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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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ausgehen. Zimbeck war Erster. Er sagte aber nicht gleich, dass er ein Solo spielen wollte, was ihm niemand hätte streitig machen können, sondern er sagte nur: »Tät spielen.« Damit wollte er testen, ob Kreuthner auch ein Spiel anmelden würde, weil der ja ebenfalls verdoppelt hatte. Immerhin fehlten Zimbeck vier Unter. Einige davon würden sich vermutlich im Besitz von Kreuthner befinden. Tatsächlich sagte Kreuthner: »Ich auch.«
    Zimbeck überlegte. Das Solo war nicht ungefährlich. Mit drei Untern bei Kreuthner, der mit Sicherheit einen Wenz spielen wollte, musste man mindestens rechnen. Aber wenn die Farbtrümpfe nur ein bisschen günstig verteilt waren und er seine Spatzen billig weiterbrachte, konnte es gelingen. Andererseits – es war zweimal aufgedoppelt worden … Zimbeck nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierglas und atmete durch. Die Aussicht auf einen fetten Gewinn behielt letztlich die Oberhand. »Gras sticht«, sagte Zimbeck und ließ den Schellen-Ober auf den Tisch fallen.
    In diesem Augenblick fiel Zimbeck auf, dass er die ganze Zeit ein röhrendes Geräusch gehört hatte, das immer lauter geworden und jetzt mit einem Mal verstummt war. Das musste der Saab vom Kummeder sein, der gerade vorgefahren war. Zimbeck lauschte und hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde, dann knirschende Schritte im Kies. Zimbeck fragte sich, was der Kummeder um die Zeit hier wollte. Da sagte Kreuthner: »Kriegst an Stoß.«
    Das riss Zimbeck aus seinen Gedanken. Die Sache wurde ernst. Kreuthner musste mindestens sechs Trümpfe haben, wenn er Kontra gab. Zimbeck wusste, dass dieses Spiel teuer werden würde, wenn er sich jetzt nicht am Riemen riss. Vor allem musste er jede Karte mitzählen. Der erste Stich gehörte naturgemäß Zimbeck. Denn den Ober konnte keiner überstechen. Kreuthner und der alte Lintinger hatten Trumpf zugegeben. Harry Lintinger war trumpffrei. Unter war noch keiner gefallen. Schwierig. Jetzt wurde es zum Schach.
     
    Kathrin hatte die Autotür gehört und die knirschenden Schritte auf der anderen Seite des Hauses. Stani war gekommen, um sie zu holen. Ihr Atem ging schneller, ihr Magen krampfte sich zusammen. Susi war immer noch nicht aus dem Haus zurückgekehrt. Warum dauerte es so lange, bis sie das Geld gefunden hatte? Kathrin trat leise durch die Hintertür und sagte mit gedämpfter Stimme Susis Namen. Sie bekam keine Antwort. Die Tür zum Gastraum stand einen Spaltbreit offen. Am anderen Ende des Raumes sah sie Zimbecks muskulösen Rücken, über dem sich ein Tour-T-Shirt von Metallica spannte. Er spielte mit drei anderen Männern Karten. Einer davon war der alte Lintinger, Susis Vater. Der andere war Harry, Susis jüngerer Bruder. Den vierten Mann kannte Kathrin nur vom Sehen. Sie wusste, dass er Polizist war. In diesem Moment wurde die Tür am Haupteingang des Gasthauses geöffnet. Stanislaus Kummeder betrat den Raum. Er hatte, wie oft, dunkle Ringe um die Augen. Denn er schlief wenig und kokste viel. Kathrin zuckte zurück und machte, dass sie von der Tür wegkam. Leise ging sie weiter in Richtung Wirtshausküche. Die Küche war dunkel. Nur das Licht aus dem offenen Kühlschrank erhellte sie ein wenig. Vor dem Kühlschrank stand Susi.
    »Was machst’n da?«, flüsterte sie.
    Susi erschrak und drehte sich zur Küchentür. »Ich such Eis. Für dein Auge.«
    »Lass den Scheiß und beeil dich. Der Stani ist grad gekommen.«
    Susi blieb der Mund offen vor Schreck. Hektisch ging sie zu einem Hängeschrank, öffnete ihn und schob verschiedene Dosen hin und her. »Mach mal Licht. Ich kann die Dose mit dem Geld net finden.«
    »Lieber nicht. Vielleicht sehen die das von der Gaststube aus.«
    Susi suchte ohne Licht weiter, während Kathrin zu der von einer kleinen Schiebetür verschlossenen Durchreiche ging. Sie schob die Schiebetür einen Spaltbreit auf und sah in die Gaststube. Stani stand hinter Zimbeck, Zimbeck legte die Karten umgedreht auf den Tisch und sagte etwas zu Stani, woraufhin Stani sich umdrehte und zum Tresen und damit auf Kathrin zuging. Kathrin schloss vorsichtig den Spalt in der Schiebetür. Sie hörte, wie Susi immer noch in dem Hängeschrank kramte.
    »Vielleicht ist die Dose doch woanders. Kann das nicht sein?«
    Susi hielt inne und dachte nach. »Könnt höchstens sein, dass der Peter sie verräumt hat.« Susi schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Jetzt weiß ich, wo die ist. Die ist direkt neben der Durchreiche gestanden. Ich hab mich noch gewundert, was die da

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