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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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nestelte sie an der textilen Einlage, die am Ende der Schiene herausstand. Sie saß auf einem Hocker in der Küche, die kalt und dunkel war. Eine Neonlampe brannte über dem Herd. Im Gesicht der jungen Frau kleine Narben von Platzwunden, neben dem linken Auge die Reste eines Hämatoms, oben fehlte der linke äußere Schneidezahn. Auf der Lippe war ein Riss an der Stelle, wo der Zahn fehlte. Susi Lintinger war angespannt, ihre Finger kneteten den Plastikgips. Wallner und Mike waren allein mit ihr. Kreuthner schaute draußen in der Wirtsstube auf Zimbeck, dass der nicht in die Küche kam und die Zeugin beeinflusste. Doch musste Zimbeck nicht im Raum sein, um Macht über Susi Lintinger zu haben. Immer wieder sah sie zur Durchreiche, hinter der Zimbeck mit Kreuthner zusammenhockte. Wallner betrachtete das Gesicht der jungen Frau, ihren gebrochenen Arm.
    »Sie haben Probleme mit Ihrem Freund?«
    Susi Lintinger schüttelte den Kopf. »Kellertreppe.« Sie schluckte und versuchte gleichgültig auszusehen.
    »Sie können ihn anzeigen. Er ist vorbestraft und kommt mit Sicherheit lange ins Gefängnis.«
    Die junge Frau schwieg. Mike trat zu ihr hin. »Es is net einfach. Das wissen wir auch. Aber es gibt Wege, dass wir Sie schützen.«
    Sie schwieg, zupfte an der Armschiene und starrte auf den Küchenboden.
    »Das hört net auf. Nur wenn Sie was machen, hört’s auf. Anders geht’s net.«
    Sie schwieg immer noch, schien zu überlegen. Sagte schließlich kaum hörbar: »Sie können mich net schützen.«
    Die Kommissare wussten, dass sie recht hatte. Wallner gab ihr seine Visitenkarte. »Denken Sie drüber nach. Wir haben Leute, die Ihnen sagen können, was Sie tun müssen. Sie können auch mit einer Frau reden, wenn Ihnen das angenehmer ist. Rufen Sie uns an.«
    Sie betrachtete die Visitenkarte, machte aber keine Anstalten, sie zu nehmen. Wallner legte sie auf den Herd. »Was wollen Sie mich fragen?«, sagte sie.
    »Sie haben gestern Vormittag zwei Mal mit einem Herrn Jonas Falcking telefoniert. Stimmt das?«
    Sie nickte.
    »Was haben Sie mit ihm besprochen?«
    Susi Lintinger dachte nach, hatte offenbar Angst, etwas Falsches zu sagen. »Er … er ist Anwalt. Ich wollte was wissen. So eine Rechtssache.«
    »Hat das was …«, Mike senkte die Stimme, »… mit Ihrem Freund zu tun? Und dem Problem, das Sie mit ihm haben?«
    Susi Lintinger schüttelte den Kopf.
    »Womit dann?«
    »Muss ich das sagen?«
    »Jonas Falcking ist tot. Er wurde gestern Nacht ermordet.«
    Das Entsetzen in den Augen der jungen Frau war echt. Ihr Mund stand halb offen, ihr Atem ging schwerer.
    »Wollen Sie uns nicht sagen, in welcher Angelegenheit Sie mit Herrn Falcking zu tun gehabt haben?«
    Sie zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Mike wurde lauter. »Sie, das könnte verdammt wichtig sein für unsere Ermittlungen. Wir haben einen Mord aufzuklären!«
    Wallner hielt Mike am Arm zurück. »Lass gut sein.« Er deutete auf die Visitenkarte auf dem Herd. »Sie haben unsere Nummer.«
     
    Wallner stand mit Mike, Kreuthner und dem jungen Polizisten Holl am Streifenwagen. Ein paar schüchterne Sonnenstrahlen drangen durch den Nebel. Es dauerte nicht lang, und der Nebel schloss sich wieder.
    »Eins is klar: Die verarschen uns beide«, sagte Mike.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Wallner. »Warum geht sie zu einem Anwalt? Weil sie was gegen ihren Freund machen will?«
    Kreuthner war angesprochen und zuckte mit den Schultern. »Kann’s mir net vorstellen. Die hat zu viel Angst. Das war schon so, bevor er ins Gefängnis gegangen ist.«
    »Du meinst, er verprügelt sie schon seit Jahren?«
    Kreuthner nickte.
    »Er hat ihr den Arm gebrochen.«
    »War net das erste Mal. Kannst dir ja denken, so wie der Zimbeck beinand is. Der wenn zuschlagt …«
    Wallner war irritiert. »Hast du nie versucht, irgendwas zu machen?«
    »Wenn ich dabei war, bin ich dazwischengegangen. Ich hab ihr gesagt, sie soll ihn anzeigen. Aber was willst machen? Wenn die Schiss hat, dann tut die nichts. Aussichtslos. Ich mein, ich versteh’s ja. Wenn die ihn anzeigt, und der Zimbeck erwischt sie noch mal – die is tot. Und irgendwann kommt er wieder raus ausm Gefängnis.«
    Wallner sah zum Wirtshaus, das schon im Halbdunkel lag. Susi Lintinger trug einen leeren Träger Bier aus dem Hintereingang und setzte ihn auf einen Stapel anderer leerer Träger. Sie blickte kurz zu den Polizisten herüber, wandte den Blick schnell ab und ging wieder ins Haus.
    »Was hast du eigentlich mit dem Zimbeck

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