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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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und Figur sind ungefähr gleich.«
    »Aber muss der Täter nicht damit rechnen, dass er versehentlich Kummeder erwischt? Ich meine, wenn er schon weiß, dass Zimbeck an dem Tag auf dem Riederstein ist, wird er ja auch wissen, warum.«
    »Das ist nicht zwingend. Vielleicht hat er nur in Erfahrung gebracht, dass Zimbeck an dem Tag auf dem Berg ist. Dass er sich dort oben mit jemandem treffen will, der genauso angezogen ist, muss der Täter nicht wissen.«
    »Mit anderen Worten: Jemand wollte eigentlich den Zimbeck erschießen?«
    »Warum nicht?«
    »Und wer hätte in dem Fall ein Motiv?«, fragte Mike.
    Janette nahm den Stapel Faxe mit Falckings Aktenvermerken zur Hand, zog eines daraus hervor und gab es Wallner. Der sah kurz drauf und starrte dann Janette entgeistert an.
    »Susi Lintinger? Die war auch dabei? Warum sagst du mir das erst jetzt?«
    »Ich hab gedacht, das wär eh klar.«
    »Nein. Ich hab nur gewusst, dass sie Kontakt hatte mit Falcking.«
    Mike nahm das Blatt und überflog es. »Das heißt, Falcking hat eventuell Susi Lintinger einen Killer besorgt, der Zimbeck umbringen sollte und versehentlich Kummeder erwischt hat.«
    »Wär zumindest denkbar«, sagte Janette.
    »Hast du eigentlich mit Frau Leitbichler gesprochen?«
    Ja, Janette hatte Frau Leitbichler ins Gebet genommen. Die hatte – unter dem Eindruck welcher Konsequenzen und Versprechungen, gab Janette nicht bekannt – im Wesentlichen zugegeben, was Falcking in seinem Aktenvermerk behauptet hatte. Mit einigen markanten Abweichungen freilich: Nicht sie habe die Rede auf den Killer gebracht, sondern Falcking selbst habe das Gespräch in diese Richtung gelenkt. Und er habe sich – wenn auch zögernd – bereit erklärt, einen Killer zu besorgen. Der Mann sei aber verhaftet worden, bevor er an die Ausführung des Auftrags gehen konnte. Die Anzahlung sei verloren gewesen.
    »Wenn sich das bei allen fünf Frauen so abgespielt hat, dann wissen wir zumindest, wovon Herr Falcking die letzten zwei Jahre gelebt hat«, sagte Wallner.
    »Aber eine Frage bleibt.« Janette hielt den Aktenvermerk über das Gespräch mit Susi Lintinger hoch. »Was ist bei Susi Lintinger anders gelaufen? Wenn jemand Kummeder versehentlich anstelle von Zimbeck erschossen hat, dann wurde der Auftrag diesmal ausgeführt.«
    »So wie ich das sehe, bestand das Geschäftsmodell von Falcking lediglich darin, den Frauen das Geld aus der Tasche zu ziehen«, gab Wallner zu bedenken. »Die Frauen konnten ja schlecht zur Polizei gehen oder ihre Anzahlung wieder einklagen. Es macht keinen Sinn, dass er den Mord dieses Mal tatsächlich ausführen lässt. Dann ist er übrigens auch das Geld los. Macht ja keiner umsonst.«
    »Es sei denn, er hat selbst geschossen«, sagte Janette.
    »Der Mann war Betrüger. Der geht doch net her und knallt Leut übern Haufen. Da is der gar net der Typ dafür«, wandte Mike ein.
    Wallner zuckte mit den Schultern. Das Telefon klingelte. Wallner hob ab. »Wallner … das gibt’s doch wohl nicht. Weiß der Lutz schon davon? … Nein, ich ruf ihn selber an. Schau, dass du herkommst.« Wallner legte auf. Die beiden anderen sahen ihn fragend an. »Der Kreuthner«, stöhnte Wallner. »Ich schwör’s euch – das ist jetzt nicht mehr zu toppen.«

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61 . Kapitel
    29 . September 2009 , 16  Uhr 05 : Am Ende dieser sechzehn Tage würde man festhalten, dass es eine Rekordwiesn war. Nicht was die Zahl und den Durst der Besucher betraf. Aber das Wetter war erstaunlich gewesen. Kein einziger Tropfen Regen hatte die Oktoberfeststimmung getrübt. Der Himmel hatte sich wie durch ein Wunder am Samstag aufgetan, pünktlich zum Anstich durch den Oberbürgermeister, und von da an hatte der Herrgott eine unablässige und milde Herbstsonne scheinen lassen auf seine Bayern, damit sie und Millionen Menschen aus allen Teilen der Erde ein Fest begehen konnten, ein Fest, bei dem Hautfarbe, Geld und Herkunft nichts galten und bei dem alle gleich und brüderlich waren, vorausgesetzt die Bereitschaft, sich zünftig zu betrinken und auf Bierbänken stehend »Ein Prosit der Gemütlichkeit« zu singen.
    Falcking betrachtete das eingefallene Gesicht mit den dunkel geränderten, ängstlich und verwirrt blickenden Augen. Die Backen, einst feist und prall gefüllt, hingen wie Kartoffelsäcke herab, von beiden Seiten der Nase liefen Furchen an den Mundwinkeln vorbei zum Kinn. Sie hatten Schauchmeier letzte Woche aufs Oktoberfest mitgenommen. In seinen gesunden Zeiten war er zwei Mal jede

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