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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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zu bereden gehabt, bevor wir gekommen sind?«
    »Ich wollt wissen, ob er net doch was sagt. Was damals vor zwei Jahren passiert is. Euch sagt er’s g’wiss net. Bei mir – könnt schon mal sein.«
    »Und?«
    »Der lasst nix raus. Irgendwas war da. Aber das wirst von ihm net erfahren.«
    »Du warst damals auch hier im Wirtshaus. Ist dir nichts aufgefallen? Ihr habt doch Karten gespielt. Und dann war irgendwie diese Freundin vom Kummeder da.«
    »Wahrscheinlich. Gesehen hab ich sie wie gesagt nicht.«
    »Was war denn noch an dem Abend? War der Zimbeck die ganze Zeit hier im Wirtshaus?«
    »Solange ich da war, schon. Danach – keine Ahnung, was er gemacht hat.«

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36 . Kapitel
    15 . Juni 2007 , 23  Uhr 15 : Als Zimbeck und Kreuthner in jener Nacht in die Wirtsstube zurückkamen, saßen Vater und Sohn Lintinger vor vollen Biergläsern am Kartentisch.
    »Mir ham uns amal a Bier geholt. Ist doch in Ordnung?«
    »Habts an Strich gemacht?«, fragte Zimbeck.
    Hatten sie nicht. Zimbeck zog einen Kugelschreiber aus seiner Hose und reichte ihn dem alten Lintinger. Der machte auf seinen Bierdeckel einen Strich und schob den Stift seinem Sohn über den Tisch. Auch Harry Lintinger malte einen Strich an den Rand seines Bierdeckels. Als Susi an der Tür vorbeiging, blieb sie einen Augenblick stehen, sah mit leeren Augen zu Vater und Bruder. Sie blutete an der Augenbraue. Die Würgemale zogen sich wie ein schmutziger Rand um ihren Hals. Harry sah seine Schwester, zögerte einen Wimpernschlag, dann senkte er den Blick auf die Tischplatte. Der Vater tat es ihm gleich. Susi ging in die Küche. Aus der Wirtsstube hatte sie nichts zu erwarten. Dort hatten sie andere Dinge zu verhandeln.
    »Ja gut«, sagte der alte Lintinger. »Wie schaut’s aus?«
    »Was schaut wie aus?«, fragte Zimbeck.
    »Ja … Kohle. Schotter.« Lintinger lachte. »Ich hab gehört, es hätt wer a Solo verloren.«
    Lintinger lachte heiser und wandte den Blick um Zustimmung heischend zu Kreuthner, dann zu Harry. Aber seinem Sohn war das Lachen vergangen. Er klammerte sich an sein Bierglas und war mit den Gedanken woanders. Kreuthners Miene hingegen verriet Verständnislosigkeit und dass die Lacherei im Augenblick unangebracht war. Das war nicht zum Lachen. Nicht, dass Zimbeck Lintingers Tochter fast umgebracht hatte, sondern dass Zimbeck verdammt viel Geld bei einem Spiel verloren hatte. Darüber machte man keine Scherze. Der alte Lintinger hörte auf zu lachen.
    »Hast ja a Gedächtnis wie a Elefant«, sagte Zimbeck. Lintinger zuckte mit den Schultern. Vielleicht hätte er unter anderen Umständen gekuscht und die Sache auf sich beruhen lassen. Aber er hatte in Kreuthner einen verbündeten Dritten, der nicht auf sein Geld verzichten würde. Und wenn Kreuthner Geld bekam, dann wollte auch er seinen Gewinn einstreichen.
    »Ah so. Du magst deine Spielschulden net zahlen«, sagte Lintinger leise und machte ein erstauntes Gesicht.
    »Ich zahl meine Schulden!« Zimbeck wurde laut. Nicht sehr laut, aber so laut, dass seine Verärgerung sich allen im Raum mitteilte und ihnen signalisierte, dass ein gefährlicher Punkt erreicht war. Wer Zimbeck weiter ärgerte, musste mit Konsequenzen rechnen. Lintinger sagte nichts mehr, gab lediglich durch eine Geste zu verstehen, dass er Zimbecks Ankündigung zu würdigen wusste.
    Zimbeck ließ ein paar Sekunden verstreichen, in denen sich alle noch einmal darüber klar werden konnten, dass es ausschließlich seine eigene, freie Entscheidung war, wenn er bezahlte. Dann stand er auf und forschte in seinem Hosensack nach. Drei Fünfziger fanden sich darin. Zusammen mit dem Geld, das an Zimbecks Platz auf dem Tisch lag, reichte es, um Kreuthner auszubezahlen. Kreuthner steckte das Geld ein, ohne nachzuzählen, legte einen Zehner fürs Bier auf den Tisch, sagte »Stimmt so«. Die Kartenrunde war beendet. Es blieb die Frage, wie Zimbeck seine Spielschuld mit den Lintingers regeln würde. Kreuthners Instinkt sagte ihm, dass ihn das nichts anging und es besser war, wenn er davon nichts wusste. Er verließ mit knappem Abschiedsgruß das Lokal.
    »So, meine Herren«, sagte Zimbeck, als Kreuthner draußen war. »Mehr Kohle hab ich net im Haus.«
    Harry Lintinger und sein Vater wussten nicht recht, worauf Zimbeck hinauswollte. Gerade eben noch hatte er gesagt, er werde zahlen. Galt das nicht mehr, nun da der Polizist weg war?
    »Kein Geld mehr im Haus«, wiederholte Zimbeck. »Saublöde G’schicht. Okay, es wär eigentlich was

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