Schafkopf
macht.«
Susi setzte sich in Bewegung. »Ich hol sie grad.«
Kathrin hielt Susi energisch am Arm fest. »Bist du wahnsinnig! Da ist der Stani drin. Der fragt dich sofort, wo ich bin.«
»Dann sag ich, dass du nicht da bist.«
»Der schaut dich nur einmal an und weiß, was los ist.«
Susi nickte. Kathrin hatte recht.
»Wir müssen eigentlich nur die Durchreiche aufmachen. Die Dose steht direkt an der Seite.« Susi machte Anstalten, zur Durchreiche zu gehen. Kathrin hielt sie abermals zurück.
»Der Stani ist grad hinterm Tresen. Wir müssen warten, bis sie abgelenkt sind.« Kathrin beugte sich nach vorne und versuchte, durch den engen Spalt in der kleinen Schiebetür zu erkennen, ob Stani noch am Tresen war. Sie sah, wie jemand Bier in ein Glas zapfte.
Zimbeck überlegte, welche Karte er als nächste ausspielen sollte, kniff die Augen zusammen und zählte vor seinem geistigen Auge die Trümpfe. Dabei bewegte er die Lippen.
»Geh, Peter! Heit no!«, maulte Kreuthner.
»Ja Zefix. Es is net ganz einfach«, rechtfertigte sich Zimbeck.
»Sowieso. Hab ja net umsonst g’schossen«, feixte Kreuthner und grinste seine Spielpartner an. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Kummeder kam herein. Er sah nur kurz zu den Kartenspielern und blickte sich dann suchend im Raum um.
»Servus«, sagte Kummeder ganz kurz und dass man meinen konnte, er sei in Eile. »Ist die Kathi da?«
»Na, des siehst doch«, schnauzte ihn Zimbeck an.
»Und wo ist die Susi? Die weiß doch bestimmt, wo die Kathi steckt.«
Zimbeck legte genervt seine Karten auf den Tisch und drehte sich zu Kummeder. »Was ist denn los? Findst deine Alte nimmer?«
»Sie ist weggegangen, und ich mach mir ein bissl Sorgen.«
Kreuthner legte ebenfalls seine Karten ab. »Weggegangen? Was heißt’n des?«
»Dass sie halt weg is. Was is’n des für a Frage?«
»Hast sie wieder durchlassen?«
»Schmarrn.«
»Mir musst keine Storys erzählen. Mir is des doch wurscht.« Kreuthner konnte Dienstliches und Privates mit bemerkenswerter Akribie auseinanderhalten. Der war den einen Tag der Taufpate bei einem und am nächsten Tag hat er ihn verhaftet und dabei gefragt, ob der Täufling wohlauf sei. Ein Polizist, der um hohe Beträge Karten spielte, günstige Sachen kaufte, von denen er annehmen musste, dass sie gestohlen waren, oder betrunken Auto fuhr, machte sich für gewöhnlich erpressbar. Nicht so Kreuthner. Dem kam gar nicht in den Sinn, dass irgendwer diese rein privaten Dinge gegen ihn verwenden könnte, um ihn von der ordnungsgemäßen Ausübung seiner Pflichten abzubringen. Auch Kreuthner wusste, dass der bayerische Polizist laut Polizeiaufgabengesetz immer im Dienst war. Aber das Polizeiaufgabengesetz ging Kreuthner am Arsch vorbei, und was er nach Feierabend tat, ging keinen was an. Und wenn ihm nach Feierabend ein Fall häuslicher Gewalt unterkam, dann sollten die das unter sich ausmachen oder es sollte seinetwegen Anzeige erstatten, wer immer verprügelt wurde. Kreuthner mischte sich da jedenfalls nicht ein.
»Es war überhaupts nix.«
Kreuthner sah Kummeder skeptisch an.
»Ja gut, ich hab ihr eine g’schossen.«
»Also doch«, grinste Kreuthner.
»Du, die hätt mir fast a Beule in den Saab gefahren. Aber deswegen muss man ja net gleich abhauen. Des is jedes Mal die gleiche Scheiße. Wir können doch reden, wenn ihr was net passt. Wieso haut die immer gleich ab?«
Kummeder war außer sich und extrem nervös.
»Hol dir ein Bier und halt mal kurz dein Maul. Ich spiel grad a Solo.« Kummeder trat, trotz der Sorgen um seine Freundin, neugierig hinter Zimbeck und versuchte, in dessen Karten zu schauen. Die hatte Zimbeck zwischenzeitlich wieder aufgenommen. Zimbeck drückte die Karten an seine Brust.
»Herrschaftszeiten! Verschwind hinter mir!«
Kummeder trollte sich hinter den Tresen und zapfte ein Bier. Währenddessen nahm Zimbecks Schicksal am Kartentisch seinen Lauf. Kreuthner hatte in der Tat alle vier Unter und noch zwei weitere Gras, was letztlich zwei Stiche einbrachte, während seine Mitspieler noch zwei Saustiche beisteuerten. Es wurde teuer für Zimbeck. Vier Herren, zweimal gedoppelt und geschossen waren das unterm Strich vierhundertachtzig Euro, zu zahlen an jeden der drei Gegenspieler. Und ausbezahlt wurde sofort. Jeder der Spieler hatte ein paar hundert Euro dabei. Denn die Tarife waren vorher bekannt. Aber mit vierzehnhundert Euro in einem Spiel hatte dann doch keiner gerechnet.
»Ihr wollt die Kohle gleich oder was?«,
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