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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Kopf zu Wallner.
    Wallner lächelte und ging zum Bett. »Wie geht’s dir?« Wallner zog sich den Besucherstuhl heran.
    »Is net schlimm. An Kopf hab ich mir a bissl ang’haut. Aber das geht schon.«
    »Die Schwester hat was von einem Fahrradunfall gesagt?«
    Manfred zögerte. Er wollte nicht recht raus mit der Sprache.
    »Stimmt das jetzt oder nicht?«
    »Ja. Und?«
    »Du bist seit Jahren nicht mehr Rad gefahren. Da musst du dich nicht wundern. Das geht nicht mehr.«
    »Des is wunderbar gegangen. Bis der Depp aus’m Nebel rausg’schossen is. Da hab ich ausweichen müssen und bin die Böschung runter. Unten war dann der Apfelbaum. Den hab ich stangerlgrad erwischt.«
    Wallner sah seinen Großvater erstaunt an.
    »Des wär dir genauso passiert. Des hat nix mit’m Alter zu tun.«
    »Hast etwa das alte Fahrrad genommen? Da fehlt doch das Vorderrad.«
    »Na. Ich … ich hab mir eins geliehen. A Mountainbike.«
    »Ah ja? Von wem?«
    »Von der Lucrezia. Die hat zwei.«
    Wallner dachte kurz nach, wo er den Namen Lucrezia schon mal gehört hatte. Dann fiel es ihm ein. »Du meinst die junge Frau, die beim Markt wohnt?«
    »Genau die junge Frau mein ich. Is irgendwas?«
    »Nein, nein. Ich frag mich nur, wieso die dir ein Mountainbike leiht.«
    »Weil mir zusammen an Radlausflug gemacht haben.« Manfred blickte seinen Enkel ungeduldig an. Wallners Begriffsstutzigkeit nervte ihn. »Willst mir hoffentlich net meinen Umgang verbieten. Dafür bin ich a bissl alt.«
    Wallner wurde jetzt doch stutzig. »Ihr verbringt viel Zeit zusammen.«
    »Tun mir. Und weißt was? Die mag mich. Weiß auch net, was die an mir altem Dackel findet.«
    »Dass sie nur deinen Körper will, ist eher unwahrscheinlich.«
    »Nein. In der Richtung hat sie noch nix g’sagt.«
    »Dann wird’s dein Charme sein.« Wallner betrachtete Manfred, der trotzig unter seinem Kopfverband hervorschaute und seinen Enkel fixierte. Wallner musste lachen. Auch Manfred lachte.
    »Bist echt ein Hund. Wo seid ihr hingefahren?«
    »Auf Wall. Zum Weißwurstfrühstück.«
    »Und sie ist … nett?«
    Manfreds Gesicht fing an zu strahlen. »Die lacht immer so. Also wenn ich an Witz mach. Einmal heut, da hat sie richtig Tränen in den Augen gehabt vor Lachen. Des war so lieb.«
    »Ach – die lacht über deine Witze?«, stichelte Wallner.
    »Über meine Witze ham jedenfalls schon mehr Frauen gelacht als über deine.« Manfred grinste verschmitzt. Sie wussten beide, dass es stimmte. Wallner legte seine Hand auf Manfreds Arm.
    »Sonst geht’s dir gut?«
    »Leichte Hirnerschütterung und an geprellten Ellbogen. Mehr is net.«
    »Halt durch. Ich komm heute Abend wieder.« Wallner zwinkerte seinem Großvater noch einmal zu, bevor er ging.
     
    Als Wallner zur Pforte kam, sah er vor der Eingangstür im Gegenlicht eine Frau. Sie hatte Veras wallende Haare und die Lederjacke, die Vera das letzte Mal getragen hatte. Sie stand mit dem Rücken zur gläsernen Eingangstür. War Vera nach Miesbach gekommen? Hatte sie ihm noch etwas zu sagen? Wallner war irritiert. Warum hatte sie ihn nicht vorher angerufen? Er ging hinaus.
    »Vera …?«
    Die Frau drehte sich um und sah Wallner erstaunt an. Es war nicht Vera. Es war Lucrezia Beisl, die vor der Tür eine Zigarette geraucht hatte. Wallner brauchte eine halbe Sekunde, bis er das Gesicht der jungen Frau richtig zugeordnet hatte.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich habe Sie verwechselt.«
    »Kein Problem«, sagte Beisl und wartete darauf, dass Wallner wegging.
    »Sie haben mit meinem Großvater eine Fahrradtour gemacht?«
    »Ja. Es tut mir leid. Des hab ich net wollen, dass des so kommt. Es war a Blödsinn.«
    »Er ist seit zehn Jahren nicht mehr Rad gefahren.« Schweigen. Beisl verschränkte die Arme. Wallner ging nicht weg.
    »Ich hab eh gesagt, es tut mir leid. Was wollen S’ denn noch hören?«
    »War’s nett?«
    Über Beisls Gesicht huschte ein Ausdruck, als habe Wallner etwas Unanständiges gefragt. »Ja. Sehr. Fand ich jedenfalls.«
    »Meinem Großvater hat’s auch gefallen.«
    Beisl sagte nichts, dachte offenbar darüber nach, ob ihr das hier zu harmonisch wurde und ob nicht noch etwas Gemeines nachkommen würde.
    »Darf ich Sie was Privates fragen?«
    »Solang’s nix mit meinem Beruf zu tun hat.«
    »Sie mögen meinen Großvater?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Er is a Lustiger. Er hat Charme. Des findst bei den Jungen nimmer. Aber vor allem …«, sie lächelte in sich hinein.
    »Vor allem was?«
    »Er erinnert mich an meinen

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