Schafkopf
auf.«
»Sie werden es nicht wagen aufzulegen. Sie wollen ja wohl nicht im Rollstuhl enden wie der Herr neben Ihnen.«
Die Sache wurde Falcking jetzt doch unheimlich. »Was reden Sie da für ein Zeug? Noch ein Wort, und ich schalte die Polizei ein.«
»Er schaltet die Polizei ein!«, höhnte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Ausgerechnet der Mann, der Frauen Killer besorgt, schaltet die Polizei ein. Sie reden mir vielleicht einen Stuss!«
»Ich weiß überhaupt nicht …« Falcking wurde unterbrochen.
»… wovon Sie reden.« Der andere lachte heiser. »Den Spruch hab ich mir genau an dieser Stelle notiert. ›Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden!‹ Sehr gut. Das ist ja noch jämmerlicher, wie ich gedacht hab.« Der Mann ließ seine Heiterkeit heiser lachend ausklingen. »Jetzt hören S’ amal zu. Wenn einer einen Vertrag schließt, dann muss er ihn auch halten. Das muss ich ja einem Rechtsanwalt nicht erklären. Pakt und Verhandlung oder wie heißt das bei euch?«
»Pacta sunt servanda«, sagte Falcking leise. »Was wollten Sie von mir?«
»Das hab ich doch gesagt: dass Sie Ihren Vertrag einhalten. Soweit mir bekannt ist, lebt der Herr Zimbeck immer noch.«
»Da hat mich offensichtlich jemand missverstanden. Ich habe mich nie erboten, diesen Herrn …«, Falcking sprach leiser und sah sich verstohlen um. Es war aber nur Schauchmeier zu sehen, dem, selbst wenn er etwas ausplauderte, sowieso niemand glauben würde. »… diesen Herrn aus dem Verkehr zu ziehen«, vollendete Falcking seinen Satz.
»Hör zu, Bürscherl«, sagte die Stimme. »Du hast dich mit den Falschen eingelassen. Zehntausend Euro kassieren und dafür nichts liefern – nicht mit uns, kapiert?«
Falcking war klar, dass der Mann am anderen Ende der Leitung alles wusste. Susi Lintinger musste es ihm erzählt haben. Vielleicht hatten sie das Mädchen nur vorgeschickt. Vielleicht hatte ein anderer Interesse daran, Zimbeck loszuwerden. Wer war der Kerl? Die Frage lag Falcking auf der Zunge, aber er wusste, dass der andere es ihm nicht sagen würde. »Ich bin mir nicht ganz sicher, auf was Sie anspielen«, sagte er schließlich. »Aber es gab in der Tat ein Mandat, wo einiges schiefgelaufen ist. Ich habe das Geld natürlich auch nicht mehr. Aber ich kann es Ihnen trotzdem zurückzahlen. Aus reiner Kulanz. Dass wir uns richtig verstehen.«
»Du sollst nichts zurückzahlen, du sollst machen, wofür die Frau Lintinger bezahlt hat.«
»Das geht nicht. Wie stellen Sie sich das vor? Frau Lintinger kann doch nicht ernsthaft angenommen haben, dass ich … ich meine, wir reden von einem Kapitalverbrechen. Das will sie sich nicht ernsthaft aufs Gewissen laden. Und Sie mit Sicherheit auch nicht.«
Anette kam mit dem Hund vom Joggen zurück. Sie war verschwitzt und lächelte, fragte, ob alles klar sei. Falcking nickte und deutete entschuldigend auf das Handy. Anette nickte ebenfalls und ging ins Haus.
»Sag der Anette einen schönen Gruß«, sagte der Mann in der Leitung. »Es geht deiner Frau scheint’s gut. So wie die rennen kann. Hoffen wir mal, dass das so bleibt.«
Falcking schnürte es die Luft ab. Der andere beobachtete ihn, wusste, wo er war, wusste, wie seine Frau hieß, wusste wahrscheinlich alles über ihn. Falcking sah sich um. Auf die Schnelle konnte er niemanden entdecken.
»Lassen Sie meine Familie aus dem Spiel. Ich zahle Ihnen das Geld zurück. Meinetwegen mit Zinsen. Mehr kann ich nicht tun.«
»Aber sicher kannst du mehr tun. Die Sache ist doch die: Wir täten den Zimbeck ja selber abknallen. Da haben wir überhaupt kein Problem mit, verstehst? Der wär auch nicht der Erste, dem wir übern Jordan helfen. Nur tät uns die Polizei relativ schnell verdächtigen. Deswegen können wir’s nicht selber machen.«
»Ich hab aber keine Ahnung, wie man einen Profi engagiert. Ich weiß nicht einmal, wie man einen finden würde.«
»Dann mach’s selber. Uns ist das egal. Hauptsache, das Ergebnis stimmt.«
»Herrgott noch mal, ich bin doch kein …«, Falcking senkte die Stimme und ging ein paar Schritte um die Hausecke. »Ich bin doch kein Killer. Ich hab noch nie jemanden getötet. Ich wüsste gar nicht, wie ich’s machen soll. Hören Sie auf, unsinnige Forderungen zu stellen.«
»Ich sag dir, wie du’s machen sollst. Nächsten Sonntag ist der Zimbeck in aller Herrgottsfrüh auf dem Riederstein. Praktisch auf dem Präsentierteller. Den braucht nur noch wer runterzuschießen. Du oder wer auch immer. Es ist Jagdsaison.
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