Schafkopf
hatte zu beiden Mordopfern eine Verbindung. Mit Kummeder war er befreundet gewesen, mit dem toten Anwalt verbanden ihn die undurchsichtigen Vorkommnisse in der Nacht, in der Kathi Hoogmüller verschwunden war. Außerdem wollte sich Janette um die Personen kümmern, mit denen Jonas Falcking telefoniert hatte und die man weder dem Kreis der Freunde und Verwandten noch seiner Mandantschaft zuordnen konnte. Drei der Nummern aus der Telefonliste hatte sie bereits angerufen. Es waren drei Haushalte von Ehepaaren gewesen. In allen drei Fällen hatte Falcking offenbar nur Kontakt mit der Ehefrau gehabt, während der Ehemann davon nichts wusste. Alle drei Frauen hatten angegeben, sie hätten Falcking in seiner Eigenschaft als Anwalt konsultiert, wollten sich aber nicht dazu äußern, in was für einer Sache sie Falckings Dienste benötigt hatten. Alle drei hatten keinerlei Zahlungen an Falcking geleistet, wie man aus Falckings Kontounterlagen wusste. Darauf angesprochen gaben die Frauen an, das Mandatsverhältnis sei beendet worden, bevor es zu kostenpflichtigen Aktivitäten des Anwalts gekommen war. Möglicherweise, mutmaßte Janette, hätten die Frauen den Anwalt konsultiert, weil sie eine Scheidung beabsichtigten. Das würde erklären, warum die Männer nichts davon wussten und es den Frauen unangenehm war, dazu befragt zu werden. Denn offenkundig war aus der Scheidung in allen drei Fällen nichts geworden. Da sich in Falckings Akten kein einziger Scheidungsfall befand, hatte Falcking den Frauen möglicherweise gesagt, dass er keine Scheidungen mache. Unklar blieb aber, warum dann alle drei Frauen mehrfach mit Falcking telefoniert hatten.
Vor einer Stunde hatte Janette außerdem die Daten für die Bewegungsprofile der drei Handys bekommen. Auf dem Land seien die Funkzellen ja bekanntlich recht groß und eine genauere Ortung deswegen nicht möglich. Für den Sonntag konnte man dennoch feststellen, dass Falcking schon sehr früh, um kurz nach fünf, von Holzkirchen aufgebrochen und Richtung Tegernsee gefahren sei. Dann habe er sich einige Zeit in Gmund aufgehalten. Wo genau, sei nicht feststellbar. Kurz nach sechs war er in Tegernsee. Dort hatte er um sechs Uhr sieben sein Handy ausgeschaltet. Interessanterweise war Falcking nicht in Tegernsee Süd gewesen, also auf dem üblichen Parkplatz für Touren zum Riederstein, sondern nördlich davon und war wahrscheinlich über das Alpbachtal zur Galaun hochgelaufen. Das war nachweisbar, weil der Parkplatz in Tegernsee Süd durch den Leeberg abgeschattet und deswegen von einem anderen Funkmast bedient werde.
Kummeder war gegen halb sechs von zu Hause aufgebrochen und Viertel vor sechs in Tegernsee Süd eingetroffen. Er musste ungefähr um halb sieben auf dem Riederstein gewesen sein. Um sechs Uhr zweiundvierzig wurde Kummeder nach Angaben von Kreuthner erschossen.
Peter Zimbeck war etwa um Viertel nach sechs auf dem Parkplatz in Tegernsee Süd eingetroffen. Von da aus hatte er Kummeder angerufen und ihm möglicherweise mitgeteilt, dass er sich verspäten werde. Das war um sechs Uhr vierzehn. Wenn er um diese Zeit losgegangen war, dann könnte er zur Tatzeit auf der Galaun gewesen sein und komme damit als Täter in Frage. Interessanterweise hatte Zimbeck Kummeder noch einmal angerufen, und zwar genau um sechs Uhr zweiundvierzig. Exakt zur Tatzeit.
Zwei Szenarien seien denkbar und nicht ganz unwahrscheinlich, sagte Wallner. Variante eins: Zimbeck hatte Kummeder auf dem Gipfel des Riedersteins angerufen, um ihn an eine Stelle zu locken, an der er am besten auf ihn zielen konnte. Möglicherweise hatte Falcking Zimbeck dabei beobachtet. Variante zwei: Zimbeck hatte Kummeder nicht erschossen, aber gesehen, wie er erschossen wurde, oder den Schuss gehört und daraufhin seinen Freund angerufen. Auch das würde den Anruf zur Tatzeit erklären. Leider könne der Kollege und Zeuge Kreuthner nicht sagen, ob der Anruf vor oder nach dem Mord einging. Denn er habe zu dieser Zeit nicht zu Kummeder, sondern über das Geländer ins Tal hinuntergeschaut, berichtete Wallner unter hämischem Gekicher der Anwesenden. Außerdem war das Handy des Kummeder auf Vibration gestellt.
Falls Zimbeck nicht der Täter war, fragte sich natürlich, wer sonst. Bis jetzt konnte niemand ermittelt werden, der ein Motiv hatte. Möglicherweise gab es Motive, die in irgendeiner Weise mit dem Verschwinden von Kummeders Freundin Kathi Hoogmüller zusammenhingen. Aber darüber wusste man noch zu wenig. Falls es Zimbeck
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