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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Kummeder aufn Sack gegangen. Und da hat er halt gesagt, die Kathi is tot, damit er Ruhe gibt.«
    Wallner sah zu Kreuthner. »Kennst du den Lintinger Harry?«
    »Flüchtig«, sagte Kreuthner und musste an das legendäre Solo vom Zimbeck denken, das er ihm zusammen mit den Lintingers sauber verhagelt hatte. Wallner ging zu Zimbeck an den Tresen. Zimbeck goss heißes Wasser aus dem Wasserkocher in den Kaffeefilter.
    »Haben Sie keine Kaffeemaschine?«
    »Doch. Aber so schmeckt er besser.«
    Wallner nickte, sah sich im Raum um. Der roch nach kaltem Rauch, trotz Rauchverbots. Das wurde hier vermutlich nicht streng gehandhabt. Der Geruch des aufgebrühten Kaffees mischte sich in den kalten Rauch. Die Spüle hinter dem Tresen war sauber. Alle anderen Dinge im Raum machten den Eindruck, als würde man kleben bleiben, wenn man sie anfasste.
    »Sie sind also zur Galaun hoch. Wann waren Sie oben?«
    »Keine Ahnung. Halb acht. Acht.«
    »Sie kommen da an, sagen wir Viertel vor acht. Da sind Sie aber schon eine Stunde zu spät. Der Mord fand um sechs Uhr zweiundvierzig statt. Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich bin halt wieder runter. Was hätt ich denn machen sollen? Die haben mich ja net raufgelassen.«
    »Ich hätte zum Beispiel meinen Freund angerufen, gefragt, wo er gerade ist. Hätte darüber geredet, was man jetzt machen soll, wo die Gedenkfeier auf dem Berg geplatzt ist.«
    »Natürlich hab ich ihn angerufen. Ist aber logischerweise keiner hingegangen.«
    »Wann war das?«
    Zimbeck stellte den Filter von der Tasse in die Spüle und blickte in die dampfenden Tiefen des Kaffees, als habe er Wallners letzte Frage nicht gehört. »Keine Ahnung. Was wird ’n das hier? Ich hab ’n net erschossen.«
    »Hat ja keiner behauptet. Andererseits, was Sie uns gerade erzählen, stimmt irgendwie nicht mit dem überein, was wir ermittelt haben.«
    »Ah so? Was haben Sie denn ermittelt?«
    »Zum Beispiel Ihr Anruf. In der Tat, Sie haben Herrn Kummeder angerufen. Aber das war nicht um Viertel vor acht, sondern …«, er blickte zu Mike. Der zog ein DIN -A 4 -Blatt aus seiner Jacke, entfaltete es und fuhr mit dem Finger auf der Seite von oben nach unten.
    »Sechs Uhr vierzehn. Also eineinhalb Stunden vorher. Und da ist der Kummeder auch ans Telefon gegangen.«
    »Ja, stimmt. Da hab ich ihn angerufen und gesagt, es dauert noch. Ich war grad aufgewacht.«
    »Nein, da waren Sie schon in Tegernsee auf dem Parkplatz.«
    Zimbeck sah Wallner in die Augen. Der Blick war aggressiv. »Ja, scheiß drauf. Dann war ich auf dem Parkplatz. Und?«
    »Warum lügen Sie?«
    »Ihr habts mich grad zwei Jahre in den Knast gesteckt. Da bin ich net zu Dankbarkeit verpflichtet. Sonst noch Fragen?«
    »Was haben Sie am 15 . Juni 2007 gemacht?«
    »Bin ich a Computer oder was? Woher soll ich denn wissen, was ich da gemacht hab?«
    »A EC -Kart’n und an Porsche hast gestohlen an dem Tag. Und wegen der EC -Kart’n hast bis vor kurzem gesessen«, half Mike Zimbecks Erinnerung nach.
    »Dann wisst’s ja eh, was ich gemacht hab. Und das mit dem Porsche war ich net. Oder hat das wer behauptet?«
    »Wie sind Sie an die EC -Karte gekommen?«
    »Gefunden hab ich sie.«
    »Wo?«
    »Steht alles in der Akte. Wollt’s mich verarschen oder was?«
    »Ein paar Dinge stimmen da nicht mit der EC -Karte. Woher hatten Sie zum Beispiel den PIN -Code?«
    »Ich hab’s schon tausendmal gesagt. Zufall. Ich drück vier Zahlen, und es hat geklappt.«
    »Geh, Zimbeck – das kannst deiner Oma erzählen. Den PIN -Code hast vom Falcking gehabt, oder? Ist doch so.« Mike war aufgestanden und zu Wallner an den Tresen gegangen.
    Zimbeck ließ zwei Stücke Zucker in seinen Kaffee fallen und rührte mit Sorgfalt um. »Ich sag jetzt gar nix mehr. Ich muss nämlich net mit euch reden. Und wegen der EC -Karte muss ich schon gar nix sagen.« Seine Stimme glitt ins Süffisante: »Da tät ich mich am End noch selber belasten.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen.« Mike suchte Zimbecks Augen. Die waren aber hinter der Kaffeetasse verborgen, aus der Zimbeck trank.
    »Wir würden gern mit Ihrer Freundin, der Frau Lintinger, sprechen«, sagte Wallner.
    »Die is net da.«
    »Red kein Blech. Natürlich is die da«, meldete sich Kreuthner aus dem Hintergrund. Zimbeck war über Kreuthners Einmischung sichtlich verärgert und deutete mit dem Kopf in Richtung Küche, die sich hinter der Durchreiche befand.
     
    Der Arm in der roten Kunststoffschiene ruhte auf dem Oberschenkel, mit der freien rechten Hand

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