Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass der Adressat des aufreizenden Verhaltens Manfred gewesen sei. Dann seien die beiden weggegangen und im Nebel verschwunden.
    Mehr habe sie nicht gesehen?, fragte Wallner. Aber ja, sagte Vera. Sie sei den beiden selbstverständlich gefolgt, in dem Wissen, dass Wallner besorgt sei, was die Angelegenheit betreffe. Die beiden seien in ein Café gegangen, dessen Besitzer auf die Idee verfallen war, Heizpilze auf die Terrasse zu stellen, was nicht nur die Kälte verscheucht habe, sondern auch den Nebel im Umkreis von etwa dreißig Metern. Mit anderen Worten: klare Sicht auf die Terrasse. Dort saßen nun die beiden, und Manfred trank Kakao, die junge Frau Cola, oder war’s Rotwein? Schwer zu erkennen. Die Unterhaltung war jedenfalls angeregt. Hier brach Vera ihren Bericht ab. Ja und dann?, fragte Wallner. Dann hätten die beiden das Café wieder verlassen.
    Auf die Frage, was weiter passiert sei, antwortete Vera ausweichend. Nichts, was berichtenswert sei. Wallner schloss daraus, dass also durchaus noch etwas passiert war. Und ob das berichtenswert sei, könne sie doch seinem Urteil überlassen.
    »Bin mir nicht sicher.« Vera verschränkte wieder die Arme vor ihrer Brust.
    »Wieso willst du’s mir nicht sagen? Ist es irgendwas Schlimmes?«
    »Das kann ich so nicht beantworten. Dazu müsste ich mehr Informationen haben. Es ist auch eher, weil … ich meine, Menschen haben eine Privatsphäre.«
    »Ich bin Polizist. Das mit der Privatsphäre sehe ich sehr relativ. Kommt immer drauf an, was auf dem Spiel steht.«
    Vera schwieg dazu, trommelte mit den Fingern auf ihren Oberarmen. Schließlich nahm sie die Kamera zur Hand und schloss sie an Wallners Computer an. Ein Bild erschien. Riederstein. Vera spulte vor. Der Farbton des verschlierten Bildes wechselte von gelb und rot zu grau. Vera stoppte und brauchte noch zwei Versuche, bis sie die richtige Stelle gefunden hatte.
    Man sah Manfred im Nebel stehen, bei ihm die junge Frau. Die Kamera zoomte heran. Manfred lachte das Mädchen an. Auch das Mädchen lachte, mehr noch als Manfred. Manfred war noch gut in Übung, was das Unterhalten von Frauen anging. Seine Hand wanderte jetzt zum Oberarm des lachenden Mädchens und ließ sich dort nieder, verweilte. Dem Mächen schien es nichts auszumachen. Nach ein paar Sekunden nahm Manfred die Hand wieder von dem Mädchenarm fort und schickte sie zu seinem Hintern – zu Manfreds Hintern. Genauer gesagt zur Gesäßtasche seiner Hose.
    »Jetzt kommt’s«, sagte Vera.
    Manfred holte seinen Geldbeutel aus der Hose, entnahm ihm einen Schein, dessen Wert nicht zu erkennen war, und drückte ihn dem Mädchen in die Hand. Wallner starrte mit offenem Mund auf den Bildschirm.
    »Das gibt’s ja wohl nicht.« Seine Stimme klang atemlos.
    Das Mädchen schien das Geld abzuwehren, während Manfred sie offenkundig dazu nötigte, den Schein anzunehmen.
    »Ja, zier dich nur«, presste Wallner hervor.
    Jetzt hatte Manfred gewonnen, und das Mädchen steckte das Geld in ihre Jacke. »Na also, geht doch!« Wallner schüttelte fassungslos den Kopf und sah Vera zur Stellungnahme auffordernd an.
    »Ich dokumentiere nur, was ich sehe. Interpretieren musst du selbst.«
    Auf dem Bildschirm verschwanden die beiden Gestalten in der grauen Suppe.
    »Da muss ich mal ganz scharf nachdenken, was das wohl bedeuten könnte, was ich da eben gesehen habe.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    »Nun – ich hab einen alten Mann gesehen, der ein junges Mädchen antatscht, das wie eine Nutte aussieht. Die scheint nichts dagegen zu haben und kriegt anschließend Geld von dem Alten. Kann es sein, dass dieser Vorgang irgendetwas mit Prostitution zu tun hat? Oder bin ich hysterisch?«
    »Nein, klingt nach einer stabilen Arbeitshypothese.«
    Wallner war aufgestanden und lief im Büro auf und ab. Vera hatte die Kamera im Schoß und betrommelte sie mit ihren Fingern.
    »Hast du die beiden entkommen lassen?«, wollte Wallner wissen.
    »Natürlich nicht. Ich bin ihnen nachgegangen. War aber nicht einfach. Wegen Nebel und so.«
    »Klar. Wo sind sie hin?«
    Vera spulte noch ein wenig vor. Ein Haus in der Miesbacher Innenstadt kam ins Bild. Alt, unrenoviert und heruntergekommen.
    »Da sind sie rein. Sieht man jetzt nicht. Ich konnte die Kamera nicht mehr rechtzeitig draufhalten. Du weißt, wo das ist?«
    »Ja.« Wallner kannte jeden Quadratzentimeter in Miesbach. Er nahm seine Daunenjacke von der Garderobe.
    »Was hast du vor?«
    »Weiß ich

Weitere Kostenlose Bücher