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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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jetzt wird’s schwierig. Wie soll ich Ihnen das abstrakt erklären?«
    »Hat es irgendetwas mit dem Verschwinden von Kathi Hoogmüller zu tun?«
    Falckings Gesicht erstarrte. »Vielleicht.«
    »Warum hat Kummeder Sie angerufen? Weil Sie etwas über Frau Hoogmüllers Verschwinden wissen?«
    Falcking überlegte einige Sekunden. »Ja. Der Mann war ziemlich penetrant. Ich habe Erkundigungen über ihn eingezogen. Er hatte sich wohl in die Idee verrannt, dass seine Freundin entführt wurde.«
    »Wissen Sie etwas über ihr Verschwinden oder nicht?«
    »Um das Thema zu beenden, sag ich jetzt mal: Nein.«
    »Heißt das, Sie werden zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht was anderes sagen?«
    »Das ist mir jetzt zu unsystematisch. Warum hören Sie sich nicht einfach mein Anliegen an?«
    »Bitte«, sagte Wallner. »Darf ich mir Notizen machen?«
    »Ungern. Das kriegt dann gleich so was Aktenkundiges.«
    Falckings Handy klingelte. Er entschuldigte sich, stand auf und ging telefonierend vom Tisch weg. Wallner sah zu Mike. Der beugte sich gerade über den Tresen und flüsterte der jungen Frau etwas zu, worauf sie schrill auflachte. Wallner sah auf seine Uhr. Es ging auf fünf zu. Er hatte allerhand zu tun und vertrödelte seine Zeit mit einem Anwalt, der sich anstellte wie die Jungfrau in der Männersauna. Falcking schien ein schwieriges Gespräch zu führen. Mehrfach forderte er seine Gesprächspartnerin – Wallner vermutete hinter der Anrede »Spatz« eine Frau – auf, Ruhe zu bewahren, und erinnerte daran, dass man es bei früheren Gelegenheiten auch hinbekommen habe. Dann war Falcking im Toilettengang verschwunden und nicht mehr zu verstehen. Als er wieder zu Wallner an den Tisch trat, erklärte er, dass sein Schwiegervater verschwunden sei. Er leide unter Alzheimer und sei mittlerweile außerhalb seines eigenen Hauses komplett orientierungslos. Vermutlich irre er irgendwo in Gmund umher. Falckings Frau und deren Mutter seien gegenwärtig auf der Suche, die sich infolge des dichten Nebels schwierig gestalte. Er habe gerade versprochen, bei der Suche zu helfen, und bitte um Verständnis. Sobald er wieder verfügbar sei, werde er sich melden. Wallner war nicht begeistert und fragte, ob das jetzt wirklich sein müsse. Es sei ein Notfall, rechtfertigte sich Falcking. Wallner bot polizeiliche Hilfe bei der Suche an. Falcking meinte, er werde nötigenfalls auf das Angebot zurückkommen.
    »Ach ja«, sagte Falcking im Weggehen, »Sie können Ihre Leute eigentlich in den Feierabend schicken. Wär vielleicht auch besser so.«
    »Wie bitte?«
    »Das werden Sie verstehen, wenn ich meine Aussage mache. Bis später. Ich beeil mich.«

[home]
26 . Kapitel
    15 . Juni 2007 , 23  Uhr 28 : Das Haus war in einer Seitenstraße gelegen. Neunzigerjahre, Landhausstil, unten Putz, Holz im oberen Stockwerk. Barocke, geschnitzte Pfettenbrettchen hingen vom Dachgiebel, die Eindeckung war aus Schindeln, was selten war und ein wenig extravagant wirkte. Auf dem angrenzenden Grundstück ein weiteres Einfamilienhaus, gegenüber ein Bauernhof aus dem siebzehnten Jahrhundert nebst Austraghäuschen, das man in einer späteren Epoche dazugebaut hatte. Das Nachbarhaus und der Bauernhof waren dunkel. Falcking und das Mädchen standen vor der Eichentür, auf Kopfhöhe ein Fensterchen mit Butzenscheibe, braun und undurchsichtig.
    Im Haus rührte sich nichts. Sie hatten vor einer halben Minute geklingelt und warteten im Schein einer Lampe, die über der Tür angebracht und mit zwei Hundertwattbirnen bestückt war. Hinter ihnen schirmte ein mächtiges, mit Efeu überwachsenes Spalier die Besucher gegen Blicke aus den benachbarten Häusern ab. Der Bewegungsmelder schlug erst an, wenn man bereits hinter dem Spalier war. So konnte niemand aus der Nachbarschaft sehen, wer nachts das Haus besuchte. Die meisten Besucher kamen nachts. Die Bepflanzung des Spaliers war mit Bedacht gewählt. Der winterfeste Efeu bot zu jeder Jahreszeit Sichtschutz.
    Falcking trat einen Schritt zur Seite, so dass er am Efeu vorbei zum Nachbarhof sehen konnte. Der lag in Dunkelheit. Aber wer wusste schon, ob nicht einer am schwarzen Fenster stand und herüberspähte. Das Mädchen klingelte noch einmal.
    »Sie haben doch angerufen. Er muss wissen, dass wir kommen.«
    »Vielleicht ist eine andere Patientin da.«
    Das hätte den Wagen mit Tölzer Kennzeichen erklärt, der vor dem Haus stand. Dr.Junkinger hatte einen weiten Einzugsbereich.
    Falcking sog die sommerliche Nachtluft ein. Sie war

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