutz zu bewachen. Schließlich hatte Holl etwas gutzumachen, nachdem er Zimbeck hatte entkommen lassen. Kreuthner war zunächst wenig begeistert. Er wollte sich an der Suche nach Zimbeck beteiligen. Doch dann besann er sich und stimmte dem Vorschlag zu. Auch Wallner hielt Holls Vorschlag für eine gute Sache, in der irrigen Meinung, da könne Kreuthner am wenigsten Schaden anrichten.
    »Des is doch net der Weg nach Fischbachau«, nörgelte Holl.
    »Richtig. Und?«
    »Mir sollen doch zum Swoboda seinem Haus fahren.«
    »Tun mir ja. Mir machen nur an Umweg.«
    »Hat der Wallner was von am Umweg g’sagt?«
    »Hat er g’sagt, mir sollen direkt hinfahren?«
    Holl fiel im Augenblick nichts mehr dazu ein. Für gewöhnlich hatte der junge Kollege ein ganz schön loses Mundwerk. Im Gegensatz etwa zu Schartauer, mit dem Kreuthner nach Belieben umspringen konnte. Bei Holl musste man alles immer bis zum Letzten durchdiskutieren. Kreuthner dachte wehmütig an Schartauer zurück. Aber der war zwei Jahre unter Kreuthners Fittichen gereift, und nun hatte man Kreuthner den aufsässigen Holl zugeteilt. Nach dem Patzer mit Zimbeck war Holl kurzzeitig etwas weniger vorlaut gewesen, näherte sich allerdings wieder seiner alten Dreistigkeit.
    »Sagst mir wenigstens, wo mir dann hinfahren?«
    »Zur Mangfallmühle.«
    »Um den Zimbeck zu schnappen?«
    »Ja was denn sonst?«
    »Mann, der is längst weg. Glaubst, der hockt sich in seine Wirtschaft, wo ihn jeder findet? Außerdem sind eh zwei Streifenwagen auf dem Weg.«
    »Die haben doch keine Ahnung.«
    Holl zog ein genervtes Gesicht und sah nach draußen. Der Anblick bot wenig Unterhaltung. Man konnte keine dreißig Meter weit sehen. Der Nebel hatte eine nie dagewesene Dichte erreicht. Kreuthner verlangsamte das Tempo noch mehr und fluchte leise vor sich hin. Sie kamen an eine Weggabelung. Wenn man bis auf wenige Meter heranfuhr, konnte man die gelben Wegweiser erkennen. Holl warf einen Blick auf die Schilder und sagte »links«. Da ging es ins Mangfalltal hinunter. Kreuthner lenkte den Wagen nach rechts.
    »Zur Mangfallmühle geht’s nach links«, sagte Holl.
    »Ich weiß. Da fahren aber alle lang.«
    »Dann kann’s ja net so falsch sein.«
    »Das Problem ist: Der Zimbeck weiß das. Also wird er da net langfahren. Der is net übers Mangfalltal hingefahren. Der is hintenrum.« Kreuthner deutete nach vorn. »Da kommst mit dem Wagen net bis runter. Aber du kannst ’n stehen lassen und zu Fuß über die Weiden nach unten gehen.«
    »Bist ja echt a Hund«, sagte Holl. Kreuthner hätte über das Kompliment gelächelt, wäre da nicht dieser höhnische Unterton gewesen.
    »Ja, mach dich nur lustig. Wirst sehen, zweihundert Meter noch, dann steht da ein Wagen.«
    Holl verschränkte die Arme vor der Brust und machte ein gelangweiltes Gesicht. Langsam ließ Kreuthner den Streifenwagen durch den dichten Nebel rollen. Nach einer knappen Minute tauchte tatsächlich ein Wagen am Rand der kleinen Straße auf. Kreuthner hielt in einem Abstand von zwanzig Metern davor an. Der Wagen war anscheinend leer. Kreuthner gab das Kennzeichen nach Miesbach durch. Die Antwort kam prompt. Das Fahrzeug war vor wenigen Minuten als gestohlen gemeldet und der Halter von einem Mann, dessen Beschreibung auf Zimbeck passte, niedergeschlagen worden. Kreuthner sah zu Holl, der mit offenem Mund auf das Funksprechgerät starrte und nur ein Wort hervorbrachte: »Krass!«
    Kreuthner zog die Dienstwaffe und entsicherte sie. Dann sah er Holl auffordernd an. »Auf geht’s. Du kennst den Zimbeck

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