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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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zwischen der Verletzung der Verkehrssicherungspflicht und dem Tod des Dlugovic. Denn die Pflicht, Schirmständer nicht mitten auf der Terrasse stehen zu lassen, sei nicht dazu da, nachts herabstürzende Drachenflieger vor Schaden zu bewahren.

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9 . Kapitel
    W ährend die anderen Mitarbeiter die SoKo-Räume bezogen und die Aufgaben verteilt wurden, saßen Wallner und Mike in Wallners Büro und studierten die Unfallakte Dlugovic.
    »Zwei Komma neun Promille hat er gehabt«, las Wallner aus dem Obduktionsbericht vor.
    »Sonst machst ja so einen Scheiß auch net.« Mike war gerade bei den Zeugenaussagen. Es handelte sich im Wesentlichen um die Aussagen der verstörten Frauen, denen Dlugovic vor die Füße gefallen war. Wichtiger für das Verständnis der Hintergründe waren jedoch die Aussagen von Dlugovic’ beiden männlichen Begleitern in dieser Nacht.
    »Weißt, mit wem er unterwegs war, bevor er abgestürzt ist?« Mike wedelte mit der Zeugenakte.
    »Mit dem Kummeder?«
    »Richtig. Und der Peter Zimbeck war auch dabei.«
    »Was sagt uns das jetzt?« Wallner klappte seine Akte zu.
    »Keine Ahnung. Der Kummeder war jedenfalls schon vor drei Jahren dabei. Genau am 4 . Oktober. Und heute ist er wieder am Riederstein, und da schießt ihm einer den Kopf weg.«
    »Wir sollten erst mal rauskriegen, was der am Riederstein wollte. Der Kummeder macht mir nicht den Eindruck, als wär er der große Bergfex gewesen.«
    »Der hat gekokst wie ein Staubsauger. Ich glaub net, dass der viel auf die Berge ist.«
    »Eben«, sagte Wallner und betrachtete den Aktendeckel. »Sag mal: Das Sweatshirt, das der Kummeder anhatte – was war denn da drauf?«
    »Jede Menge Blut. Oder was meinst du?«
    »Da war doch ein Motiv draufgedruckt. War das nicht so was wie Superman oder der Teufel? Irgend so ein Männchen mit Flügeln und Maske.«
    Mike konnte sich nicht erinnern. Allzu genau hatte er nicht hingesehen. Der Anblick war doch ein bisschen gruselig so ohne Kopf. »Du meinst, das war der Dlugovic?«
    »Ja. Denkbar. Vielleicht wollte der Kummeder eine Art Jahrestag begehen.«
    »Dann wär sein Spezl Zimbeck mit Sicherheit auch mit von der Partie gewesen. Der war damals dabei. Und die haben auch sonst fast alles zusammen gemacht.«
    »Zimbeck – sitzt der nicht im Knast?«
    »Oder er is noch net lang wieder draußen.«
    »Zimbeck war doch der, der damals diesem Rechtsanwalt die EC -Karte geklaut hat, oder?«
    »Falcking, ja. Und?«
    »Das Letzte, worüber der Kummeder gesprochen hat, war Falcking.«
    »Aber in einem ganz anderen Zusammenhang.«
    »Vielleicht hat das nichts zu bedeuten. Wir sollten trotzdem mal mit Herrn Zimbeck reden.«

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10 . Kapitel
    15 . Juni 2007 , 22  Uhr 40 : Die ersten vier Karten waren vielversprechend. Drei Ober und die Gras-Sau. Peter Zimbeck schob ein altes Markstück in Richtung Tischmitte, um den Einsatz des kommenden Spiels zu verdoppeln. »Geh weiter! Du auch?«, raunte Kreuthner, grinste und schob ebenfalls eine alte Münze Richtung Tischmitte, womit der Spielwert sich vervierfachte.
    Die Gaststube war spärlich beleuchtet. Eine Neonröhre brannte hinter dem hölzernen Tresen, und über den Wirtshaustischen hingen geschnitzte Lampen im bayerisch-neubarocken Stil, deren Holz in vierzig Jahren nachgedunkelt war. Gleiches galt für die Lampenschirme aus Schweinslederimitat. Da kam nicht mehr viel Licht durch. Auch die Birnen hatten Staub angesetzt, und einige schon lang aufgehört zu leuchten. Alle Tische bis auf einen waren unbesetzt, ebenso der Platz hinter dem Tresen. Dort sollte Susi stehen. Die aber war vor einer Viertelstunde hinausgegangen und nicht zurückgekehrt. Peter und seine drei Mitspieler hatten das noch nicht bemerkt. Sie waren in das wechselvolle Geschehen am Schafkopftisch vertieft. Der heutige Abend erforderte volle Konzentration, denn die Einsätze waren hoch. Zehn Euro für Spiel und Haxen, einen Zwanziger fürs Solo. Da kam leicht was zusammen.
    Zimbeck nahm die nächsten vier Karten einzeln auf. Das war so ein Aberglauben, dass man sie nicht alle gleichzeitig anschaute. Und auch die Spannung war bei diesem Verfahren ungleich höher. Schellen Sieben, Gras Neun, Herz Ass und der vierte Ober. Zimbecks Herzschlag beschleunigte sich. Er steckte die Karten unsortiert zusammen, damit niemand aus ihrer Position Rückschlüsse auf den Kartenwert ziehen konnte. Vier Herren! Wann hatte er die zuletzt in seiner Hand versammelt? Dazu zwei Gras und die Herz-Sau. Ein Gras-Solo müsste sich

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